Der zögernde Schwertkämpfer
aussah.
»Wir haben die Bekanntschaft des Adepten Nnanji bereits gemacht«, sagte Imperkanni eisig. Er wandte sich an Yoningu. »Seid Ihr bereit, mein Schützling?«
»Ich bin bereit«, antwortete Yoningu. Er ließ den Blick schnell zu Wallie schweifen und dann zu Nnanji, und sprach anschließend laut: »Ich beschuldige Lord Shonsu ebenfalls, das siebte Sutra verletzt zu haben.«
Er hatte also bereits Nnanji beschuldigt. Imperkanni würde sich als Richter aufspielen, Yoningu als Ankläger. Nach Wallies Einschätzung war das eine sehr primitive Art der Justiz, denn die beiden Männer waren gleichzeitig Zeugen, und wahrscheinlich verband sie eine kumpelhafte Freundschaft aus langen gemeinsamen Jahren miteinander, doch es war besser als nichts.
Dies waren also die Passagiere, die von Bord des Schiffes gekommen waren – insgesamt ungefähr ein Dutzend, zwei Sklaven und vielleicht zehn Schwertkämpfer von der Zweiten bis zur Siebten Stufe. Sie waren gerade rechtzeitig angekommen, um den Kampf noch mitzuerleben, eine Gesellschaft bestehend aus jenen Freien Schwertern, von denen Nnanji mit soviel Bewunderung und Sehnsucht zu sprechen pflegte – die Hüter der Ordnung, die Bewahrer des Friedens –, die die Schwertkämpfe der regulären Streitkräfte und der Wache unterstützten, im Zaum hielten und, wenn nötig, zur Räson brachten.
Imperkanni warf einen Blick hinaus auf die Wiese und rief über die Schulter einem seiner Männer zu: »Kandanni, sorge dafür, daß uns diese Maultiere nicht weglaufen!«
Ein Drittstufler stapfte beflissen aus dem Schuppen.
»Gute Idee«, sagte Wallie. »Vielleicht, mein Lord, hättet Ihr auch die Güte, das Schiff aufzuhalten.«
Imperkanni runzelte mißtrauisch die Stirn, nickte dann jedoch einem Zweitstufler zu, der auf den Anlegesteg hinausrannte. Er mochte bereits fest von der Schuld der Angeklagten überzeugt sein, doch er war willens, die Formen einzuhalten.
Wallie war so erschöpft, daß seine Knie zitterten, doch wenn sie sich nicht von selbst setzen würden, würde er es nicht vorschlagen. Die Schwertkämpfer hatten das Tor in Richtung Wiese sorgsam verriegelt, für den Fall, daß die Gefangenen einen Fluchtversuch unternehmen würden, doch Wallie war überzeugt davon, daß das eine reine Formsache war, da beiden Gefangenen gestattet worden war, ihre Schwerter zu behalten. Diese Männer waren keine Haudegen wie die Tempelwache. Diese Männer waren Kämpfer.
Er sollte vor Gericht gestellt werden, hier und jetzt, in diesem widerhallenden und blutbefleckten Wachhaus. Es war ein seltsamer Gerichtssaal: ein riesiger Holzschuppen mit einem breiten Pflastersteinboden, der wie eine Straße mitten hindurchlief. Die Pferdeställe auf der einen Seite waren nach oben hin offen bis zu einer hohen Balkendecke, doch die gegenüberliegende Wand war massiv, unterbrochen durch ein paar gewöhnliche Türen. Schwalben segelten in den Torbogen an beiden Seiten ein und aus, schwangen sich hinauf zu ihren Nestern in den Sparren, schimpften mit ärgerlichem Gezwitscher auf die Männer hinunter. Wenn Wallie das Ganze überhaupt an etwas erinnerte, dann an die Rückansicht einer Theaterbühne, alle Balken und kahlen Flächen waren unverschönt sichtbar, und die Leichen aus dem letzten Akt von Hamlet lagen noch auf dem Boden verstreut.
Der Maultiertreiber und der Kapitän des Schiffes wurden hereingeführt und angewiesen, sich zu setzen, direkt neben Jja und Kuhi. Schwertkämpfer zogen das Handeln langen Diskussionen vor. Nicht daß irgendein Zivilist mit gesundem Menschenverstand versucht hätte, mit ihnen zu diskutieren.
Katanji stand hinter seinem Bruder und starrte Wallie mit großen, verängstigten Augen an. Die schwachen Strahlen der tiefstehenden Abendsonne fielen durch die flußwärtige Tür und erhellten Trasingjis Körper wie Flutlicht. Pferde wieherten hinter der Stalltür.
»Ihr könnt beginnen, Ehrenwerter Yoningu«, sagte der Richter.
Der Ankläger schritt hinüber zu Trasingji. Imperkanni und Wallie gingen neben ihm her.
»Ich habe beobachtet, wie Lord Shonsu diesen Mann von hinten erstach, und zwar mit einem Dolch.«
Sie schritten zurück zu Tarru. Wallie war erschüttert, als er sah, daß er den Mann beinahe in zwei Teile geschnitten hatte und daß die Steine ringsum in Blut getaucht waren, als ob es ihn zerrissen hätte.
»Ich habe beobachtet, wie Lord Shonsu diesen Mann von hinten angegriffen hat.«
Als nächstes folgte die Gruppe mit den fünf Leichen, und Yoningu hielt
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