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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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runzelte die Stirn. Wenn ihn seine Shonsu-Beurteilung nicht trog, dann stimmte hier etwas nicht. Dann bemerkte er eine sonderbare Gerätschaft auf der gegenüberliegenden Seite des Hofs, und für eine Weile vergaß er Nnanjis Probleme. Es war ein Gebilde aus massiven Balken und Riemen, und weder Wallie noch Shonsu wußte, was das war. Lange Gerten, ähnlich wie Schilf, standen in einem Faß daneben.
    »Was ist das, um alles in der Welt?« fragte er, während er darauf deutete und nicht glauben wollte, was er langsam vermutete.
    »Der Auspeitschstand, mein Gebieter.«
    Wallie drehte sich blitzartig um und starrte seinen Vasall an. »Und wer wird ausgepeitscht?«
    Nnanji zuckte mit den Schultern. »Vor allem Sklaven. Einige Mentoren wenden es bei ihren Schützlingen an.«
    »In der Annahme, daß sie auf diese Weise Schwertkämpfer aus ihnen machen?« Wallie sah noch einmal zu dem Auspeitschstand hin und dann wieder kurz zu den Fechtern. »Laß uns von hier verschwinden, bevor mir das Mittagessen hochkommt.«
    In dumpfem Schweigen folgte Nnanji seinem Gebieter zurück in die königlichen Gemächer, offenbar in der Annahme, daß seine Unterrichtsstunde gestrichen war. Sie durchquerten den Vorraum. »Schließ die Tür«, sagte Wallie und ging weiter, bis er sich in sicherer Entfernung in dem großen Raum befand.
    »Zieh!« brüllte er, wirbelte herum und zog. Nnanji machte einen Satz und zog.
    »He! Gar nicht schlecht!« sagte Wallie. »Und das mit einem Schwert, das dir noch nicht vertraut ist!« Er lachte über Nnanjis aufgeschrecktes Gebaren. »Entspann dich! Hast du gedacht, ich beginne die Fechtübungen mit echten Klingen? Ich wollte nur deine Geschwindigkeit testen – und du bist viel schneller als Briu. Viel schneller! Natürlich bist du jünger.«
    Nnanji strahlte – es mußte lange her sein, daß er für sein Fechten gelobt worden war, wenn er von dreizehn Männern der dritte von unten war.
    Der Gästeraum war fast so groß wie der Übungshof. Er war kühler und abgeschirmt und ruhig. Wallie legte das Siebte Schwert behutsam auf einen Lacktisch und rückte einen Hocker dicht an einen Sessel mit Seidenstickerei heran. Er setzte sich mit einem behaglichen Seufzer hin und legte die Füße hoch. Nnanji grinste wieder, das Schwert immer noch fest umklammernd.
    »Kein Florett«, sagte Wallie. »Du mußt ein Gefühl für diese Klinge bekommen. Also, en guard – quart! Zeig mir einen Ausfall.«
    Nnanji machte einen Ausfall, und eine Pause entstand.
    »Schrecklich«, sagte sein Mentor. »Einwärts gerichteter Fuß, Daumen nach oben. Schlaffes Handgelenk … vom Ellbogen ganz zu schweigen. Bei allen Göttern! Der Angriff des Killerwurms!« Er deutete auf den Spiegel. »Versuch es dort drüben noch einmal. Los – wie ist es dir beigebracht worden? Benutze dein hervorragendes Gedächtnis!«
    Nnanji machte einen erneuten Ausfall in Richtung Spiegel, dann korrigierte er die Stellung seines Fußes, der Hand, des Arms, des Gelenks. Er versuchte es noch einmal, ging auf die gleiche Weise vor. Dann blickte er sich unsicher um.
    »Du bist tot, mein guter Eleve«, sagte Wallie ruhig. »Drunten in der Waffenschmiede hängt dein Schwert zum Verkauf. Schade, er war so ein netter Kerl!«
    Er unternahm ein Dutzend Versuche eines Ausfalls, und jedesmal machte er Fehler. Dann wies ihn Wallie an, sich ganz auf sein Handgelenk zu konzentrieren. Das gelang ihm, doch als er versuchte, auch noch seine Fußstellung zu berichtigen, wackelte sein Gelenk wieder wie zuvor. Nach einer halben Stunde hatte er nicht den geringsten Fortschritt gemacht, und sowohl Wallie als auch Shonsu waren völlig erschüttert. Er stand auf und nahm Nnanjis linke Hand.
    »Ich werde dich führen«, sagte er. »Versuch es mal ganz, ganz langsam.« Wie in Zeitlupe bewegte Nnanji den Arm, hob den rechten Fuß und vollführte eine Phase nach der anderen eines Ausfalls. Wallie hielt ihn fest, bis sein rechter Fuß wieder auf den Boden kam. Während er ständig seine Haltung korrigierte, gelang Nnanji die Karikatur eines Ausfalls. Sie übten das noch eine Weile, doch die kleinste Steigerung in der Geschwindigkeit warf ihn wieder auf den Stand wie zuvor zurück.
    »Es liegt an deinem verdammten Gedächtnis«, tobte Wallie. »Kannst du nicht mal was vergessen?« Doch offenbar konnte Nnanji das nicht, obwohl er vor Enttäuschung dem Wahnsinn nahe war. Die Fehler, die er sich angewöhnt hatte, hatten sich ihm eingeprägt wie die Sutras. Sie versuchten es aufs neue mit seiner

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