Der Zorn der Götter
Pazifischen Ozeans, die sich auf die gesamte Großwetterlage und das Ökosystem auswirkt, während La Nina die Wassertemperatur im Pazifik abkühlt. Aufgrund des Zusammenspiels beider ist es realistisch gesehen unmöglich, gezielt das Wetter zu verändern, geschweige denn die Folgen zu beherrschen. Die südliche Hemisphäre besteht zu rund achtzig Prozent aus Meeren, während es in der nördlichen Hemisphäre etwa sechzig Prozent sind, was zu einer weiteren Instabilität führt. Hinzu kommt der Jetstream, der ausschlaggebend für die Richtung ist, in die die Stürme ziehen, und den kann man nicht beeinflussen.«
Greenburg nickte, dann zögerte er kurz. »Wissen Sie, weshalb wir hier sind, Mr. Kingsley?«
Tanner musterte Greenburg einen Moment lang. »Ich hoffe doch, dass das nur eine rhetorische Frage ist. Sonst würde ich sie als Beleidigung empfinden. Die Kingsley International Group ist eine Denkfabrik. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden sind vier meiner Mitarbeiter auf geheimnisvolle Art und Weise ums Leben gekommen oder verschwunden. Wir haben in allen größeren Städten auf der Welt Niederlassungen und beschäftigen rund achtzehnhundert Mitarbeiter, weshalb es aus ersichtlichen Gründen schwierig für mich ist, mit allen in Kontakt zu bleiben. Aber ich habe bislang in Erfahrung gebracht, dass zwei der ermordeten Mitarbeiter offenbar in illegale Tätigkeiten verwickelt waren. Das hat sie das Leben gekostet – aber ich kann Ihnen versichern, dass der Ruf der Kingsley International Group dadurch keinen Schaden nehmen wird. Ich rechne damit, dass unsere Leute die Sache binnen kurzer Zeit aufklären werden.«
Greenburg ergriff wieder das Wort. »Mr. Kingsley, da ist noch etwas anderes. Soweit wir wissen, beging vor sechs Jahren ein japanischer Wissenschaftler namens Akira Iso in Tokio Selbstmord. Vor drei Jahren verübte eine Schweizer Wissenschaftlerin namens Madeleine Schmider in …«
Tanner unterbrach ihn. »In Zürich. Keiner von beiden beging Selbstmord. Sie wurden ermordet.«
Die beiden Kriminalpolizisten blickten ihn überrascht an.
»Woher wollen Sie das wissen?«, fragte Praegitzer.
Tanners Tonfall wurde eine Spur härter. »Sie wurden meinetwegen umgebracht.«
»Sie wollen sagen …?«
»Akira Iso war ein glänzender Wissenschaftler. Er war für einen japanischen Elektronikkonzern tätig, die Tokyo First International Group. Ich bin Iso bei einer internationalen Industriemesse in Tokio begegnet. Wir verstanden uns auf Anhieb, und ich hatte das Gefühl, dass ihm die KIG bessere Arbeitsbedingungen bieten konnte als die Firma, bei der er angestellt war. Deshalb bot ich ihm an, hier zu arbeiten, und er nahm an. Er war regelrecht begeistert.« Tanner war sichtlich bemüht, nicht die Fassung zu verlieren. »Wir einigten uns darauf, dass wir die Angelegenheit vertraulich behandeln wollten, bis er unter Wahrung aller Fristen kündigen konnte. Aber offensichtlich hat er es irgendjemandem gegenüber erwähnt, denn in einer Zeitung wurde eine Nachricht darüber veröffentlicht und …« Wieder stockte Tanner einen Moment lang, dann fuhr er fort. »Einen Tag, nachdem die Nachricht erschien, wurde Iso in einem Hotelzimmer tot aufgefunden.«
»Mr. Kingsley«, fragte Robert Praegitzer, »gibt es möglicherweise noch andere Erklärungen für seinen Tod?«
Tanner schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe nicht geglaubt, dass er Selbstmord begangen hat. Deshalb habe ich Privatdetektive engagiert und sie mit einigen meiner Mitarbeiter nach Japan geschickt, damit sie herausfinden, was vorgefallen sein könnte. Sie konnten keinerlei Hinweise auf eine Straftat entdecken, und ich dachte, dass ich mich möglicherweise geirrt hätte, dass ihn vielleicht irgendetwas Furchtbares belastet hatte, von dem ich nichts wusste.«
»Und warum sind Sie sich inzwischen so sicher, dass er ermordet wurde?«, wollte Greenburg wissen.
»Wie Sie bereits erwähnten, beging vor drei Jahren eine Wissenschaftlerin namens Madeleine Schmider in Zürich angeblich Selbstmord. Sie wissen jedoch vermutlich nicht, dass auch Madeleine Schmider bei ihrem Arbeitgeber kündigen und zu unserem Unternehmen kommen wollte.«
Greenburg runzelte die Stirn. »Wie kommen Sie darauf, dass die beiden Todesfälle etwas miteinander zu tun haben könnten?«
Tanners Miene wirkte wie versteinert. »Weil das Unternehmen, für das sie arbeitete, ein Ableger der Tokyo First international Group ist.«
Danach herrschte einen Moment lang betroffenes
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