Der Zorn der Götter
Das übrige Geld hatte Andrew beschafft. Er stellte eine Hand voll Leute ein, die nach Mosambik, Somalia und in den Sudan geschickt wurden, wo sie die Lebensbedingungen der Einheimischen verbessern sollten. Aber die Firma verdiente damit kein Geld.
Tanner konnte es nicht begreifen. »Andrew, wir könnten Aufträge von den großen Unternehmen bekommen und …«
»Das ist aber nicht unser Ziel, Tanner.«
Was zum Teufel ist denn unser Ziel?, fragte sich Tanner.
»Die Chrysler Corporation sucht …«
Aber Andrew lächelte nur und erwiderte: »Kümmern wir uns lieber um unsere eigentliche Aufgabe.«
Tanner musste seine ganze Willenskraft aufbieten, um sich zu beherrschen.
Sowohl Andrew als auch Tanner hatten ihr eigenes Labor in der Firma. Jeder war mit seinen eigenen Projekten befasst. Andrew arbeitete häufig bis spät in die Nacht.
Als Tanner eines Morgens in die Firma kam, war Andrew immer noch da. Er sprang auf, als er Tanner eintreten sah.
»Ich bin völlig begeistert von diesem neuen Experiment in Sachen Nanotechnologie. Ich habe eine Methode entdeckt, wie man …«
Tanner war in Gedanken mit etwas weitaus Wichtigerem beschäftigt – mit der scharfen kleinen Rothaarigen, die er am Abend zuvor kennen gelernt hatte. Sie hatte sich an der Bar zu ihm gesellt, etwas mit ihm getrunken, ihn dann in ihre Wohnung mitgenommen und ihm ein paar herrliche Stunden bereitet. Als sie seinen …
»… und meiner Meinung nach dürfte das den Ausschlag geben. Wie findest du das, Tanner?«
Tanner hatte kaum zugehört. »Oh ja, Andrew. Ganz großartig.«
Andrew lächelte. »Ich wusste doch, dass du die Möglichkeiten erkennen würdest, die sich daraus ergeben.«
Tanner interessierte sich weit mehr für sein eigenes geheimes Experiment. Wenn meines klappt, dachte er, dann gehört mir die Welt.
Eines Abends, kurz nach der Gründung des Unternehmens, war Tanner der Einladung zu einer Cocktailparty gefolgt, bei der ihn eine Frau mit angenehm klingender Stimme von hinten ansprach: »Ich habe allerhand über Sie gehört, Mr. Kingsley.«
Tanner wandte sich erwartungsvoll um und versuchte sogleich mühsam, seine Enttäuschung zu verbergen. Die junge Frau, die ihn angesprochen hatte, wirkte eher unscheinbar. Wenn die lebhaften braunen Augen und das strahlende, leicht spöttische Lächeln nicht gewesen wären, hätte sie das reinste Mauerblümchen sein müssen. Auf die äußerliche Schönheit einer Frau aber legte Tanner großen Wert, und die hier hatte diesbezüglich nichts zu bieten.
»Hoffentlich nicht Schlechtes«, erwiderte er und überlegte bereits, wie er sie abwimmeln könnte.
»Ich heiße Pauline Cooper. Meine Freunde nennen mich Paula. Sie sind auf dem College mal mit meiner Schwester Ginny gegangen. Sie war ziemlich sauer auf Sie.«
Ginny, Ginny … Klein? Groß? Dunkelhaarig? Blond? Tanner stand lächelnd da und versuchte sich zu erinnern. Es waren so viele gewesen.
»Ginny wollte Sie heiraten.«
Das half ihm auch nicht auf die Sprünge. Etliche andere hatten das auch vorgehabt. »Ihre Schwester war sehr nett. Wir sind nur nicht …«
Sie warf Tanner einen spöttischen Blick zu. »Sparen Sie sich das. Sie können sich nicht mal an sie erinnern.«
Er war peinlich berührt. »Nun ja, ich …«
»Ist schon gut. Ich war vor kurzem bei ihrer Hochzeit.«
Tanner war erleichtert. »Ach. Ginny ist also verheiratet.«
»ja, genau.« Sie schwieg einen Moment. »Aber ich nicht. Hätten Sie Lust, morgen Abend mit mir essen zu gehen?«
Tanner betrachtete sie genauer. Obwohl sie nicht ganz seinen Vorstellungen entsprach, hatte sie allem Anschein nach einen hübschen Körper und wirkte auch ansonsten einigermaßen nett. Und sie war mit Sicherheit eine leichte Beute. In Bezug auf seine Freundinnen griff Tanner immer auf Begriffe aus dem Baseball zurück. Er würde bei dieser Frau einen Wurf ausprobieren. Das war alles. Wenn sie keinen Homerun erzielte, war sie draußen.
Sie betrachtete ihn. »Ich bezahle.«
Tanner lachte. »Das übernehme ich – wenn Sie nicht zu unersättlich sind.«
»Stellen Sie mich auf die Probe.«
Er sah ihr in die Augen und sagte: »Das werde ich.«
Am darauf folgenden Abend speisten sie in einem schicken Restaurant in Uptown. Paula trug eine weiße, tief ausgeschnittene Seidenbluse, einen schwarzen Rock und Schuhe mit hohen Absätzen. Als Tanner sie in das Restaurant stolzieren sah, hatte er den Eindruck, dass sie weitaus besser aussah, als er sie in Erinnerung hatte. Ihre ganze
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