Der Zorn der Götter
ist.«
Eine Woche später waren Andrew und Tanner wieder in New York. In Windeseile hatte sich bei der KIG herumgesprochen, was Andrew zugestoßen war, und alle Mitarbeiter fragten sich, ob das Unternehmen ohne ihn weiterbestehen würde. Der Ruf der KIG würde auf jeden Fall Schaden nehmen, wenn der Unfall öffentlich bekannt wurde.
Das spielt keine Rolle, dachte Tanner. Ich werde sie zur größten Denkfabrik der Welt ausbauen. Jetzt kann ich der Prinzessin mehr geben, als sie zu träumen wagte. In ein paar Jahren …
Tanners Sekretärin meldete sich über die Gegensprechanlage. »Ein Herr in Livrée möchte Sie sprechen, Mr. Tanner.«
Tanner hatte nicht die geringste Ahnung, wer der Mann sein könnte. »Schicken Sie ihn rein.«
Ein Chauffeur in Uniform kam herein, einen Briefumschlag in der Hand hatte. »Mr. Tanner Kingsley?«
»Ja.«
»Man hat mich gebeten, Ihnen das hier persönlich auszuhändigen.«
Er reichte Tanner den Umschlag und ging wieder.
Tanner betrachtete den Umschlag und grinste. Er erkannte die Handschrift der Prinzessin. Offenbar wollte sie ihn mit irgendetwas überraschen. Gespannt riss er den Umschlag auf. In dem Brief stand:
Es geht einfach nicht, mein Liebster. Ich brauche mehr, als du mir zurzeit geben kannst, deshalb werde ich jemanden heiraten, der dazu in der Lage ist. Ich liebe dich und werde dich immer lieben. Ich weiß, dass du es nur schwer begreifen wirst, aber das, was ich tue, ist für uns beide das Beste.
Tanner war leichenblass geworden. Er starrte eine ganze Zeit lang auf den Brief, dann warf er ihn wütend in den Papierkorb.
Sein Triumph kam einen Tag zu spät.
18
Tanner saß tags darauf an seinem Schreibtisch, als sich seine Sekretärin über die Gegensprechanlage bei ihm meldete.
»Hier ist eine Abordnung, die Sie sprechen möchte, Mr. Kingsley.«
»Eine Abordnung?«
»Ja, Sir.«
»Schicken Sie sie rein.«
Mehrere Abteilungsleiter von KIG kamen in Tanners Büro. »Wir würden gern mit Ihnen sprechen, Mr. Kingsley.«
»Nehmen Sie Platz.«
Sie setzten sich.
»Worum geht es?«
»Nun ja«, sagte einer der Abteilungsleiter, »wir machen uns Sorgen. Nach dem, was Ihrem Bruder widerfahren ist … Wird die KIG im Geschäft bleiben?«
Tanner schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Im Moment bin ich noch wie vor den Kopf geschlagen. Ich kann noch immer nicht fassen, was Andrew zugestoßen ist.« Er dachte einen Moment lang nach. »Ich sage Ihnen, was ich tun werde. Ich kann nicht voraussagen, ob es uns gelingt, aber ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, damit wir uns über Wasser halten können. Das verspreche ich Ihnen. Ich werde Sie auf dem Laufenden halten.«
Die Männer murmelten ein paar Dankesworte und zogen wieder ab.
An dem Tag, an dem Andrew aus dem Krankenhaus entlassen wurde, quartierte ihn Tanner in einem der kleinen Häuser auf dem Firmengelände ein, die zur vorübergehenden Unterbringung von Mitarbeitern gedacht waren. Dort wurde er gut versorgt, und er erhielt ein Büro unmittelbar neben Tanners. Die Angestellten waren erschüttert, als sie sahen, was aus Andrew geworden war. Der einstmals hellwache, blitzgescheite Wissenschaftler wirkte wie ein Zombie. Den Großteil des Tages saß er in einem Sessel, döste vor sich hin und schaute gelegentlich aus dem Fenster, war aber allem Anschein nach froh, dass er wieder in der KIG war, auch wenn er kaum begriff, was vor sich ging. Sämtliche Mitarbeiter waren tief berührt davon, wie liebevoll Tanner seinen Bruder behandelte und wie fürsorglich er sich um ihn kümmerte.
Das Betriebsklima bei der KIG veränderte sich nahezu über Nacht. Als Andrew die Firma geleitet hatte, war es eher leger zugegangen; jetzt war der Umgang weitaus förmlicher, und statt der Arbeit zum Wohle der Menschheit stand ab sofort der wirtschaftliche Erfolg im Vordergrund. Tanner schickte Vertreter los, die Kunden für das Unternehmen gewinnen sollten, und binnen kurzer Zeit blühte die KIG regelrecht auf.
Die Nachricht vom Abschiedsbrief der Prinzessin hatte sich im Nu in der ganzen Firma herumgesprochen. Die Mitarbeiter, die bereits Vorbereitungen für die Hochzeitsfeier getroffen hatten, fragten sich, wie Tanner diesen Schlag wegstecken würde. Es gab allerlei Spekulationen darüber, was er machen würde, nachdem er sitzen gelassen worden war.
Zwei Tage nachdem Tanner den Brief erhalten hatte, erschien in den Zeitungen ein Artikel, in dem bekannt gegeben wurde, dass Tanners ehemalige Braut
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