Der Zorn der Götter
haben.«
»Was?«
»Ist nicht weiter wichtig.«
Die Kellnerin kam an ihren Tisch, sobald sie im Diner Platz genommen hatten. »Was darf ich Ihnen bringen?«
Kelly wandte sich an Diane. »Sie zuerst.«
»Ich nehme einen Orangensaft, Eier mit Speck, Toast und Kaffee.«
Die Kellnerin wandte sich an Kelly. »Und Sie, Miss?«
»Eine halbe Grapefruit.«
»Ist das alles?«, fragte Diane.
»Ja.«
Die Kellnerin ging weg.
»Von einer halben Grapefruit kann man doch nicht leben.«
»Reine Gewohnheitssache. Ich halte seit Jahren strenge Diät. Manche Models essen Kleenex, um ihren Appetit zu zügeln.«
»Ernsthaft?«
»Ernsthaft. Aber es spielt keine Rolle mehr. Ich werde nie wieder als Model arbeiten.«
Diane musterte sie einen Moment lang. »Wieso?«
»Es bedeutet mir nichts mehr. Mark hat mir beigebracht, was wirklich wichtig ist, und …« Sie stockte und kämpfte gegen die Tränen an. »Ich wünschte, Sie könnten ihn kennen lernen.«
»Ich auch. Aber Sie müssen trotzdem weiterleben.«
»Und was ist mit Ihnen?«, erwiderte Kelly. »Wollen Sie wieder anfangen zu malen?«
Danach herrschte eine Zeit lang Schweigen. »Ich habe es versucht … Nein.«
Als Kelly und Diane gefrühstückt hatten und zur Tür gehen wollten, bemerkte Kelly die Morgenzeitungen, die gerade in die Pressefächer gelegt wurden.
Diane wollte bereits hinausgehen, als Kelly sagte: »Warten Sie einen Moment.« Sie kehrte um und holte eine Zeitung. »Schauen Sie!«
Sie deutete auf einen kurzen Artikel auf der Titelseite.
Die Kingsley International Group hält eine Gedenkfeier zu Ehren all ihrer unlängst ums Leben gekommenen Mitarbeiter, deren Tod Anlass zu allerlei Gerüchten gab. Die Veranstaltung wird am Montag um 11.15 Uhr in der KIG-Zentrale in Manhattan stattfinden.
»Das ist morgen.« Kelly blickte Diane an. »Wieso machen die das Ihrer Meinung nach?«
»Ich glaube, sie wollen uns eine Falle stellen.«
Kelly nickte. »Ich auch. Hält uns Kingsley etwa für so dumm, dass wir darauf …?« Dann sah sie Dianes Gesichtsausdruck und fragte bestürzt: »Sollen wir etwa hingehen?«
Diane nickte.
»Das dürfen wir nicht!«
»Wir müssen. Ich bin mir sicher, dass Betty Barker dort ist. Ich muss mit ihr reden.«
»Ich will ja nicht ständig meckern, aber wie wollen wir dort lebend wieder rauskommen?«
»Ich werde mir schon etwas einfallen lassen.« Sie blickte Kelly an und lächelte. »Vertrauen Sie mir.«
Kelly schüttelte den Kopf. Sie dachte einen Moment lang nach, dann strahlte ihr Gesicht auf. »Ich habe eine Idee. Ich weiß, wie wir’s anstellen.«
»Und zwar?«
»Lassen Sie sich überraschen.«
Diane blickte Kelly besorgt an. »Meinen Sie wirklich, Sie können uns dort wieder herausbringen?«
»Vertrauen Sie mir.«
Als sie in die Pension zurückkehrten, machte Kelly einen Anruf.
In dieser Nacht schliefen sie beide schlecht. Kelly lag im Bett und machte sich Sorgen. Wenn mein Plan misslingt, werden wir beide sterben. Und kurz vor dem Einschlafen meinte sie, Tanner Kingsley zu sehen, der auf sie herabblickte. Er grinste sie an.
Diane hatte die Augen geschlossen und betete. Liebster, möglicherweise spreche ich zum letzten Mal mit dir. Ich weiß nicht recht, ob ich Auf Wiedersehen oder Hallo sagen soll. Morgen werden Kelly und ich zu deiner Trauerfeier bei der KIG gehen. Meiner Meinung nach stehen die Chancen, heil wieder von dort wegzukommen, nicht allzu gut, aber ich will versuchen, dir zu helfen. Ich wollte dir nur noch einmal sagen, dass ich dich liebe, bevor es zu spät ist. Gute Nacht, mein Liebster.
32
Die Gedenkfeier fand im KIG-Park statt, einem hinter dem Gebäudekomplex der Kingsley International Group angelegten Freizeit- und Erholungsgelände. Gut hundert Menschen hatten sich in dem Park versammelt, in den nur zwei mit Toren versehene Fußwege führten.
Mitten auf dem Gelände war eine Bühne aufgebaut worden, auf der ein halbes Dutzend Führungskräfte der KIG Platz genommen hatte. In der hinteren Reihe saß Betty Barker, Richard Stevens’ Sekretärin, eine attraktive, vornehm wirkende Blondine um die dreißig.
Tanner stand am Mikrofon. »… und dieses Unternehmen wurde durch die Einsatzbereitschaft und die Loyalität seiner Mitarbeiter aufgebaut. Wir danken und schätzen sie dafür. Ich habe unser Unternehmen stets als eine große Familie betrachtet, in der alle um des gemeinsamen Zieles willen zusammenarbeiten.« Während Tanner sprach, ließ er den Blick über die Zuhörer
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