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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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ihn raus.«
    Während die Soldaten Vintila abführten, griff Natiole an seinen Gürtel. Der Stoff war kühl unter seinen Fingern, glatte Seide. Er sah den Blick, den Şten ihm zuwarf, Stolz zeigte sich unter der zornigen Maske seines Antlitzes. Ich war ein dummer Bengel, dachte Natiole leicht betreten. Und dann versprach er sich in Gedanken: Aber ich bin es nicht mehr. Und werde es nie mehr sein.

58
    Warten war noch niemals einfach für Ana gewesen. Ruhelos schritt sie durch den kleinen Raum, auf und ab, wie eine Gefangene. Ihre Söldner hatten es sich am Tisch bequem gemacht, tranken heißen Gewürzwein und unterhielten sich leise. Sie wussten, dass es besser war, Ana nicht zu stören, wenn sie in dieser Stimmung war. Aber es war nicht nur Zorn, der sie umtrieb, sondern sie spürte etwas in ihren Eingeweiden, was sie kaum kannte: Angst.
    Als endlich Sciloi in den Raum schlüpfte, blieb Ana stehen. Die Szarkin bewegte sich leise, mit einer Grazie, die man einer Frau ihres Alters kaum zugetraut hätte. Ohne ein Wort zu sagen, nickte sie Ana zu und trat in den Gang zurück.
    »Los«, herrschte Ana die Söldner an und folgte Sciloi. Kühle Luft wehte ihr entgegen. Die dicke Kleidung saß ungewohnt an ihrem Leib, der masridische Schnitt beengte sie mehr, als ihr lieb war. Aber die dicken Metallplatten der Rüstung wirkten eindrucksvoll, auch wenn die junge Söldnerin eigentlich leichteren Schutz bevorzugte. Doch jetzt musste sie Masridin sein.
    Sie konnte die lauten Stimmen schon von Weitem hören. Wütende Worte, die durch die Burg hallten. Ohne sich davon beirren zu lassen, führte Sciloi sie zu einem kleinen Vorraum, in dem zwei Wachen standen, die sie jedoch anstandslos passieren ließen.
    Ein letztes Mal nickte Sciloi ihr zu, als sie an die zweiflügelige Tür trat, ein letztes Mal holte Ana tief Luft, und ihre Angst verschwand.

    Mit einem kräftigen Stoß öffnete sie die Tür. Alle Stimmen im Saal verstummten, als sie mit hoch erhobenem Haupt eintrat.
    »Ich grüße die Anführer der Masriden«, erklärte sie, während sie ihren Blick von Gesicht zu Gesicht wandern ließ. »Mein Name ist Ana Békésar. Ich bin gekommen, um den Thron meines Vaters einzunehmen.«
    Und um den Mord an meinen Eltern zu rächen, fügte sie in Gedanken hinzu. Sie war schon oft in die Schlacht gezogen, hatte Gegnern in die Augen gesehen, die gnadenlos ihren Tod wollten. Sie hatte allen die Stirn geboten, war keinem Zweikampf aus dem Weg gegangen, hatte sich stets und überall ihren Weg erzwungen. Doch hier, inmitten der fremden Masriden, fühlte sie sich insgeheim unwohl. Sie erwartete jeden Moment, dass sich einer erheben würde, der sie verhöhnte oder einfach nur auslachte.
    Stattdessen nickte ihr ein Mann zu, nicht sehr groß für einen Masriden, mit schütterem, kurz geschorenem Haar, der eine breite Narbe auf der Stirn hatte. »Dann ziehe ich meinen Anspruch zurück und unterstütze die Tochter des Marczegs.«
    Lautlos und unauffällig hatte Sciloi sich in den Raum geschoben und neben der Tür an der Wand Aufstellung bezogen. Ana konnte sie aus dem Augenwinkel sehen, und sie ahnte, dass die Szarkin ihren Verbündeten kaum sichtbare Zeichen gab.
    Alle Aufmerksamkeit ruhte unterdessen auf ihr, Ana, bis ein vierschrötiger Mann aufsprang. Selbst im Rat trug er ein kurzes Kettenhemd, und sein Schädel war bis auf die traditionelle Locke am Hinterkopf kahl rasiert.
    »Was soll das? Marczeg Tamár hat keine Kinder!«
    Du bist wohl Sziglos, was?, vermutete Ana, ohne den Gedanken auszusprechen, und trat langsam an den Tisch heran. Sie fixierte den Mann, der ihrem Blick nicht auswich, sondern sie wütend anstarrte.

    »Macht Euch nicht lächerlich. Natürlich hatte mein Vater eine Tochter. Meine Mutter ist Flores cal …«
    Weiter kam sie nicht, denn ihr Gegenüber brüllte lachend auf: »Ein Bastard! Eine Wlachakin!« Kühl musterte Ana den Mann, der nun um den Tisch herumging. »Sie ist keine Masridin. Sie ist ein Bastard, die Tochter einer wlachkischen Buhle. Ihr Anspruch ist nichtig.«
    »… Dabrân und mein Vater Tamár Békésar«, beendete Ana den Satz, als habe sie seine Worte nicht gehört. »Das Blut in meinen Adern ist das meines Vaters. Es verbindet mich in einer Linie mit Arkas Dîmminu, dem ersten König der Masriden.«
    »Du solltest einen solch ehrwürdigen Namen nicht in den Mund nehmen«, giftete Sziglos. Sein Gesicht verzog sich vor Hass. »Verschwinde aus diesem Saal, bevor ich dich rausprügeln lasse.«
    Darauf

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