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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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einen der Auftraggeber der Sylken gefunden. Ein Wlachake, ein Soldat in der Feste. Der sylkische Söldner hat ihn erkannt. Und er hat uns die Namen seiner Mitverschwörer verraten. Schon jetzt sind treue Krieger unterwegs, um jene zu verhaften, die diesem Zirkel angehören.«
    »Habt Ihr nicht bedacht, dass diese Anschuldigungen nichts als Lügen sein könnten?«
    Jetzt mischte sich Şten ein: »Habt Ihr etwas zu sagen, Geistseher?«
    Überrascht von der Schärfe in der Stimme seines Vaters, sah Natiole zu Vintila. Das kann doch nicht wahr sein. Es darf nicht wahr sein! Aber der alte Mann, der zusammengesunken auf seinem Stuhl saß, wirkte gebrochen.
    »Nein.«
    »Du dreimal verfluchter Feigling«, entfuhr es Ionnis. »Dein Name fiel als Erstes. Du warst es! Du hast den Mördern den Weg zu meinen Gemächern gewiesen! Du hast die Sylken auf Flores und den Marczeg gehetzt!«
    Diesmal blieb es totenstill im Saal. Alle waren sprachlos. Auch Natiole, der mit offenem Mund an der Tafel saß und versuchte, das Unfassbare zu fassen.
    Dann straffte Vintila die Schultern.
    »Ich habe es zum Wohl des Landes getan.«
    Neben sich sah Natiole, wie die Hand seines Vaters zum Schwertgriff fuhr. Aber der Voivode schritt nicht ein, als der Geistseher weitersprach: »Es ist unser Land. Wir sind die Wlachaken. Die Masriden haben uns Wlachkis geraubt, und wir tun nichts dagegen, wir lassen sie einfach gewähren.«

    Sein Blick schweifte über die Runde. Natiole erkannte, dass er nicht zu Şten oder Ionnis, sondern zu den versammelten Ratsmitgliedern sprach.
    »Demütigung um Demütigung mussten wir hinnehmen. Und dann befreien wir Teremi – die Stadt unserer Vorfahren, Sitz des Kralj -, und danach werden wir einfach faul und feige. Turduj liegt eigentlich in unserem Land, auch Bračaz gehört rechtmäßig uns. Die Masriden haben uns unterdrückt, unsere Traditionen vernichtet, unsere Ahnen mit Füßen in den Staub getreten, die Geister verspottet und alle wie mich gejagt wie tollwütige Wölfe. Aber das Land zwischen den Bergen ist unser Land!«
    Die Worte hallten in Natioles Geist wider. Er verstand die Botschaft, sein Herz schlug schneller. Aber da sagte Şten leise: »Und darum hast du Flores ermorden lassen?«
    »Es ging um Tamár«, bekannte Vintila. »Aber sie war seine Buhle. Wenigstens im Tod sollte sie uns nützen. Sie hat ihr Volk verraten, uns verraten.«
    »Uns«, sinnierte Şten. Sein Blick ging über Vintilas weißen Haarkranz hinweg; es schien, als sehe der Voivode durch die Mauern des Saals, ja der ganzen Feste, bis zu den Bergen, die sein Land einschlossen. Ruhig fuhr er fort: »Tamár war euch im Weg, weil er den Frieden hielt. Aber warum Ionnis? Warum, Vintila?«
    »Ein Jüngling, der den goldenen Hintern des Imperiums küsst? Der sich lieber mit dem Schmuck der Fremden behängt, als dass er auf sein Land stolz ist? Das ist kein wlachkischer Prinz. Nicht wie … Natiole.«
    Die Augen des Geistsehers fixierten den jungen Wlachaken. Natiole konnte seinen Blick nicht von ihnen lösen.
    »Ihr seid ein wahrer Wlachake, mein Prinz. Ihr versteht uns, Ihr wisst, was für Abschaum die Masriden und ihre Speichellecker sind.«
    Bei den letzten Worten blickte er zu Cornel, der immer noch ungerührt am Tisch saß, und es war, als fiele ein
Bann von Natiole. Langsam stand er auf, die Miene sorgsam unbewegt.
    »Mein Bruder«, begann er, und seine Stimme versagte kurz, als das Bild von Ionnis vor sein inneres Auge trat, wie er bleich und leblos im Krankenbett lag. »Mein Bruder, meine Tante. Wer als Nächstes, Vintila? Mein Vater?«
    Der alte Geistseher schwieg, und sein Leib erschlaffte, als wiche aller Widerstand aus ihm.
    »Du schätzt die Traditionen, Vintila«, sagte Şten schließlich entschlossen. »Und wir werden sie ebenfalls ehren. Du wirst dem Wald übergeben, alter Mann. Mögen die Geister dir gnädig sein.«
    Auf einen Wink hin lief Ionnis zur Tür und ließ zwei Soldaten ein, die Vintila in die Mitte nahmen. Unbändige Wut kochte in Natiole empor; Wut auf sich selbst.
    »Wartet«, befahl er, und die Wachen hielten inne. »Was ist mit dem Speer, den wir auf deinen Rat hin aus Dyrien geholt haben? Was ist mit der Hoffnung der Trolle?«
    »Niemand kann den Dunkelgeist heilen«, erwiderte der Geistseher finster.
    »Warum dann das alles?«
    »Um dir ein Königreich anzubieten, wenn du zurückkehrst. Aber das Haus cal Dabrân ist es nicht wert, den Thron des Landes zu besteigen. Ihr seid keine Wlachaken, ihr …«
    »Schafft

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