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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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würde nicht viel Zeit beanspruchen, und sie konnten in der Dunkelheit ohnehin nicht schnell reiten. Die Ausrede seines Vaters, um den alten Mann zurückzulassen, erschien ihm fadenscheinig.
    »Ich denke nicht, dass es richtig ist«, beantwortete er seine Frage selbst und wandte sich ab. Schnell trieb er sein Ross an und hob nur kurz die Hand, als der Geistseher hinter ihm »Sichere Wege« rief.
    Bis kurz hinter das Tor ritt er schnell, dann erreichte er die Gruppe der Reiter und fiel in einen langsamen Trott. Zwei Soldaten ritten mit Laternen an langen Stangen voraus, das Licht allerdings reichte nicht weit. In der Stadt waren die Straßen gut, aber schon bald verschlechterte sich ihr Zustand. In seiner langen Zeit als Voivode hatte Natioles Vater immer mehr Straßen des Landes ausgebaut und pflastern lassen, doch es waren vor allem die wichtigen Handelsstraßen, die in den Süden führten, bis hinunter ins Mardew. Der Großteil des Handels zwischen Ost und West wurde immer noch über den mächtigen Magy abgewickelt. Auch von vielen Reisenden wurde der Fluss zwischen den einzelnen Landesteilen als Route genutzt.
    Die Wege in das Hinterland und die höheren Täler der Sorkaten hatten nur geringe Aufmerksamkeit erfahren, und so fand sich die Gruppe wenig später bereits auf einem breiten Weg wieder, der wenig mehr als ein Karrenpfad war. Weder für die Menschen noch für die Tiere war dies ein leichter Weg, und entsprechend konzentrierten
sich alle auf den Pfad. Das kam Natiole nur zupass. Immer noch kreisten die Worte Vintilas durch seinen Geist. Bislang hätte er niemals gedacht, dass Şten einem Sonnenmagier Vorrang vor einem Geistseher geben würde. Und das bei einem Treffen mit Trollen, die ihren Zorn auf den Albus
    Suna ş seit fast zwei Jahrzehnten nicht abgelegt haben! Die goldene Sonnenscheibe um Cornels Hals würde sie reizen, so viel war sicher. Schon allein deshalb wäre ein Geistseher sehr viel geeigneter gewesen, um mit den Trollen zu sprechen.
    In der Dunkelheit verhallten die Geräusche des kleinen Trupps. Hier und dort war die Wolkendecke aufgerissen und gab einen Blick auf die Sterne frei, die kühl über ihnen funkelten. Der große Mond stand tief, sein Licht war selbst durch die Wolken als silberner Schein zu sehen. Das Land lag ruhig vor Natiole, eingebettet in die Sorkaten und von der Nacht beherrscht.
    Hier, in der Nähe von Teremi, hatten von Menschenhand angelegte Felder die Wildnis verdrängt, doch der Wald war nicht fern. Nirgends im Land zwischen den Bergen war der Wald fern. Die wenigsten wagten sich in der Nacht in den dunklen Forst, denn die Geschichten von Vranolác und Zraikas, von den hinterlistigen Vînai und den menschenfressenden Trollen hielten die Leute davon ab, obgleich es hieß, dass Şten einen Pakt mit den Vînai geschlossen hatte, mit dem die Elfen ihr Versprechen gaben, Menschen im Wald nicht einfach mit ihren Pfeilen zu spicken. Auch wusste inzwischen jeder, dass die Trolle in Höhlen lebten, weit unter der Erde in den Gebeinen der Welt.
    Doch selbst wenn viele der Geschichten eher Ammenmärchen waren, stellte der Forst unverändert eine dunkle Bedrohung für die Menschen dar, und das nicht zu unrecht. Es war gefährlich, in den Wald einzudringen, denn es gab die verfluchten Zraikas, die in verschiedene Gestalten schlüpfen konnten und jeden mit ihren Klauen zerfleischten,
und tief in den Wäldern hausten die Vranolác, die sich vom warmen Blut anderer Lebewesen nährten, und die Stryai, die angeblich wandelnde Tote waren.
    Um diesen Geschöpfen zu entgehen, brauchten die Wlachaken ihre Geistseher. Die Masriden mochten mit Sonnenpriestern alles verbrennen, was nicht in ihre Welt passte, doch die Wlachaken ehrten das Land und die Geister, selbst die gefährlichsten unter ihnen. Schon früh hatte man dem jungen Prinzen Respekt vor den Geistern beigebracht. Vor allen Geistern, selbst vor dem Dunkelgeist, der einst als der Weiße Bär der Beschützer des Landes gewesen war, bevor man ihn verletzte und in die Finsternis trieb.
    Warum aber Şten Vintila nicht auf diesem Ritt dabeihaben wollte, beschäftigte Natiole, bis sie den Bauernhof am Rand des Waldes erreichten, der ihr Ziel war.
    »Wartet hier«, befahl Şten. »Nati …ole, Ionnis, kommt bitte mit.«
    Während die Soldaten und Cornel von den Pferden stiegen, ritten die drei langsam weiter. Nur wenige Dutzend Schritt hinter dem Hof begann der Wald. Er hob sich wie eine schwarze Mauer vor den Bergen ab. Die Dunkelheit

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