Der Zorn des Highlanders
deine Mitgift erhalten hat, nicht wahr? Verschwinde jetzt, Katherine, und zwar schnell!« Er atmete erleichtert auf, als sie ihm gehorchte, denn er fürchtete, bei dem geringsten Widerspruch seinem überwältigenden Bedürfnis nachzugeben und sie zu ohrfeigen. »Ihr beide habt die ganze Woche über auf dieses Ziel hingearbeitet, oder etwa nicht?« Er musterte Payton und Leargan.
»Ja«, bestätigte Payton, als Leargan nur die Schultern zuckte. »Avery und Gillyanne haben vor ihrer Abreise nachgeforscht und ein paar Anhaltspunkte herausgefunden. Ich habe noch ein paar weitere entdeckt. Aber, um ehrlich zu sein, war es nur eine Vermutung, dass Malcolm Saunders unser Mann ist. Eine gut begründete Vermutung zwar, aber dennoch nur eine Vermutung.«
»Großer Gott.« Cameron schüttelte den Kopf. »Und ich wette, es gibt auch kein Muttermal, das wie Sterling Castle aussieht.«
»Nein. Nach allem, was Gil mir gesagt hat, könnte man es unter dem Pelz aus leuchtend roten Haaren auch gar nicht sehen.«
Cameron wusste, dass er herzhaft gelacht hätte, wäre er nicht so todtraurig gewesen. »Aber gut ausgestattet.«
»Gerüchte besagen: wie ein Zuchthengst.«
»Aha. Gut, Ihr seid nun frei von allen Heiratspflichten. Und Leargan, du gehst, suchst diesen Zuchthengst von Knappe und bringst ihn hierher, damit er Katherine heiratet. Bedenkt man ihre Schönheit und ihre große Mitgift an Ländereien und Geld, so glaube ich nicht, dass er sich allzu sehr sträuben wird.«
»Cameron, wir müssen miteinander sprechen«, sagte Payton, als Cameron gerade gehen wollte.
»Worüber?« Cameron blieb stehen und warf einen skeptischen Blick auf den jüngeren Mann.
»Avery.«
Cameron musste so heftig einatmen, dass er sich beinahe verschluckt hätte. Er schüttelte den Kopf. »Ich finde, heute habe ich für einen Tag schon genug verkraftet«, sagte er mit gedämpfter Stimme und ging mit langen Schritten davon – in der Absicht, sich bis zur Besinnungslosigkeit zu betrinken. Das mochte seine Schmerzen zwar nur vorübergehend betäuben, aber im Moment brauchte er es.
»Armer Kerl«, murmelte Leargan. »Diese Enthüllung hat ihm einen Stich mitten ins Herz versetzt.«
»Ja«, stimmte ihm Payton zu. »Und es ist nicht nur die Wahrheit über Katherines Niederträchtigkeit, die ihm so zusetzt.«
»Woher wisst Ihr das? Habt Ihr eine ähnliche Gabe wie Gillyanne?«
»Ach, nein. Aber ich habe den Eindruck, der Stich ins Herz ging tiefer und ist nicht allein mit der Enthüllung von Katherines Intrigen zu erklären. Immerhin hat Cameron doch schon eine Menge von dem gewusst oder vermutet, was die liebe Katherine heute Abend preisgegeben hat. Er sah aber regelrecht niedergeschmettert aus. Na ja, was hilft es: Lass uns erst einmal den Bräutigam holen.«
»Ihr wollt mit mir kommen?« Leargan lief neben Payton zur Burg zurück.
»Ja. Euer Laird scheint sich betrinken und eine Weile in diesem Zustand bleiben zu wollen. Und ich bin mir nicht sicher, ob er für ein Gespräch über Avery bereit ist, bevor die liebe Katherine verheiratet und verschwunden ist.«
»Ihr glaubt, dass er Euch dann zuhört?«
»Ja, und wenn ich ihn an den Stuhl fesseln muss, der ihn so beunruhigt.« Payton und Leargan lachten.
23
Cameron hob sehr vorsichtig den Kopf von seinen Händen und beäugte den Trank, den ihm eben jemand hingestellt hatte. Er konnte nicht glauben, dass er derart in Selbstmitleid und Wein versunken war. Diese vier Tage hatten gewiss ihre Spuren hinterlassen. Er warf einen Blick quer durch die große Halle und ihm wurde bewusst, dass nicht nur Katherines Hochzeit vollzogen, sondern auch das Hochzeitsbankett vorbei war. Die Einzigen, die sich noch in der Halle befanden, waren seine bedauernswerte Wenigkeit, Leargan und Payton. Payton hatte ihm den Trank hingestellt, doch beide Männer sahen verständnisvoll aus. Für seine Begriffe grenzte dieses Verständnis ein wenig zu sehr an Mitleid, und genau das gab ihm die Kraft, den Trank zu nehmen und sich in die Kehle zu schütten. »Großer Gott.« Cameron schüttelte sich und trank schnell einen Becher Apfelmost hinterher. »Warum kann Medizin nicht gut schmecken?«
»Ich fragte mich oft dasselbe«, sagte Payton, der sich neben Cameron setzte und einen Teller mit dicken Brotscheiben vor ihn hinstellte. »Esst. Es wird die Gifte aufsaugen und dem Trank bei seiner Arbeit helfen.«
»Was macht Ihr denn noch hier?«, fragte Cameron, während er langsam anfing, das Brot zu essen.
»Ich musste
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