Der Zorn des Highlanders
sprang sie ins kalte Wasser und schwamm hinter Donald her.
»Colin, bring alle zur anderen Seite«, brüllte Cameron und drängte sein Pferd wieder zurück ans Ufer. »Leargan, zu mir! Das närrische Mädchen bringt sich um«, schimpfte er, während er am Ufer entlangritt und Avery und Donald nicht aus den Augen ließ.
»Avery kann sehr gut schwimmen«, schrie Gillyanne, die ebenfalls hinter Cameron herritt.
Er schimpfte laut, als er sah, dass sie knapp hinter ihm trabte, statt mit den anderen den Fluss zu überqueren. »Das sehe ich auch. Aber wie gut kann sie noch schwimmen, wenn sie versuchen muss, einen in Panik geratenen Jungen festzuhalten, der viel größer ist als sie?«
Dass Gillyanne ihm keine Antwort gab, fand Cameron nicht besonders beruhigend.
Avery versuchte standhaft, die beißende Kälte des Wassers zu ignorieren, die ihr bis in die Knochen drang. Ihre Kleider wurden so schwer, dass sie drohten, ihr die Kraft zu rauben. Während sie verbissen weiterschwamm, hielt sie ihren Blick fest auf Donald gerichtet. Er war unmittelbar vor ihr, schlug wild um sich. Dies half ihm, die meiste Zeit seinen Kopf über Wasser zu halten und seine rasante Fahrt flussabwärts etwas auszubremsen. Als sein Blick ihrem begegnete, schien er sie zu erkennen, doch sein Gesicht war vor Angst verzerrt. Avery näherte sich dem Jungen vorsichtig, denn sie wusste, wie leicht ein Mensch in Todesangst zur Gefahr für jeden werden konnte, der ihn zu retten versuchte.
»Donald«, schrie sie ihm zu, wobei sie gerade so lange außer Reichweite blieb, bis sie sicher war, dass er ihre Hilfe zulassen würde.
»Avery, ich will nicht ertrinken«, antwortete er, nach Luft schnappend. Dann hustete er heftig, weil ihm Wasser in den Mund schwappte.
»Du wirst nicht ertrinken, wenn du alles machst, was ich dir sage. Kannst du das, Donald?«
»Ja.«
»Beruhige dich jetzt, ich schwimme näher an dich heran, und du willst mich doch sicher nicht versehentlich schlagen, oder?«
»Nein. Es ist kalt, Avery.«
»Oh ja. Das ist es.«
Sie schwamm hinter ihn und legte schnell einen Arm um seine Brust. »Leg dich zurück, Donald. Ruhig jetzt!« Sie war überrascht, wie schnell er gehorchte und scheinbar sein ganzes Vertrauen in sie legte. »Tritt sacht mit deinen Beinen – ja, genau so! Ein bisschen mehr, aber sachte. Ja! Ja!« Ihr Blick fiel auf mehrere Äste, die sich in der Mitte des Flusses an einem Felsen verfangen hatten. »Jetzt wirst du spüren, wie mein Körper unter deinem hochkommt. Bewege die Beine ganz langsam weiter.« Obwohl er ihre Befehle gut ausführte, war ihr klar, dass sie mit ihm nicht weit kommen würde, denn sie musste das Schwimmen für sie beide bewältigen. »Wir werden zu den Ästen dort schwimmen.«
»Sollten wir nicht ans Ufer?«
»Die sind näher, und wir können uns daran festhalten, bis uns jemand ein Seil zuwirft. Du bist ein bisschen größer als ich, Donald, und auch wenn ich uns über Wasser halten kann, kann ich uns nicht sehr weit ziehen.«
»Ich kann den Laird sehen«, stammelte er.
»Gut. Er wird uns gleich ein Seil zuwerfen.«
Sobald sie den kleinen Damm aus Holz erreicht hatten, wartete Avery, bis Donald sich gut daran festhielt, bevor sie ihn freigab. Sie fragte sich, ob ihre Zähne ebenso laut klapperten wie seine, klammerte sich selbst an einen Ast und schaute zum Ufer. Zu ihrer großen Erleichterung sah sie dort Cameron, Leargan und Gillyanne. Cameron hielt ein kräftiges Seil in Händen.
»Ich fange das Seil, wenn sie es werfen«, erklärte Avery Donald. »Lass diesen Ast nicht los, selbst wenn er sich lösen und wegschwimmen sollte. Hab keine Angst. Wir werden dir folgen, und ein dickes Holzstück kann dich oben halten, bis wir bei dir sind.«
»Aber Ihr braucht vielleicht meine Hilfe, um Euch dieses Seil umzubinden«, warf Donald ein.
»Du wirst zuerst gehen. Nein, widersprich nicht«, befahl sie, als er ein Nein stotterte. »Ich kann schwimmen, Donald. Du nicht. Also wirst du zuerst in Sicherheit gebracht.«
Avery brauchte zwei Versuche, bis sie das Seil, das Cameron ihr zuwarf, fangen konnte. Der angebundene Stein, der das Seilende beschwerte, traf sie hart an der Schulter. Zweifelsohne würde sie einen farbenprächtigen Bluterguss bekommen. Doch inzwischen hatte sie wahrscheinlich sowieso schon so viele blaue Flecken, dass einer mehr nicht auffiel.
»So, ich befestige das Seil um deine Brust. Ich möchte, dass du jetzt tief einatmest und dann langsam ausatmest «, riet sie Donald,
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