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Der Zorn des Highlanders

Der Zorn des Highlanders

Titel: Der Zorn des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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ihn so erfolgreich hereingelegt hat. Ich meine, sie war nicht einfach nur eine treulose Hure, sondern eine Mörderin. Eine Frau, die ihre Kinder umbringt. Sie war kalt, herzlos und durch und durch schlecht.«
    »Ja, das war sie«, pflichtete ihm Gillyanne bei. »Ich habe den Verdacht, dass er sich ziemlich dreckig fühlt bei dem Gedanken, mit einer solchen Frau geschlafen zu haben.«
    »Ich würde mich dreckig fühlen«, sagte Leargan.
    »Und aus diesem Grund ist er vermutlich verschwunden und versucht gerade, sich den Makel wegzuschrubben, auch wenn es schon drei Jahre her ist.«
    Leargan starrte sie einen Augenblick an, dann schüttelte er den Kopf. »Wie macht Ihr das, Mädchen? Eure Art, die Dinge zu erraten, ist ziemlich beunruhigend.« Er sah zu Avery. »Ich habe eigentlich gedacht, dass er geheilt ist, dass er die Vergangenheit überwunden hat und zur Vernunft gekommen ist. Scheinbar wühlen diese Neuigkeiten alles wieder auf.«
    »Scheinbar«, bestätigte Avery.
    »Es tut mir leid, Mädchen.«
    »Mir auch, Leargan. Geht jetzt und sucht den Dummkopf. Er ist nicht im Zustand, auf sich aufzupassen.«
    »Vielleicht ist es nur der Schock, und der Rückfall dauert nicht lang.«
    »Vielleicht, aber er darf ja auch nicht zu lange dauern, sonst sind all meine Chancen, aus einem Gesinnungswandel zu profitieren, dahin, nicht wahr?«
    Er zögerte, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schüttelte aber nur den Kopf. »Ja, ich gehe besser und suche den Dummkopf.«
    Als Leargan gegangen war, blickte Gillyanne Avery an. »Das ist nicht sehr gut gelaufen.«
    »Nein«, stimmte ihr Avery zu und nippte an ihrem Wein, »ganz und gar nicht.«
    »Ich glaube nicht, dass er die Vorwürfe dir gegenüber wirklich ernst meint. Das war im Ärger gesprochen. Er war sehr, sehr wütend. Es ist schwer für einen Mann, festzustellen, dass er von einem hübschen Lächeln so übel hereingelegt worden ist. Wahrscheinlich glaubt Cameron, dass er über einer solchen Dummheit stehen und klüger sein sollte, dass er fähig sein sollte, klarer zu sehen. Anne Seatons Verbrechen übertrifft einfache Eitelkeit oder Untreue bei Weitem. Er wird sich durch die Entdeckung, wie leicht er ihr zum Opfer gefallen ist, noch tölpelhafter fühlen.«
    »Was ihn noch wütender macht.«
    »Ja. Na ja, es wir vorbeigehen. Wie lange kann ein Mann über so einer Sache brüten?«
    »Gilly, wegen Anne Seatons Untreue hat er damals allen Frauen den Rücken zugekehrt. Ihretwegen hat er die Reise nach Frankreich gemacht und sein Keuschheitsgelübde abgelegt.«
    Gillyanne hob die Augenbrauen und öffnete erstaunt den Mund. »Aber das liegt doch schon drei Jahre zurück.«
    »Genau. Cameron ist ein sehr eigensinniger Mensch und, das kann ich aus Erfahrung sagen, ein Meister im Schmollen.«
    »Oh je.«
    »Genau.«

15
    »Brütet er noch immer vor sich hin?« Avery lächelte Gillyanne an, als ihre Cousine auf den Wagen kletterte und sich neben sie setzte. Obwohl sie schon fast eine ganze Woche unterwegs waren, mussten sie im Wagen reisen, dabei fühlte sich Avery längst kräftig genug, um zu reiten. Von Cameron hatte sie in dieser letzten Zeit kaum etwas anderes als seinen Rücken gesehen. Der Mann kam selten ins Zelt, schlief nie neben ihr und sprach kaum ein Wort. Eben war er mit Leargan fortgeritten, um den in der Nähe liegenden Hafen auszukundschaften. Und sie war nicht einmal in der Lage gewesen, ihm viel Erfolg zu wünschen.
    »Ja. Er tut nichts anderes, als finster vor sich hinzuschauen und zu knurren, und er übernachtet mit seinen Männern im Freien.«
    »Dieser Idiot. Na ja, Leargan hat keine neuen Blutergüsse, also hat sich Camerons Laune vielleicht ein bisschen gebessert.«
    Der arme Leargan, dachte Avery bei sich, und lächelte in sich hinein. Er hatte an jenem Tag Cameron ausfindig gemacht, der, wie Gillyanne vermutet hatte, im Fluss badete. Avery würde wohl nie herausfinden, wer was zu wem gesagt hatte und wie es zum Handgemenge gekommen war. Möglicherweise hatte ihn Leargan sogar provoziert, weil er wusste, was Cameron brauchte. Avery verstand die Gründe nicht so recht, aber Männer schienen gelegentlich einen guten Kampf zu brauchen. Leargan und Cameron waren voll blauer Flecken und blutverschmiert ins Lager zurückgekommen, doch Cameron hatte seiner Wut offensichtlich Luft machen können.
    Trotzdem brütete der Mann noch immer vor sich hin. Avery fragte sich, ob Leargan auch diese Stimmung aus ihm herausprügeln könnte. Vielleicht war sie bald drauf und

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