Der Zorn des Highlanders
Laune.«
»Es war mir nicht bewusst, wie sehr ich dieses Land vermisst habe. Das Heidekraut, die Hügel, die Felsen.«
»Die Disteln, die Kälte, den Regen.«
Leargan lachte und schüttelte den Kopf. »Komm, gib es zu! Du bist auch froh, zurück zu sein. Du hast es ebenso vermisst.«
Cameron lächelte schwach. »Ja, das habe ich. Es wird schön sein, Cairnmoor wiederzusehen.« Er schaute noch einmal stirnrunzelnd zu Avery und ihrer Cousine, in dem Bewusstsein, dass ein Schatten auf der Freude seines Nachhausekommens lag.
»Ich glaube wirklich nicht, dass sie etwas aushecken, Cameron. Vielleicht haben auch sie Schottland einfach nur vermisst.«
»Und vielleicht versuchen sie festzustellen, in welcher Richtung Donncoill oder eine andere Burg ihrer unermesslich großen Verwandtschaft liegt.«
»Befürchtest du, dass uns deine Pläne in einen Krieg verwickeln?«
»Nicht, solange ich die beiden Mädchen als Pfand für Payton besitze. Außerdem will ich dem Jungen ja nicht sein Leben nehmen, sondern sorge nur dafür, dass er Katherine heiratet.«
»Manche Leute würden das als schlimmeres von zwei Übeln ansehen. Das Heiraten im Allgemeinen«, fügte Leargan hastig hinzu, »nicht eine Heirat mit Katherine im Besonderen.«
»Wie wahr.« Cameron zuckte die Schultern. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Murrays oder ihre diversen Verwandten wegen dieser Sache Blut vergießen wollen.«
»Nein, wahrscheinlich nicht. Aber du weißt, dass du diese Ehe, obwohl du sie erzwingen kannst, nicht zu einer guten Ehe machen kannst.«
»Das weiß ich. Immerhin muss zwischen ihnen ein Funken Leidenschaft gewesen sein, wenn sie miteinander ins Bett gestiegen sind.« Er verzog das Gesicht. »Und ganz bestimmt kann der so ausgesprochen schöne, äußerst edle und viel gepriesene Sir Payton Murray gar nicht anders, als ein höchst vollkommener Ehemann zu sein.«
Leargan lachte. »Du klingst fast neidisch, Cousin.«
»Vollkommenheit kann lästig sein.«
»Wie alt ist denn dieser oh so schöne und vollkommene Edelmann?«
Cameron hob die Augenbrauen. »Ich weiß es nicht. Ich glaube, er wurde schon vor einigen Jahren zum Ritter geschlagen, also muss er fast so alt sein wie wir.«
»Er könnte sich seine Sporen schon in sehr jungen Jahren verdient haben.«
»Großer Gott, bloß nicht«, knurrte Cameron, als er sich umdrehte und davonschritt. »Sollte ich entdecken, dass er schon früh für eine große heroische Tat zum Ritter geschlagen wurde, werde ich daran wohl ersticken.«
Avery setzte sich neben Cameron und beobachtete ihn im Schlaf. Wenn das Wetter schön blieb und der Weg, dem sie folgten, sicher und frei von Hindernissen, konnten sie in vier Tagen auf Cairnmoor sein. Und dann, dachte sie traurig, würde Cameron sie gegen Payton eintauschen, sie wegschicken und ihr das Herz brechen. Das würde sie nicht ertragen.
Sie verstand auch nicht wirklich, wie er das tun konnte. Sie kannte seinen Stolz, sein Ehrgefühl und seine Loyalität gegenüber seiner Schwester. Doch trotz allem, was sie miteinander teilten, schien er nicht einmal über eine Möglichkeit nachzudenken, seiner Schwester den Ehemann, den er für nötig hielt, zu beschaffen, ohne seine Geliebte zu verlieren. Von Zeit zu Zeit war sich Avery sicher, dass er sie mochte. Natürlich konnte kein Mann eine Frau im Bett so lieben, wenn er sie nicht wenigstens ein bisschen mochte. Aber vielleicht war dieses Bisschen ja auch schon alles. Und viel zu wenig.
Genau davor aber hatte sie Angst. Sie war darauf vorbereitet, gegen Payton eingetauscht zu werden, und hatte Camerons Gründe akzeptiert. Selbst ihre Familie würde diese Gründe anerkennen, obwohl alles auf eine Lüge zurückging. Angst hatte sie besonders davor, dass er sie eintauschen und wegschicken könnte, ohne mehr Gefühl dabei zu zeigen als beim Verkauf eines Pferds. Sie wollte, dass ihn sein Handeln innerlich zerriss, und sie hatte große Angst, dass das nicht der Fall sein würde.
Vorsichtig stand sie auf, entfernte sich vom Bett und zog sich an. Sie konnte nicht bleiben und zusehen, wie er das zerstörte, was sie miteinander erlebt hatten. Sie konnte ihm nicht erlauben, die Schönheit ihrer Erinnerungen zu beschmutzen. Avery wollte sich an der Freude festhalten, die sie in der Liebe zu ihm gefunden hatte, so kurz sie auch gewesen sein mochte. Sie begriff, wie leicht das zerstört werden konnte. Sie wollte nicht dabei zusehen, wie er sie kaltherzig abschob. Sie wollte nach dem Ende ihrer gemeinsamen
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