Der Zorn Des Skorpions
Hinweis sein konnte. »Sandis Ex. Er hat die meisten in ›Wild Will’s‹ ausgestellten Tiere mit seinem eigenen Gewehr erlegt. Hat den Tierpräparator gut im Futter und bei Laune gehalten.«
Aber Aldridge als Unglücksstern-Mörder?
Nakitas Kinn ruhte auf seinen Pfoten; sein Blick ließ Nate nicht los. Santana hörte auf zu reden und hing seinen Gedanken nach. Bob Simms wohnte in der Nähe der Schlucht, in der das Fahrzeug einer der Frauen gefunden worden war. Das Auto der Asiatin. Mandy Soundso. Und Simms war verrückter, als die Polizei erlaubt. Ein Irrer, dessen Ansichten zu Regierung und Gesetz – die sollte es gar nicht geben – irgendwie alles sagten. Wegen der Pelze und Häute und wegen des Fleisches tötete er Tiere und fing sie in Fallen – ohne nach einer Erlaubnis zu fragen. Immer wieder war er mit dem Gesetz in Konflikt geraten, und Nate vermutete, dass er sein Haus mit Sprengladungen gesichert hatte. In einer verfahrenen Situation würde er bestimmt nicht auf die Polizei setzen …
Konnte Simms der Mörder sein? Er war einmal verheiratet gewesen, doch seine Frau war schon lange tot. Bei der Geburt ihres sechsten Sohnes gestorben. Und diese Jungen waren Satansbraten, jeder einzelne von ihnen. Die konnten einen normalen Menschen in den Wahnsinn treiben, und Simms’ geistige Gesundheit war ohnehin nicht besonders stabil. Früher einmal war der Mann ausgeglichener gewesen, nicht so empfänglich für Verschwörungstheorien und rasenden Jähzorn. Nate erinnerte sich, dass Simms Padgett Long gekannt hatte, vor langer Zeit einmal, vielleicht sogar verknallt in sie gewesen war, doch sie hatte ihm natürlich keine Spur von Interesse entgegengebracht. Vor dem Unfall war Padgett das »It-Girl« in dieser Gegend gewesen, und Bob Simms nicht einmal ein schwaches Pünktchen auf ihrem Radar. Doch seitdem ging es mit Simms bergab.
Wer noch?,
überlegte Nate, und ein weiterer Name fiel ihm ein: Gordon Dobbs, ebenfalls ein Meisterschütze, wenngleich er den Großteil seiner Zeit mit der Herstellung von Kettensägenkunst verbrachte, was er erstaunlich gut beherrschte. Nate wusste ziemlich sicher, dass Gordons Frau ihn kürzlich verlassen hatte; in der Stadt wurde darüber geredet. Nate ging jeglichem Klatsch ganz bewusst aus dem Wege. Jetzt wünschte er sich, er hätte ein bisschen besser die Ohren gespitzt. War Gordon so griesgrämig, dass er tötete? Dass er diese abscheulichen Morde plante? Auch das hielt er für unwahrscheinlich.
Und wenn es jemand aus dem Polizeiapparat war? War nicht einer der Deputys – Pete Watershed – früher in der Armee Scharfschütze gewesen? Hatte Santana selbst nicht letztes Jahr in der Lokalzeitung, dem
Montana Reporter,
einen Artikel darüber gelesen, wie Watershed einen plündernden Schwarzbären mit einem Betäubungsgewehr fehlerlos zur Strecke gebracht hatte? Und Cort Brewster nahm ständig an dem einen oder anderen Schießwettkampf teil. Prahlte mit seinem Können. Es war schwer, den Mann mit seinen Geschichten wieder loszuwerden, wenn man ihm in der Stadt über den Weg lief. Noch ein Grund, warum Santana sich nach Möglichkeit von Grizzly Falls fernhielt.
Doch jetzt musste er sich engagieren. Jetzt musste er sich unmittelbar an den Ermittlungen beteiligen. Für Regan.
Er musste sie finden!
Mit neuen Vorsätzen rief er im Büro des Sheriffs an, nannte seinen Namen und fragte nach Selena Alvarez. Es war spät, doch er nahm an, dass sie heute noch dort im Büro arbeitete. Regan war ihre Partnerin, und sowenig er auch über Selena Alvarez wusste, war er doch ziemlich sicher, dass sie immer noch arbeitete.
Er hatte recht, denn kurz darauf antwortete sie verhalten: »Hier spricht Detective Alvarez. Was kann ich für Sie tun, Mr. Santana?«
»Der Mann, der Brady Long umgebracht hat, ist der Unglücksstern-Mörder. Sie sind ein und dieselbe Person. Vielleicht ist es noch nicht bewiesen, aber es stimmt. Das wissen Sie, und ich weiß es auch. Sagen Sie mir, dass Sie auch von dieser Annahme ausgehen.«
»Ich muss von Fakten ausgehen. Und das ist kein Fakt.«
»Aber es wird einer sein. Ich verlasse mich auf mein Bauchgefühl, Detective. Und ich werde den Mörder finden.«
»Sie sind nicht an unseren Ermittlungen beteiligt«, erinnerte sie ihn barsch.
»Ich könnte Ihnen helfen.«
»Sie wären nur im Weg.«
»Sie irren sich«, sagte er gepresst.
»Lassen Sie uns unsere Arbeit machen, Mr. Santana.«
Er hatte einen Teil der Pressekonferenz im Fernseher gesehen.
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