Der Zorn Des Skorpions
ein paar Stücke von Joelles Früchtekuchen, auf einem anderen erinnerten nur noch ein paar Krümel an ihre Plätzchen.
Während der Kaffee durchlief, ging Alvarez zu ihrem Schreibtisch und fuhr den Computer hoch. Sie rief ihre E-Mails auf, las ein paar Berichte, merkte sich ein paar Hinweise, die in der Zentrale inzwischen eingegangen und an sie weitergeleitet worden waren. Nichts Neues. Verstohlen überprüfte sie die Eintragungen über den zweiten Sheriff und sah, wie viele Schießwettbewerbe er gewonnen hatte, wie oft er wegen großartiger Leistungen im Beruf belobigt worden war, und dann las sie alles, was sie im Internet über ihren Vorgesetzten fand. Noch hatte sie sich nicht offiziell eingestempelt, arbeitete freiwillig, und damit rechtfertigte sie vor sich ihre Machenschaften.
Trotzdem war er der zweite Sheriff, war aber nie weiter aufgestiegen. Warum nicht?
Lass das,
warnte sie sich selbst erneut, und im selben Moment hörte sie Stiefelschritte im Flur. Als sie aufsah, erkannte sie Grayson, der mit dem Hund an seiner Seite auf dem Weg in sein Büro wütend vorbeistapfte.
Noch mehr schlechte Nachrichten?
Sie wartete, bis der Bildschirmschoner auf ihrem Monitor erschien, ging dann in die Küche, holte zwei Becher Kaffee und suchte Grayson in seinem Büro auf.
»… ja, ich weiß, aber ich halte es für das Beste, wenn Sie sich erst mal mit den Tatsachen vertraut machen. Wir wollen eine Panik vermeiden … Was? Ich weiß nicht, wann die nächste Pressekonferenz stattfindet. Sobald es etwas Neues zu berichten gibt.« Er knallte den Hörer auf und fragte: »Hast du die Zeitung gesehen?«
Alvarez schüttelte den Kopf und reichte ihm seinen Becher.
Mit einer Kopfbewegung deutete er auf die Zeitung, die er auf seinen Schreibtisch geworfen hatte. »Sieh es dir an.«
Sie setzte sich auf einen Besucherstuhl neben dem Hundekörbchen, in dem der schwarze Labrador seinen Platz eingenommen hatte, und schlug die Zeitung auf. Fette Großbuchstaben verkündeten: BÜRO DES SHERIFFS LAHMGELEGT VON UNGLÜCKSSTERN - MÖRDER – DETECTIVE WOMÖGLICH NÄCHSTES OPFER .
»O nein.« Wohl zum hundertsten Mal an diesem Morgen dachte sie an ihre Partnerin und konnte die Ahnung drohenden Unheils nicht abschütteln, die sich in ihrem Herzen eingenistet hatte.
»Es wird noch besser. Lies weiter.« Graysons Miene war wie versteinert.
Die nächste Zeile meldete in kleinerer Schrift.
Trittbrettfahrerin verhaftet.
Sie überflog den Rest des Artikels von Manny Douglas, der berichtete, dass das »Büro des Sheriffs von Pinewood County und das FBI fälschlicherweise glaubten, mit der Verhaftung in Spokane den Unglücksstern-Mörder am Wickel zu haben«. Eher auf Anspielungen basierend denn auf Tatsachen, deutete Manny an, die Ermittlungen insgesamt seien stümperhaft, und die heimische Polizei sei »ratlos« und »verwirrt«.
»Er hätte gleich meinen Rücktritt fordern können«, sagte Grayson. Er sah müde aus, die Furchen in seinen Wangen traten deutlicher zutage als sonst, und dunkle Ringe lagen unter seinen Augen. »Journalismus vom Feinsten«, sagte er und fuhr sich mit steifen Fingern durchs Haar. »Wozu auch immer es gut sein mag, ich habe bei seinem Redakteur Beschwerde eingelegt.«
»Tja, was immer du auch tust, tritt bloß nicht zurück.« Alvarez warf die Zeitung in seinen Papierkorb. »Du weißt doch, dass man Pressemeldungen über sich selbst, ob gut oder schlecht, nicht für bare Münze nehmen darf.«
»Gute Presse habe ich neuerdings eher selten.«
Da konnte sie nicht widersprechen.
Er hob seinen Becher. »Danke für den Kaffee.«
Sie nickte. »Fröhliche Weihnachten.«
»Danke.«
»Bevor du dich daran gewöhnst: Als Laufbursche betätige ich mich nur an Festtagen.«
Seine Lippen deuteten ein Lächeln an. »Und gibt es sonst noch etwas Neues?«
Auf Brewster durfte sie noch nicht zu sprechen kommen, nicht, bevor sie etwas Konkretes vorweisen konnte, Beweismaterial, das den zweiten Sheriff mit dem Verbrechen in Verbindung brachte, und im Grunde war sie keineswegs sicher, dass Brewster der Gesuchte war. »Ich fahre noch mal raus, um mit Clementine und Ross zu reden. Clementine ist eine der wenigen Personen, die wussten, dass Brady Longs Besuch auf der Lazy-L-Ranch bevorstand.«
»Was ist mit seiner Verlobten? Mit seinen Mitarbeitern?«
»Die nimmt Zoller sich vor, und Halden hat mich wissen lassen, dass er mit den FBI -Agenten in Denver sprechen will. Er hat sich noch nicht wieder gemeldet.«
»Und dein
Weitere Kostenlose Bücher