Der Zorn Des Skorpions
nicht.« Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Heiliger Strohsack, hier ist es wie in einer Sauna.« Er blickte auf die Karte. »Vergiss Padgett erst mal. Was hast du gefunden?«
»Irgendetwas beunruhigt mich … na ja, eigentlich eher so manches. Schau dir die Karte an.« Sie zeigte auf die Stellen, an denen Fahrzeuge oder Leichen gefunden worden waren. »Wir haben nicht eine einzige Wechselbeziehung zwischen den Unfallschauplätzen und den Stellen gefunden, an denen er die Frauen dem Tod durch Erfrieren überlassen hat. Doch jede dieser Stellen auf der Karte befindet sich innerhalb eines Radius von zehn Meilen von Cougar Basin und Mesa Rock. Beides liegt so ziemlich in der Mitte von allen Tatorten.«
Er nickte. Das war nichts Neues. »Wir haben das Gebiet abgesucht.«
»Ja, mag sein.«
»Worauf willst du hinaus?«
»Wenn wir bei Horsebrier Ridge anfangen, wo wir Pescolis Jeep gefunden haben«, sagte sie und zeigte auf die mit einer bunten Reißzwecke markierte Stelle auf der Karte, »und weiter nach Norden gehen, überqueren wir Mesa Rock, wo der gute alte Ivor laut seiner Behauptung von den Reptilien aufgegriffen wurde. Wenn wir weitergehen, landen wir am Wildfire Canyon, wo Mandy Itos Leiche gefunden wurde. Und ihr Prius wurde genau hier entdeckt.« Sie fuhr mit dem Finger über die Karte zu einer weiteren markierten Stelle. »Und hier starb Nina Salvadore.« Alvarez deutete auf den entsprechenden Punkt auf der Karte.
Grayson schwitzte, meinte, das alles längst gehört zu haben, und sagte: »Gut, dann hat sich alles in der Nähe von Mesa Rock abgespielt, wo Ivor angeblich von den Aliens entführt wurde. Versuchst du, eine Verbindung zwischen den Morden und Ivor Hicks’ ›Entführung‹ herzustellen?« Es sollte ungezwungen klingen, doch Grayson hörte selbst, wie gereizt es rüberkam. »Du glaubst doch nicht, Ivor hätte damit zu tun. Der Mann ist gewöhnlich besoffen wie ein Schwein. Handlungsunfähig. Nicht in der Lage, so etwas zu planen.«
»Nein, dass Ivor etwas damit zu tun hat, glaube ich nicht«, versicherte Alvarez. »Er ist tatsächlich ständig betrunken. Wir haben ihn schon so oft einkassiert, dass er sich weigert, uns seinen Sohn anrufen zu lassen, damit der ihn abholt. Aber er ist nicht nur ein alter Mann mit Halluzinationen. Er ist auch der einzige Mensch, der an Ort und Stelle war, als zwei der Leichen, und zwar Mandy Ito und Brady Long, entdeckt wurden.«
»Nate Santana hat Long gefunden.«
»Aber Ivor war ebenfalls zur Stelle«, sagte sie und zeigte wieder auf die Karte. »Mesa Rock grenzt an das Land der Longs, nicht wahr?«
Grayson studierte die Karte eingehend und sagte bedächtig: »Ja. Früher einmal wollte Hubert senior, Bradys Großvater, in dieser Gegend noch mehr Land kaufen. Mesa Rock liegt auf Regierungsboden, aber dort gibt es eine alte Mine. Nicht Kupfer, sondern Gold, glaube ich, oder Silber, und der Besitzer wollte nicht verkaufen.«
»Wer ist der Besitzer?«
»Ich weiß es nicht mehr genau.« Grayson kniff die Augen zusammen. »Ich glaube, die Mine war im Besitz der Familie Kress. So hieß sie auch vor etwa hundertundfünfzig Jahren. Silber war’s. Die Kress-Silbermine.« Ihre Blicke begegneten sich. »Ivor Hicks war mit Lila Kress verheiratet.«
»Und wohnt noch auf dem Grundstück«, bemerkte Alvarez.
»Was denkst du?«
»Was ist mit Ivors Sohn?«, fragte sie.
Billy Hicks?
»Nein …« Grayson schüttelte bedächtig den Kopf.
»Gehört Billy Hicks nicht ein Haus ganz in der Nähe, auf demselben Streifen Land? Kannte er nicht Padgett und Brady Long? Ist er etwa nicht, was seine Arbeitszeit betrifft, sein eigener Herr, und ist er nicht Freiwilliger bei der Feuerwehr? Vielleicht hat er durch deren Computer Zugang zu unserem gefunden. Wir sind ja alle miteinander verknüpft. Wenn er schlau genug war, hat er vielleicht sogar den Kurs unserer Ermittlungen von Anfang an verfolgen können.«
»Billy Hicks ist nicht irgendein Fremder«, wandte Grayson ein. »Er hat sein ganzes Leben hier verbracht!« Doch gerade das ergab auf grauenhafte Weise einen Sinn, und das Glimmen in Selenas dunklen Augen, ihre zusammengepressten Lippen verrieten ihm, dass sie Billy Hicks längst für den Mörder hielt.
»Dass der Vater nicht gerade der Hellste ist, heißt noch lange nicht, dass der Sohn nicht intelligent sein kann.«
»Intelligent ist er durchaus. Das ging schon aus seinem Anschreiben hervor, als er sich hier bei uns beworben hat.«
»Und du hast ihn
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