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Der Zorn Des Skorpions

Der Zorn Des Skorpions

Titel: Der Zorn Des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
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seit seiner eigenen angeblichen »Entführung«. Er behauptete immer noch, mit Crytor, dem General der außerirdischen Reptilienarmee, zu kommunizieren, und seine Meldungen derartiger Gespräche bei der Polizei wurden durch seine Vorliebe für Jack Daniel’s noch verschärft.
    Heute sollte Grayson sich mal mit Ivor herumschlagen.
    Alvarez setzte sich hinters Steuer ihres Dienstwagens und verließ Sekunden später den Parkplatz. Die Scheibenwischer beseitigten die Eisreste auf der Frontscheibe, die Heizung lief auf Hochtouren. Alvarez reihte sich in den Verkehrsfluss auf der steilen Straße den Boxer Bluff hinunter ein. Der obere Teil der Stadt einschließlich des Büros des Sheriffs und des Gefängnisses lag hoch oben auf dem Berg mit Blick auf den hundertfünfzig Meter tiefer gelegenen, ursprünglichen Teil von Grizzly Falls, von den Einheimischen »Old Grizzly« genannt. Läden, Restaurants, Büros und auch das Gerichtsgebäude säumten die Hauptstraße parallel zum Fluss und boten einen Ausblick auf die tosenden Wasserfälle, die der Stadt ihren Namen gaben.
    Unter dem statischen Knistern des Polizeifunks fuhr sie durch die Vororte. Sie rief noch einmal Pescoli an, wurde wieder an die Voicemail weitergeleitet und versuchte, die Besorgnis abzuschütteln. Es konnte Dutzende von Gründen dafür geben, dass Pescoli sich nicht meldete, jede Menge Erklärungen für ihr Fernbleiben. Es bedeutete nicht zwangsläufig, dass sie das nächste Opfer des perversen Serienmörders war …
    Aber ihre Initialen passen, oder? Wenn du wirklich glaubst, dass der Mörder eine Warnung liefern will, dann passen das
R
und das
P
von Pescolis Namen perfekt zu der Theorie, dass der Täter nach und nach mit den Initialen seiner Opfer irgendetwas, was mit einem Skorpion zu tun hat, zum Ausdruck bringen will.
    »Was soll der Spruch bedeuten?«, fragte sie sich laut. »Meidet den Skorpion? Nicht möglich.« Sie trat aufs Gas, und der Jeep fuhr bergauf. Die Häuser wurden weniger, machten dem vereisten Wald Platz.
    Alvarez rechnete nicht damit, dass Pescoli sich in ihrem Häuschen verkrochen hatte, es sei denn, sie war todkrank. Doch selbst dann hätte diese Frau genug Verstand besessen, um anzurufen. Sofern sie nicht verletzt war und das Telefon nicht erreichen konnte.
    Oder von einem geistesgestörten Menschen entführt worden war.
    Selena wehrte diesen Gedanken körperlich ab, indem sie instinktiv die Schultern hochzog. Pescolis Stimme hatte wütend geklungen, als sie die Nachricht hinterließ, so, als würde sie ihrem Ex-Mann gleich den Hals umdrehen. Doch das war nichts Neues. Regan und Lucky hatten eine schlimme Ehe hinter sich, und, wie Pescoli zu betonen pflegte, »eine noch schlimmere Scheidung«.
    Alvarez hinterließ keine Nachricht, sie fuhr einfach weiter über die Landstraße, die die Schneepflüge geräumt, aber mit Splitt auf einer harten verbliebenen Eisschicht bestreut zurückgelassen hatten. Um in die Seitenstraßen einbiegen zu können, musste ein Fahrzeug den eisigen Wall durchstoßen, den die Räumfahrzeuge an den Einmündungen aufgeworfen hatten.
    Tannen und Kiefern, die Zweige mit Schnee und Eis beladen, standen wie Wachtposten da, als sie den Privatweg zu Pescolis Häuschen fand. Die Reifenspuren waren nahezu mit Schnee aufgefüllt; hier war seit langer Zeit kein Auto, Laster oder Geländewagen gefahren.
    Sie fuhr die kurvenreiche Straße hoch und hinterließ frische Spuren zwischen den Bäumen und auf der Brücke, bevor das Häuschen in Sicht kam. An einer Seite stand der Pick-up von Pescolis Sohn, schneebedeckt, doch das Garagentor war geschlossen, und der Lichtschein, der aus den Fenstern fiel, stammte wohl lediglich von der bunten Lichterkette eines Weihnachtsbaumes.
    Alvarez stellte ihren Wagen neben Jeremys ab, putzte sich die Nase, stieg aus und stapfte durch den Schnee zur Haustür. Auf der Veranda klopfte sie und wartete. Doch im Haus blieb alles still. Keine Stimmen, keine Fernsehgeräusche, kein Kläffen ihres kleinen Terriers drang nach draußen. Es herrschte geradezu himmlische Ruhe. Die Nacht senkte sich über die Büsche ringsumher.
    Alvarez klingelte und klopfte noch einmal, erhielt jedoch keine Antwort. »Pescoli?«, rief sie. »Ich bin’s, Alvarez!« Ihr Ruf verhallte, und die tiefen Schluchten in der Umgebung dieses abgelegenen kleinen Hauses warfen das Echo zurück. Alvarez ging auf der Veranda von einem Fenster zum nächsten, schirmte ihre Augen gegen die Spiegelung in den Scheiben ab und stellte

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