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Der Zorn Des Skorpions

Der Zorn Des Skorpions

Titel: Der Zorn Des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
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war der einzige Mensch, den sie seit Wochen zu Gesicht bekommen hatte. Er berührte sie, wenn er sie wusch oder nach ihren Verletzungen sah, und seine Finger glitten federzart über ihre Haut. Kein Wunder, dass sie erotische Träume hatte. Sie biss auf ihre zitternde Unterlippe.
    Reiß dich zusammen. Er kommt zurück.
    Ja, er war rausgegangen, aber nur, um sich zur Stadt durchzuschlagen, um ihren Unfall zu melden, Hilfe zu holen und ihre Eltern zu informieren, dass sie wohlauf war.
    Aber er war schon so lange fort. Und sie hatte Angst. Sie konnte nicht verhindern, dass ihr die Tränen übers Gesicht liefen, und betete, dass ihm nichts zustoßen möge, dass er zu ihr zurückkam.
    Und zwar bald.

16. KAPITEL
    K urz vor der Holzfällerstraße zog Santana die Zügel straff. Bisher hatte er nichts entdeckt, außer einem Schneeschuhhasen, der unter den Zweigen einer vereisten Tanne hervorlugte. Dabei hatte er bereits beinahe zwei Meilen zurückgelegt.
    Er suchte den Boden nach Hinweisen auf Fußspuren ab, doch die weiße Decke war makellos glatt. Der Schnee fiel heftiger denn je; die kleinen Kristalle stachen in seinem Gesicht.
    Er hatte geglaubt, die Stelle finden zu können, wo der Angreifer sein Fahrzeug verlassen hatte, ein weitläufiger Bereich an der alten Zufahrtsstraße, dort, wo sie beim hinteren Begrenzungszaun zur Lazy L einen Bogen beschrieb.
    Das war naheliegend.
    Santana kannte diese Gegend und den Zaunverlauf wie seine Westentasche, und wenn er versucht hätte, unbemerkt auf den Besitz vorzudringen und sich ungesehen Zugang zum Haus zu verschaffen, dann hätte er sich für diese Stelle entschieden.
    Er hielt den Blick fest auf den Boden gerichtet, während sein Pferd stetig weiterstapfte, und fragte sich, welche Verbindung zwischen dem Unglücksstern-Mörder und Brady Longs Mörder bestehen könnte.
    Er kennt sich in der Gegend gut aus. Er ist dir schon mal begegnet. Er ist ein Einzelgänger, der die Berge genauso gut kennt wie du. Ein gewiefter Scharfschütze, agil und kräftig genug, um eine Frau von hundertundzwanzig Pfund meilenweit zu tragen, ein Überlebenskünstler mit einem geheimen Unterschlupf, der mit der Umgebung so vertraut ist, dass er sich der Polizei entziehen kann.
    Vielleicht ist er Polizist. Ein Insider, der ihnen immer einen Schritt voraus ist. Der die Ermittlungen in die falsche Richtung lenkt.
    Er ließ die Deputys und Detectives, die er im Dezernat kennengelernt hatte, vor seinem inneren Auge Revue passieren, doch er kannte sie nicht gut genug, um die Auswahl begrenzen zu können. Außerdem war es wohl ziemlich weit hergeholt, oder? Warum sollte ein Polizist so ausrasten, dass er anfing, Frauen zu entführen und zu quälen?
    Ihm schauderte bei dem Gedanken. Er ritt an den Zaun heran und folgte den straff gespannten Stacheldrähten, immer auf der Suche nach Spuren auf der verlassenen Holzfällerstraße, doch die Schneedecke war glatt und eben, wies keinerlei Fuß- oder Reifenspuren auf.
    »Mist«, fluchte er leise. Was hatte er übersehen? Was nur? Er dachte an Regan und fragte sich, ob sie überhaupt noch lebte.
    Die Frage traf ihn wie ein Schlag in den Magen.
    Er ballte die behandschuhte Hand zur Faust und kämpfte gegen die plötzliche Verzweiflung an. Sie war zu vital. Zu dynamisch. Nach ihrem ersten Treffen hatte er ihr nachgestellt, aber sie wollte nichts mit ihm zu tun haben. »Hör zu, Cowboy, nichts für ungut, aber hau einfach ab.«
    Er dagegen ließ sich allerdings nicht abwimmeln. Je mehr sie sich ihm entzog, desto größer wurde sein Interesse, was ihm schon damals dumm vorgekommen war, aber so war es nun mal. Sie hatte sich die Zeit genommen, ihm zu erklären, dass sie keinerlei Interesse an einer wie auch immer gearteten Beziehung habe, und die Gründe für ihre Weigerung, sich mit ihm einzulassen, waren schlicht diese: Sie musste an ihre Kinder denken und hatte einen Beruf, der ihren ganzen Einsatz erforderte. Sie hatte keine Lust und es auch nicht nötig, Zeit und Mühe in einen neuen Mann in ihrem Leben zu investieren.
    »Außerdem«, vertraute sie ihm an, als er sie eines Abends bei »Wild Will’s« erwischt hatte, »ist es, was Männer betrifft, mit meiner Menschenkenntnis nicht allzu weit her. Du solltest dich glücklich schätzen.«
    Doch Santana dachte gar nicht daran, und irgendwann hatte er sie mürbegemacht. Sie trafen sich auf einen Drink in der Bar eines restaurierten, hundert Jahre alten Hotels mit Blick auf die Wasserfälle. Ein Drink und angeregte

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