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Der Zorn Des Skorpions

Der Zorn Des Skorpions

Titel: Der Zorn Des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
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einer Frau geklungen?
    Sie musste es wissen.
    »Hey!«, rief sie nicht zum ersten Mal. »Ist da jemand?«
    Ihre Stimme hallte nach, schien sie zu verhöhnen, und sie fühlte sich einsamer denn je.
    »Hey!«, rief sie noch lauter. »Wer ist da?«
    Wieder erhielt sie keine Antwort.
    Du verlierst den Verstand! Du bist allein hier, Pescoli.
    Noch einmal. »Ist da jemand?«
    Sie wartete.
    Sie hörte nichts außer Windrauschen und dem Klopfen ihres eigenen Herzens. Dennoch war sie sicher, dass sie kurz zuvor etwas gehört hatte. Und sie musste herausfinden, was oder wer es war. Ganz gleich, wie.
    Falls hier außer ihr noch jemand gefangen gehalten wurde, musste Pescoli diese Person ebenfalls retten.
    Sie dachte über den Fall nach, rekonstruierte die Ereignisse, die sie an diesen Punkt geführt hatten. Zuerst hatte die Polizei angenommen, dass der Mörder seine Opfer quasi einfing und sie nur zu bestimmten Zeitpunkten im Monat, vermutlich beim Wechsel des Tierkreiszeichens, sterben ließ, doch dieses Muster hatte sich geändert, als seine Mordlust zunahm – so sah es zumindest aus.
    Inzwischen erfolgte keine Ruhe vor dem Sturm mehr, keine paarundzwanzig Tage Pause zwischen der Ermordung von zwei Frauen.
    Sie spitzte die Ohren.
    Hörte jedoch nichts.
    Vielleicht war alles nur Einbildung gewesen. Müde schloss sie die Augen. Die Arbeit an der Schweißnaht hatte sich als sinnlos erwiesen. Und ihr Körper schrie nach Entlastung. Brauchte Ruhe. Musste heilen. Sie holte tief Luft und glaubte beinahe, Nate Santanas Stimme zu hören. »Du gibst auf? Du, Detective?« Ein verächtliches Schnauben. »Also dich hätte ich wirklich nicht für einen Schlappschwanz gehalten.«
    »Idiot«, flüsterte sie, als ob er sie hören könnte. Aber natürlich hörte sie niemand. Bei dem Gedanken an ihn schnürte sich ihr die Kehle zu.
    Sie blinzelte die blöden Tränen weg, riss sich zusammen und ermahnte sich, nicht an den Cowboy zu denken und sich auf die dringlichere Arbeit zu konzentrieren. Sie musste die Schmerzen überwinden und sich befreien.
    Der Unglücksstern-Mörder, der perverse Schweinehund, würde zurückkommen, und zwar bald.
    Wer wusste schon, wann und ob sie jemals wieder solch eine Chance erhalten würde, sich und ihre vermutete Mitgefangene zu retten?
    Regan biss die Zähne zusammen, machte sich wieder an die Arbeit und erntete noch größere, betäubende Schmerzen, die ihr bis tief in die Knochen fuhren. Ihr Handgelenk tat weh, an dem sich die Handschelle ins Fleisch gegraben hatte, ihre Rippen und die Schulter brannten wie Feuer. Sie stemmte sich auf den kalten Boden herab und versuchte, gegen die Schweißnaht zu treten, ohne ihr Handgelenk noch schlimmer zu beeinträchtigen.
    Sie durfte nicht aufgeben.
    Noch nicht.
    Niemals.
     
    Wo ist Liam?
    Elyssa lag zitternd auf dem Bett in dem kleinen Zimmer, das Liam ihr so großzügig überlassen hatte, und versuchte, ihre Ängste zu zerstreuen. Aber er war fort, viel länger schon als sonst, und sie spürte, wie die Unsicherheit, die Angst an ihr zu nagen begannen.
    Sei nicht dumm. Er war gut zu dir. Er kommt zurück. Und du weißt es.
    Aber vielleicht hatte er einen Unfall …
    Er wollte versuchen, seinen Pick-up in Gang zu bringen, und wenn ihm das nicht gelang, auf Schneeschuhen zur Stadt gehen und Proviant besorgen. Ihre Verletzungen verboten ihr noch, ihn zu begleiten, aber er würde Hilfe holen, hatte er gesagt.
    »Keine Angst«, hatte er geflüstert und ihr mit seinen großen Händen das Haar glatt gestrichen. »Ich bringe dich hier raus. So oder so.« Sie sah ihm in die Augen und vertraute ihm – natürlich vertraute sie ihm! Sie berührte seine Wange, die Seite mit den deutlich sichtbaren Kratzern.
    »Das hat man davon, wenn man versucht, ein Bärenjunges aus einem Baum zu retten«, hatte er gesagt. »Ich kann froh sein, dass Mama Bär nicht aufgetaucht ist. Denn dann wäre ich nicht mit ein paar kleinen Kratzern davongekommen.«
    »Ich dachte, Bären halten Winterschlaf«, wandte sie ein, und er lachte.
    »Stadtmensch! Glaub doch nicht alles, was du in Lehrbüchern liest. Wilde Tiere tun, was sie wollen, wann immer sie wollen. Was die Natur ihnen diktiert. Weißt du, sie sind wie Menschen. Sie lassen sich nicht in Schubladen stecken.«
    Ob das stimmte? Paarten Bären sich nicht im Sommer und verbrachten den Winter mit ihren Jungen in einer Höhle? Oder verließen sie die Höhle manchmal, um zu fressen … Im Biologieunterricht auf dem College hatte sie es so nicht

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