Der Zorn Des Skorpions
Santana. Das ist etwas völlig anderes als Spaß, heißer Sex und keine Verpflichtungen.
Er hatte Pescoli in einer Bar kennengelernt. Hatte nicht gewusst, dass sie Polizistin war, und hatte sie einfach angesprochen. Sie hatte Whiskey getrunken und belustigt und interessiert eine dunkelrote Augenbraue hochgezogen.
»Willst du mir einen Drink ausgeben?«, hatte sie kopfschüttelnd gefragt. Ihre kastanienroten Locken glänzten in der sanften Beleuchtung im Spot Tavern.
»Vielleicht«, hatte er geantwortet und der Barkeeperin ein Zeichen gegeben, die ihr ein zweites Glas mit Jack Daniels zu ihrem ersten stellte.
»Das war einfach«, sagte sie.
»Ich mag es einfach.«
»Das bezweifle ich.« Daraufhin lächelte er sie an, und sie gab in gleicher Münze zurück.
»Wo liegt dein Problem?«
»Ach, hör auf«, sagte er, für einen Augenblick enttäuscht.
»Das Problem, das du, ohne es zu wissen, vor dir herträgst. Trunkenheit am Steuer? Hausfriedensbruch? Nichterscheinen vor Gericht? Diese Probleme rieche ich.«
»Wie bitte?«
Sie musterte ihn von oben bis unten, vom Gesicht abwärts und wieder hinauf, registrierte seine schmutzigen Stiefel, die verwaschene Levi’s, das saubere, aber abgetragene Arbeitshemd und den Dreitagebart. »Ein Schluck Jack Daniels reicht mir nicht, um die Klage fallenzulassen.« Sie trank aus, stellte das Glas auf den Tisch und fasste das zweite ins Auge. Dann teilten sich ihre Lippen zu einem so unglaublichen sexy Lächeln, dass ihm der Atem stockte. »Nur damit du es weißt: Bei mir läuft so was nicht. Ich lasse mich nicht bestechen. Du musst es schon bei deinem Richter versuchen.«
»Keine Ahnung, wovon du redest.«
»Sicher doch.«
»Du glaubst, ich wollte dich bestechen?«, fragte er, als ihm allmählich dämmerte, dass sie Polizistin war. Eine Polizistin, von der man sich um jeden Preis fernzuhalten hatte. »Du bist bei der
Polizei?
«
Ihr Lächeln wurde breiter, und sie warf der Barfrau einen Blick zu. »Hey, Nadine, wir haben hier einen Rhodes-Stipendiaten. Gib dem Mann einen Drink. Auf meine Rechnung.«
Nadines pfirsichfarbene Lippen versuchten vergeblich, ein Lächeln zu unterdrücken, als sie noch ein Glas einschenkte und auf den Tresen stellte. Er hob das Glas und stieß mit Regans an. »Nate Santana.«
Sie zog ein bisschen die Brauen zusammen, als hätte sie den Namen schon einmal gehört, dann sagte sie: »Regan Pescoli. Für dich
Detective
Pescoli.«
Und so fing es an. Von einer Partie Billard über albernes Armdrücken zu Wetttrinken. Doch den Ärger, den er sich mit der Beziehung zu einer Polizistin einhandeln würde, konnte er nicht brauchen, und sie war nicht nur Polizistin, sondern Detective, hatte zwei halbwüchsige Kinder und blickte auf zwei gescheiterte Ehen zurück.
Sie war die Sorte Frau, um die er um jeden Preis einen großen Bogen hätte machen sollen.
Doch sie hatte das gewisse Etwas, das ihn von Anfang wie magisch anzog, und jetzt, zu Pferde unterwegs, spähte er unter seiner Hutkrempe hervor und war wild entschlossen, sie zu finden. Koste es, was es wolle.
Wurde sie verrückt? Hatte sie wirklich eine Frau weinen gehört? Pescoli hatte, wie es ihr vorkam, Stunden mit dem Versuch verbracht, sich zu befreien, zu flüchten, wenn der Kerl nicht anwesend war, nur um dann wieder still auf ihrer Pritsche zu liegen und angestrengt zu lauschen, um entscheiden zu können, ob sie nicht allein war.
Es ergäbe einen Sinn, dachte sie.
Der Unglücksstern-Mörder hielt seine Opfer eine Weile gefangen, pflegte sie, bevor er sie an Bäume gebunden der Wildnis überließ. Er sammelte sie ein, versorgte sie abwechselnd, hielt sie hier in seiner Höhle, wo auch immer diese sich befinden mochte, in getrennten Räumen fest und ließ sie später sterben.
Das Herz wurde ihr schwer, wenn sie daran dachte, dass womöglich noch weitere Frauen in ihrer Nähe waren. Wer wusste schon, wie viele. Sie erinnerte sich, auf Alvarez’ Schreibtischkante gehockt zu haben und die Liste der Frauen durchzusehen, die in einem fünf Bundesstaaten umfassenden Gebiet als vermisst gemeldet waren, und dann die auszusuchen, die womöglich diesen Teil von Montana durchquert hatten, alleinreisende Frauen aller Rassen und Konfessionen. Es waren Dutzende gewesen … Sie sah wieder auf die Tür zwischen ihrem Zimmer und dem Bereich, woher er auftauchte, wo er auch zu wohnen schien.
Oder hatte sie sich die Geräusche nur eingebildet?
Hatte das Heulen des Windes wie das gebrochene Schluchzen
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