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Der Zorn Des Skorpions

Der Zorn Des Skorpions

Titel: Der Zorn Des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
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Anbetracht der Unstimmigkeiten mit Brewster dachte ich, du solltest vielleicht lieber mit ihm reden.«
    »Ich bin schon unterwegs«, versicherte Alvarez und legte auf. Sie wusste nicht, was sie dem Jungen sagen sollte. Sie kam nicht gut mit Halbwüchsigen zurecht, aber sie würde sich größte Mühe geben.
     
    »Das ist doch keine große Sache«, sagte Bianca voller Empörung über Michelles bloßen Versuch, sie zurückzuhalten. Bianca war nervös, wollte unbedingt raus. Die Sorge um ihre Mutter nagte an ihr, und als sie jetzt durch die Kanäle des monströsen Fernsehers ihres Vaters zappte, konnte sie sich überhaupt nicht auf die Reality Shows konzentrieren, die sie gewöhnlich so gern ansah. So viele Sender die Satellitenschüssel auch bot, nicht einer weckte ihr Interesse. Deshalb hatte sie ihrem Freund eine SMS geschickt, worin sie andere Pläne schmiedeten.
    Aber Michelle, gewöhnlich so cool, glaubte anscheinend, sie müsste plötzlich ihre stiefmütterliche Autorität beweisen.
    Pah!
    »Chris und ich wollen doch nur zu dem Konzert beim Gerichtsgebäude«, sagte Bianca vom Sofa her. Sie drehte den Kopf, um ins Esszimmer blicken zu können, wo Michelle die Strähnen silbernen Lamettas richtete, mit denen sie den Kronleuchter über einem schmiedeeisernen Tisch mit runder Glasplatte geschmückt hatte.
    »Ach ja?« Augenscheinlich nahm Michelle Bianca ihre zugegebenermaßen lahme Ausrede nicht ab. »Warum?«
    »Warum wohl? Es ist Weihnachten.«
    »Ich finde, du solltest zu Hause bleiben. Lässt deine Mom dich zu Verabredungen gehen? Darf Chris überhaupt schon Auto fahren?« Michelle zog die säuberlich gezupften Augenbrauen zusammen und zog das Lametta durch einen schmiedeeisernen Schnörkel.
    »Sein Bruder nimmt uns mit. Er hat eine Fahrerlaubnis.«
    »Um welche Uhrzeit beginnt das Konzert?«
    Michelle war keineswegs so nachgiebig, wie Bianca sie eingeschätzt hatte. Zumindest nicht, seit sie ihre Stelle als Kassiererin in einer ortsansässigen Bank verloren hatte, die dichtmachen musste. Jetzt trieb sie ihre Kompetenzen als Stiefmutter ein bisschen zu weit. »Gegen sieben? Ich weiß es nicht genau. Wir wollen irgendwo was essen gehen und danach zum Konzert.«
    »Bei diesem Wetter?« Michelle blickte aus dem Fenster hinaus in das Schneetreiben. »Wohl eher nicht, Liebes.«
    »Aber …«
    »Sieh mal.« Michelle spreizte die Finger, und die rotlackierten, mit winzigen weißen Schneeflocken garnierten Nägel sahen aus wie Krallen. »Dein Dad ist in großer Sorge, weil wegen der Stürme die Interstate gesperrt ist und er seine gewohnte Tour nicht fahren kann«, sagte sie. So weit stimmte es. Mit jedem Tag, an dem die Straßen unbefahrbar waren, verlor Lucky als Lastwagenfahrer Geld. Er hatte vorgehabt, zum ersten Mal, solange Bianca denken konnte, zu Weihnachten ein paar Tage freizunehmen, doch jetzt hatte das Wetter ihm die Entscheidung abgenommen. »Und sehen wir den Tatsachen ins Gesicht: Er macht sich außerdem Sorgen um deine Mom.«
    Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
    »Sieh mich nicht so an. Es ist so. Und dann auch noch Jeremy. Dein Bruder ist einfach abgehauen, und wir können ihn per Handy nicht erreichen. Dabei hat er doch Hausarrest.«
    »Aber ich nicht«, schmeichelte Bianca, um Michelle daran zu erinnern, dass sie von den zwei Halbgeschwistern »die Gute« war.
    »Hör mir erst zu, Bianca.« Michelles Tonfall gefiel Bianca nicht. So hatte sie noch nie mit ihr geredet.
    »Du bist nicht meine Mom.« Und bei diesen Worten spürte Bianca Tränen in den Augen. Heiße Tränen der Angst. Sie wollte nicht daran denken, was ihre Mutter womöglich durchmachen musste, und sie hatte die letzten paar Stunden damit verbracht, Chris SMS zu schicken und mit ihm zu telefonieren, aber sie mochte einfach nicht länger in diesem Haus eingesperrt sein.
    Die Hintertür wurde zugeschlagen. Bianca hob den Blick und sah ihren Vater hereinkommen. Er verströmte unangenehmen Zigarettenrauch, als er seine Jacke an der Garderobe aufhängte und Michelles wütenden Blick in seine Richtung auffing.
    »Was ist?«
    Michelle sah aus, als wollte sie eine hitzige Antwort fauchen, besann sich aber offenbar eines Besseren. »Sie ist deine Tochter. Sieh zu, wie du mit ihr fertig wirst«, sagte sie, dann drehte sie sich um und lief unter dem Stakkato ihrer pinkfarbenen Highheels in »ihre« unantastbare Küche.
    Bianca blickte der Frau, die ihr Vater geheiratet hatte, böse nach. Ihre Mutter hatte sie gern als Hohlkopf bezeichnet, doch

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