Der Zorn Des Skorpions
meinem Gewahrsam ist.«
»Sir, seine Mutter wird …«
»Egal.« Brewster deutete mit zitterndem Finger auf Jeremy. »Dieser Junge ist ein Unruhestifter. Er treibt es zu weit. Bringen Sie ihn in seine Zelle. Er hat mich angegriffen. In meinen Augen tun wir seiner Mutter einen Gefallen.« Brewster, der aussah, als wollte er Jeremy umbringen, drehte sich auf dem Absatz um und marschierte aus dem Raum.
»Das war dumm von dir«, zischelte Alvarez Jeremy zu, als sie allein waren. »Ausgesprochen dumm.«
»Er ist ein gemeiner Typ.«
»Und der zweite Sheriff.«
»Er wollte sich mit mir prügeln.«
»Du hast zuerst zugeschlagen, deshalb muss ich dich für eine Weile in Gewahrsam nehmen.« Sie bückte sich, hob das Handy auf und sah das Foto von Heidi. Sie zog die Mundwinkel herab und schüttelte den Kopf. »Und vielleicht solltest du deiner Freundin raten, sich vor Kameras und Fotohandys nicht auszuziehen.« Sie steckte sein Handy ein und führte ihn durch die Räume des Dezernats.
»Sie wollen mich doch nicht wirklich verhaften.«
»Ich habe keine andere Wahl«, sagte sie matt. Handschellen ersparte sie sich, aber sie informierte ihn tatsächlich über seine Rechte, als sie ihn zu einem Zimmer führte, in dem er registriert wurde. »Ich will versuchen, die Sache mit Brewster auszubügeln. Wenn es sein muss, rede ich mit Sheriff Grayson. Die Kamera hat ja alles aufgenommen, also wird sich die Sache wohl regeln lassen. Hier im Dezernat haben wir weiß Gott andere Sorgen als Heidis Versuche, für den
Playboy
zu posieren. Aber ihr Dad muss sich erst einmal beruhigen. Und das könnte dauern.«
»Wie lange?«, fragte er. Die Vorstellung, schon wieder eingesperrt zu sein, versetzte ihn in Panik. Warum zum Kuckuck hatte er sich vor Brewster so hinreißen lassen?
»Ich weiß nicht.« Er sagte nichts, und sie stupste mit einem Finger seinen Arm an. »Kapiert?«
Er hatte kapiert, aber es gefiel ihm nicht. »Ja«, brummte er.
»Gut. Bleib dran.« Sie hielt einen Moment inne, dann fügte sie hinzu: »Ich hole mir ein Sandwich aus dem Automaten. Willst du auch eins?«
»Nein danke.«
»Wirklich nicht? Es war ein langer Tag.«
Er schüttelte den Kopf. Er hatte das Gefühl, dass dieser lange Tag noch bedeutend länger wurde.
Die Konferenz brachte alle Mitglieder des Einsatzkommandos auf Trab. Stephanie Chandler und Craig Halden, die beiden FBI -Agenten, waren zurück und saßen im Büro des Einsatzkommandos mit Sheriff Grayson, dem zweiten Sheriff, Brewster, Alvarez, Zoller und ein paar anderen am Tisch.
Alvarez sagte nicht viel, schlürfte nur ihren Tee und hoffte, dass ihr das halbe Geflügelsalat-Sandwich, das sie vor der Konferenz heruntergewürgt hatte, die nötige Kraft gab. Sie hatte außerdem ein paar Erkältungskapseln mit Langzeitwirkung geschluckt, um ihre Symptome zu unterdrücken. So weit, so gut. Den Zwischenfall mit Regans Sohn hatte sie noch nicht ausgebügelt, aber sie würde es tun. Das war sie ihrer Partnerin schuldig. Und Brewster durfte nicht, nur weil er zweiter Sheriff war, mit solchen Schikanen davonkommen, er durfte sich als Polizist nicht von subjektiven Gefühlen überwältigen lassen.
Sie schaute in seine Richtung, doch Brewster wich ihrem Blick beharrlich aus. Seine Wut war teilweise verraucht, und er kam sich fast so bescheuert vor, wie er war.
Schön.
Jeremy galt zunächst noch nicht als verhaftet. Alvarez wollte, dass es so blieb.
Die Diskussion schwenkte von der Trittbrettfahrerin zum Unglücksstern-Mörder und streifte dann Brady Longs Tod. Das Labor konnte noch nicht melden, ob die Kugel auf der Lazy L mit den Projektilen übereinstimmte, die an den Unfallschauplätzen in den Reifen der Opfer gesteckt hatten. Doch alle waren gereizt und fragten sich, ob der Mörder seine Vorgehensweise geändert hatte.
»Was wäre der Sinn?«, fragte Chandler. Sie war groß und schlank, trug das blonde Haar streng aus dem Gesicht gekämmt. Ihre hohen Wangenknochen ließen auf ihre skandinavische Herkunft schließen. Sie hatte sich ihre Sonnenbrille ins Haar geschoben, ohne die Alvarez sie noch nie gesehen hatte. »Er hat sich so viel Mühe gemacht mit den Botschaften aus den Initialen der Opfer, ließ die Opfer nackt in der Eiseskälte sterben. Jetzt spaziert er aus heiterem Himmel plötzlich in Brady Longs Haus, erschießt den Kerl aus nächster Nähe und geht wieder? Wo bleibt die Organisation, die Planung, die Beachtung des kleinsten Details, die unseren Kerl auszeichnen? Und
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