Der Zorn Des Skorpions
warum?«
Grayson sagte: »Es erforderte auch Planung und Wartezeit, bis Long endlich auftauchte.«
»Er ist nicht das übliche Opfer«, wandte sie ein und rutschte unruhig auf ihrem Stuhl herum.
Sie hob die Hand und zählte an den Fingern ab, in welchen Punkten dieses Verbrechen sich von den anderen unterschied. »Nicht weiblich. Nicht quer durch den Bundesstaat in einem Fahrzeug unterwegs. Nicht verletzt. Nicht zum Sterben in der Wildnis zurückgelassen … Ach, zum Teufel, ich könnte endlos weiter aufzählen.«
Halden hob beschwichtigend die Hand. »Wir wollen doch nur vorsichtig sein«, sagte er. »Schon einmal haben wir uns reinlegen lassen, von einer echten Trittbrettfahrerin.«
»Hat jemand herausgefunden, woher diese Täterin so viel über den Unglücksstern-Mörder wusste?«
»Die Zeitungen haben über die Morde berichtet, es gab Videoaufnahmen von den Pressekonferenzen, Fernsehen und Radiosender haben jede Menge Berichte gebracht. Sie hat sich das meiste zusammengestückelt, aber möglicherweise hatte sie auch einen Maulwurf.«
»Einen Maulwurf? Im Sinne von Spion?
Hier?
« Grayson war aufgesprungen und deutete auf den Boden, als stünde der für das gesamte Büro des Sheriffs.
»Im Sinne von
irgendjemandem
mit Beziehungen zur Polizei. Nicht zwangsläufig jemand aus diesem Dezernat.«
Grayson schimpfte leise. Er war müde, und es war ihm anzusehen. Die Falten um seine Augen herum waren tiefer als sonst, sein gewohntes träges Lächeln blieb aus. Aufgewühlt setzte er sich wieder neben Alvarez, den FBI -Agenten gegenüber. »Okay, Leute, dann finden Sie heraus, wie die Trittbrettfahrerin zu ihren Informationen gekommen ist«, sagte er zu Halden. »Doch jetzt wollen wir uns lieber auf das Original konzentrieren. Er läuft immer noch frei herum, nutzt meinen Bezirk als sein privates Jagdrevier, hat eine von meinen Detectives in seiner Gewalt und mindestens noch eine weitere Frau, und ich habe ihn
gründlich
satt.
Ich habe in« – er blickte auf seine Uhr – »knapp einer Stunde eine Pressekonferenz, also machen wir uns an die Arbeit. Stellen wir zusammen, was wir wissen.«
»Ich weiß, dass Ross DeGrazio, der Sohn von Brady Longs Hauswirtschafterin, eine Waffe des gleichen Kalibers besitzt und ein wahnsinnig guter Schütze ist«, meldete Brewster. »Hab ihn bei einem Wettkampf gesehen, an dem er teilnahm. Beinahe hätte er mich geschlagen. Er wurde Zweiter.«
»Der College-Junge?« Graysons Miene war skeptisch, dann hob er zustimmend die Hand. Nichts ergab hier einen Sinn.
Halden sagte: »Wir prüfen seine Waffe und seine Alibis.«
Selena nahm sich vor, Clementines Jungen selbst unter die Lupe zu nehmen. Kam er in Frage?
»Weitere Ideen?«, fragte Grayson.
»Der Freund von Elyssa O’Leary«, warf Chandler nach einem Blick auf ihre Notizen ein. »Cesar Pelton. Er war Marineinfanterist. Unehrenhaft entlassen. Hat eine Zeitlang als Sicherheitsbediensteter gearbeitet, bevor seine Ex-Frau ihn wegen häuslicher Gewalt verklagte.« Plötzlich merkten alle auf. »Aber er steht in keinerlei Beziehung zu den anderen Opfern. Und sein Alibi? Wir wissen ja noch nicht einmal, ob auf Elyssas Wagen geschossen wurde. Er lebt in Missoula, das ist nahe genug, um ihn in Erwägung zu ziehen, aber wir haben keinerlei unterstützendes Beweismaterial außer seiner Gewalttätigkeit.«
»Demnach … zählt er nicht zu den Verdächtigen?«, hakte Selena nach.
»Es erscheint mir nicht angebracht. Die Ex-Frau lügt, und Pelton wurde in der ganzen Zeit häufig in Missoula gesehen. Er ist schnell mit den Fäusten, aber ist er auch gut organisiert? Pelton kann ja nicht mal über längere Zeit einen Job behalten. Überzieht ständig sein Konto und gerät mit dem Gesetz in Konflikt. Offenbar ist er nicht annähernd so schlau wie der, den wir suchen.« Die FBI -Agentin wirkte ratlos und müde. Alvarez hatte ebenfalls ein wenig über Pelton recherchiert und ihn gleichfalls beinahe von der Liste gestrichen. »Wir behalten ihn im Auge«, sagte Chandler, doch es klang einigermaßen desinteressiert.
Brewster sagte: »Ich setze immer noch auf DeGrazio. Oder jemanden, der ganz in der Nähe von Grizzly Falls lebt.«
Grayson sah auf die Uhr. »Sonst noch was?«
Die Diskussion wurde fortgesetzt, unterschiedliche Theorien standen im Raum, sämtliche Hinweise, die über die Hotline eingegangen waren, wurden besprochen und ausgeteilt, die Zettel von den Mordschauplätzen und eine Karte der Gegend, in der die Fahrzeuge und Leichen
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