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Der Zorn Des Skorpions

Der Zorn Des Skorpions

Titel: Der Zorn Des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
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aufwecken können, und sämtliche Pferde im Stall schnaubten, wieherten und scharrten nervös mit den Hufen.
    »Nakita, still!«, befahl Santana, und der große Hund, die blauen Augen nach wie vor auf Santana gerichtet, legte sich widerwillig nieder.
    Lucifer stob mit erhobenem Schweif und rollenden Augen in dem eingezäunten Rund auf und ab. Hätte er die Möglichkeit gehabt, wäre er über die oberste Latte des Gatters gesprungen und so schnell und weit galoppiert, wie seine kräftigen Beine ihn trugen, zur Tür hinaus und quer über Brady Longs zweitausend Morgen Land.
    »Toll«, knurrte Santana im Wissen, dass das bisschen Zutrauen, das er dem ängstlichen Hengstfohlen abgerungen hatte, zerstört war. »Einfach … toll, verdammt noch mal.«
    Er wandte sich der offenen Tür zu und hielt Ausschau nach dem Dummkopf, der die Tür zugeknallt hatte. »Hey!«, rief er, stieg auf das Gatter, das den Trainingsbereich vom restlichen Stall abtrennte, sprang über die oberste Latte und landete geschickt auf den gestiefelten Füßen.
    Kein Mensch tauchte, den Schnee von den Schuhen stampfend und sich gegen die Kälte schüttelnd, an der Tür auf. Nur Nakita winselte und blickte hinaus in die dunkle Nacht.
    Eiskalte Luft strömte in den Stall, doch niemand ließ sich blicken.
    Nate stieß die Tür zu und prüfte das Schloss. Eine ominöse Angst kroch ihm über den Rücken. Die Tür war fest verschlossen gewesen, der Riegel vorgeschoben. Dessen war er sicher. Er hatte die Tür eigenhändig verriegelt.
    Oder hatten die Gedanken an seine verschwundene Freundin ihn so abgelenkt, dass er nachlässig gewesen war? Hatte eine steife Brise die alte, nicht verriegelte Tür aufgestoßen? Das Schloss war schon lange ein Problem. Er hatte es längst reparieren wollen; allerdings stand so etwas nie ganz oben auf seiner Dringlichkeitsliste.
    Wieder hatte er das unheimliche Gefühl, dass jemand in der Nähe, dass er nicht allein war. Doch er hörte nichts außer dem Hufescharren in den Boxen und dem Schnauben der Pferde, die sich in ihrem gewohnten Tagesablauf gestört fühlten. Santana richtete den Blick auf die Boxen und bemerkte, dass die Rotschimmelstute und der braune Wallach in den angrenzenden Boxen in eine Ecke bei den Futterbehältern starrten. Lucifer hatte seinen wilden Galopp aufgegeben, hielt den Kopf jedoch hoch erhoben und blähte die Nüstern. Er verlangsamte seinen Schritt; sein Fell zuckte, und er starrte Santana direkt an.
    Nate schnappte sich eine Heugabel vom Haken an der Wand und machte zwei Schritte in Richtung der verschatteten Ecke bei den Haferbehältern.
    Klingeling!
Das Stalltelefon schrillte.
    Santana fuhr heftig zusammen.
    Mit einer behandschuhten Hand umklammerte er den Forkenstiel, ging zurück und hob den Hörer des neben der Tür angebrachten Telefons ab. »Santana«, bellte er, den Hörer ans Ohr gepresst, und ließ den Blick durchs Stallinnere wandern.
    »Hier spricht Detective Selena Alvarez vom Büro des Sheriffs von Pinewood County.«
    Jeder Muskel in seinem Körper spannte sich an. »Ja?«
    »Ich bin Detective Regan Pescolis Partnerin.«
    Das wusste er bereits. Allerdings wusste er nicht, ob Regan Alvarez anvertraut hatte, dass sie mit ihm, Santana, zusammen war.
    »Mhm.«
    »Pescoli ist heute nicht zur Arbeit gekommen. Ich dachte, Sie wüssten vielleicht, wo sie steckt.«
    Also war, was ihre Affäre betraf, die Katze aus dem Sack. Schön. »Ich habe sie nicht gesehen.«
    »Und gestern Abend?«
    Nate knirschte mit den Zähnen. »Nein.«
    »Hören Sie, ich weiß, dass Sie was miteinander haben. Sie spricht zwar nie darüber, aber ich habe eins und eins zusammengezählt. Also, falls Sie wissen, wo sie steckt …«
    »Ich weiß es nicht«, fiel er ihr ins Wort. »Neulich Abend waren wir zusammen. Seitdem habe ich sie nicht gesehen«, gab er zu und biss die Zähne zusammen. »Ich habe sie auf dem Handy und dem Festnetz angerufen. Keine Antwort.«
    »Das habe ich befürchtet.« Die Frau fluchte leise; ihre Stimme klang ratlos. Santana wurde innerlich kalt. »Falls Sie von ihr hören, sagen Sie ihr bitte, dass sie sich melden soll?«
    »Ja.« Er spürte, dass Alvarez im Begriff war aufzulegen, und fragte rasch: »Was glauben Sie, wo ist sie?«
    »Wenn wir das wüssten, würde ich Sie nicht anrufen.« Sie legte auf, und das Wörtchen
wir
hallte in seinem Kopf nach. Er legte den Hörer auf. Sein Magen verkrampfte sich, sein Gefühl, dass etwas nicht stimmte, hatte sich bestätigt. Wenn man noch nicht einmal

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