Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
Vom Netzwerk:
James
     Denny von den Kurzwarenhändlern, ein Mann mit fleischigem Gesicht,
     gekleidet wie ein Hofgeck in seiner engen Hose und der gesteppten, am
     Halse offenen Jacke.    
    Cranston nickte allen zu, und
     auch dem Hauslehrer des Königs, Sir Nicholas Hussey, der trotz
     silbergrauem Haar und Bart noch jung aussah. Der letzte war Sir Adam
     Clifford, Gaunts wichtigster Helfer; er trug ein braunes Gewand, das gut
     zu seinem glattrasierten, sonnenverbrannten Gesicht und seinem akkurat
     frisierten schwarzen Haar paßte. Gaunt beendete seine Vorstellung.
    »Mylord?«
     Cranston war erbost über das beleidigende Benehmen des Regenten, der
     Athelstan nicht einmal zur Kenntnis genommen hatte. »Mylord, ich
     denke, Ihr kennt meinen Secretarius und Schreiber Bruder Athelstan, den
     Pfarrer von St. Erconwald in Southwark?«
    Gaunt lächelte
     herablassend und nickte. Cranston warf dem grinsenden Denny einen erbosten
     Blick zu.
    »Ihr habt uns rufen
     lassen, Mylord Regent. Man hat uns gesagt, Sir Gerard Mountjoy sei
     ermordet worden. Wo, wann und wie?«
    Mit einer Handbewegung
     deutete Gaunt zu dem kleinen Laubengang am anderen Ende des Gartens; die
     offene Rathaustür und ein hohes, efeubewachsenes Spalier verdeckte
     ihn vor Cranstons Blicken.
    »Dort?« fragte
     Cranston.
    »Ja. Da liegt Sir
     Gerard.«
    Gaunt klang zornig, aber auch
     sarkastische Heiterkeit schwang mit. Er bedeutete ihnen hinzugehen.
    »Ihr habt hoffentlich
     mehr Glück als wir.«
    Verwundert gingen Cranston
     und Athelstan am Zaun entlang und schauten über ein kleines Tor in
     den Laubengang hinein. Beide machten einen Satz rückwärts, als
     zwei große Wolfshunde sich knurrend und bellend gegen die Pforte
     warfen, die Lefzen hochzogen und beißwütig die gelben Zähne
     fletschten.
    Die Laube war geschickt
     angelegt, ein Garten im Garten. Vor dem Spalierzaun stand eine Rasenbank,
     ein schmaler, gepflasterter Weg führte zu einem Tisch, der auch als
     Vogelbad diente, und auf Hochbeeten wuchsen duftende Kräuter: ein
     friedlicher, freundlicher Ort für einen Spätsommertag, hätte
     da nicht der Mann am Zaun gelegen, dem ein schmaler Dolch tief in der
     Brust steckte. Ein grotesker Anblick: Der Mund stand offen, und die Augen
     blicken ein wenig scheel, als starre der Tote verblüfft auf die
     blutige Wunde, die sein rostbraunes Gewand befleckte.
    Cranston studierte das
     stumpfnasige, brutale, tote Gesicht eines der gefürchtetsten Sheriffs
     von London, dann ging er zu der Gruppe am Springbrunnen zurück.
    »Wann ist das passiert,
     Mylord?«
    Gaunt zuckte elegant die
     Schultern und wischte sich die Hände an seinem blauen Samtmantel ab.
    »Heute morgen waren wir
     in der Messe und hatten dann eine Versammlung im Ratssaal. Wir bereiteten
     uns alle auf das Bankett heute abend vor; anscheinend hatte sich Sir
     Gerard in seine Privatlaube begeben, um ein bißchen frische Luft und
     einen Becher Rotwein zu genießen. Dort fand ihn die Wache so vor.«
     Er verzog das Gesicht. »Die verdammten Köter lassen uns nicht
     in seine Nähe.«
    »Wenn sie Euch nicht
     lassen«, sagte Cranston und wies auf eine Gruppe von Armbrustschützen,
     die in der Livree von Lancaster geduldig warteten, »dann muß
     man sie abschießen.«
    Athelstan stand neben
     Cranston und musterte diese mächtigen, reichen Männer. Zusammen
     mit Gaunt beherrschten sie nicht nur London, sondern das ganze Königreich.
     Ihr Silber unterhielt die königliche Armee, versorgte die Flotte und
     kontrollierte das Parlament. Er spürte, daß sie über
     Mountjoys Tod erschrocken, aber im stillen auch erfreut waren, einen mächtigen
     Rivalen abtreten zu sehen, denn Mountjoy, selbst ein Kaufmann, war
     machthungrig gewesen wie sie. Der Regent aber, ein Mann mit einem Gesicht
     aus Marmor und einem Herzen aus Stahl, hatte große Mühe, seine
     Wut im Zaum zu halten, denn sein Plan, diese mächtigen Kaufleute
     unter seine Kontrolle zu bringen, war durch Mountjoys Tod rüde
     durchkreuzt worden.
    »Nun«, bellte
     Goodman, »Sir John, Ihr seid des Königs Coroner hier in der
     Stadt. Sir Gerard wurde ermordet, und zwar auf abscheuliche Weise. Wir
     wissen, wer es getan hat; also schafft die Hunde beiseite.«
    »Ach?« Sir John lächelte
     ungerührt. »Ihr habt den Mörder auf frischer Tat ertappt?«
    »Um Gottes willen,
     Mann!« schnarrte Goodman. »Schaut Euch die Laube an. An zwei
     Seiten ist der Gartenzaun, die hintere Mauer ist die Rathausmauer, und die
     vierte wird

Weitere Kostenlose Bücher