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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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durch das Schirmdach geschützt.«
    Cranston und Athelstan
     betrachteten das langgestreckte, schmale Schrägdach, das an die
     Pfeiler des Rathauses angebaut und mit alten Schilden gedeckt war; es
     bildete einen überdachten Gang zwischen der Küche und dem
     eigentlichen Rathaus.
    »Wie sollte
     irgendjemand«, fuhr Goodman langsam fort, als wären Athelstan
     und Cranston schwer von Begriff, »den Garten betreten, Sir Gerard
     erstechen und in aller Ruhe wieder fortgehen können, ohne von den
     Hunden in Stücke gerissen zu werden?«
    »Was der Bürgermeister
     sagen will«, warf Clifford ein, »ist, daß die beiden
     Hunde Sir Gerards ständige Begleiter waren. Mountjoy war Junggeselle.
     Sie ersetzten ihm Weib und Kinder, Familie und Anverwandte. Nur einer
     konnte sich dem Sheriff nähern, ohne die Hunde zu stören: sein
     Diener und Amtmann, Philip Boscombe.«
    Cranston nickte und schaute
     wieder zu der Laube hinüber.
    »Sir Gerard«,
     fuhr Clifford fort, »hatte immer Angst vor Attentaten. Niemand -
     kein Beamter, kein Ratsherr, kein Bürger - konnte sich ihm nähern,
     wenn der Sheriff seinen Hunden nicht befohlen hatte, freundlich zu sein.
     Boscombe war die einzige Ausnahme. Er muß es gewesen sein. Die
     Diener haben die Hunde nicht einmal bellen hören.«
    Cranston ging zurück.
     Aus sicherem Abstand spähte er in die blutbespritzte Laube hinein.
     Die beiden großen Hunde lagen ihrem Herrn zu Füßen; ab
     und zu blickten sie zu ihm hoch, als erwarteten sie, daß er gleich
     aufwachen und sie rufen würde. Sie spürten, daß etwas
     nicht stimmte, und der Blutgeruch machte sie nur noch aggressiver.
     Knurrend wandten sie ihre Aufmerksamkeit dem Gartentor zu.
    »Clifford muß
     recht haben«, flüsterte Athelstan, der auch herangekommen war.
     »Das Messer kann nicht geworfen worden sein. Es gibt keine Stelle,
     von der aus das möglich wäre. Und seht nur, wie tief es steckt,
     Sir John.«
    Cranston nickte. »Wo
     ist Boscombe jetzt?« fragte er.
    »Er beteuert seine
     Unschuld«, antwortete Goodman. »Er sitzt im Verlies unter dem
     Rathaus. Sir John, wir warten! Habt Ihr Angst vor den Hunden?«
    »Bringt mir zwei Stücke
     rohes Fleisch!« rief Cranston. Diese aufgeblasenen Leute warten zu
     lassen machte ihm Spaß. »Und einen Napf Wasser.«
    Goodman ging ins Rathaus, die
     anderen hörten ihn drinnen seine Anweisungen brüllen. Nach
     kurzer Zeit kam ein Diener heraus; er trug ein Tablett mit zwei blutigen
     Fleischstücken und einem Wassernapf, reichte es Cranston, warf einen
     furchtsamen Blick zu dem Laubengang hinüber und rannte zurück
     ins Rathaus.
    »Bleibt, wo Ihr seid!«
     rief der Coroner. »John Cranston hat vor niemandem Angst. Und diese
     Hunde sind zu edel, als daß man sie umbringen dürfte.« Er
     trat an das Tor und sprach ruhig auf die knurrenden Hunde ein. Sie legten
     die mächtigen Pfoten auf das Tor und richteten sich auf; ihre großen,
     zottigen Köpfe überragten das Gartentor um ein ganzes Stück.
     Cranston trat zurück und redete weiter leise auf sie ein. Die Hunde
     bellten wild, verstummten aber schließlich. Sie legten sich hinter
     dem Tor nieder und schauten zu diesem Mann mit der sanften Stimme hoch,
     der das köstlich duftende Fleisch und den Wassernapf in den Händen
     hielt. Athelstan kam langsam näher. Sir John flüsterte mit den
     Bestien, als wären sie alte Freunde.
    »Siehst du, Bruder«,
     murmelte er aus dem Mundwinkel, »kein Lebewesen, mit Ausnahme des
     Menschen, kann sich der Freundlichkeit verschließen.«
    Vorsichtig öffnete er
     das Gartentor. Die beiden Hunde standen still und wedelten mit den Schwänzen.
     Cranston pfiff leise und lockte sie mit Fleisch und Wasser in den Garten
     hinaus. Dort legte er ihnen das Fleisch hin. Während
     sie es herunterschlangen, ließen sie sich von Cranston die mächtigen
     Schädel streicheln und die Ohren liebkosen.
    »Brave Jungs«, flüsterte
     er. »Seid gute Freunde vom alten John.«
    Einer der Hunde hörte
     sogar auf zu fressen und leckte ihm die Hand. Cranston ging zurück in
     die Laube. Die Hunde erhoben sich.
    »Platz!«
    Beide Hunde gehorchten, und,
     gefolgt vom grinsenden Athelstan, betrat Cranston die Laube.
    »Mach die Augen zu,
     Bruder.«
    Athelstan gehorchte, und er hörte
     das unverwechselbare Geräusch, als Cranston den Dolch aus der Leiche
     zog. Athelstan öffnete die Augen wieder und sah sich um.
    Der Leichnam war umgekippt
     und lag mit dem Gesicht nach unten auf der Rasenbank.

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