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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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wandte sich
     Gaunt ab. »Mountjoy ist tot«, flüsterte er. »Erstochen
     von seinem Diener, der offenbar gegen Bezahlung oder aus Überzeugung
     für die Rebellen arbeitet. Sir John, Bruder Athelstan, stimmt Ihr mir
     zu?«
    Cranston betrachtete den
     Dolch, während Athelstan sich bemühte, den schweren Leichnam des
     Sheriffs auf die Rasenbank zu legen. Das Gewand des Mannes war dick
     verkrustet von Blut. Athelstan sprach flüsternd das Totengebet und
     untersuchte zugleich die Wunde in der Brust des Mannes, die Schramme im
     Zaun, an dem er gelehnt hatte, und das Blut an den Händen des Toten.
    »Mylords«, erklärte
     der Ordensbruder schließlich schwer atmend und faltete die Hände
     des toten Sheriffs. »Sicher wird Sir John mit mir darin übereinstimmen,
     daß Sir Gerard durch einen Dolchstich in die Brust getötet
     wurde. Der Dolch kann nicht geworfen worden sein; die Laube ist ringsum
     geschlossen, und hätte der Mörder am Tor gestanden, dann hätte
     Sir Gerard ihn sehen müssen, von seinen Hunden ganz zu schweigen.«
    »Vielleicht haben sie
     geschlafen, alle drei«, dröhnte Fitzroy töricht. »Sir
     Gerard trank gern Wein.«
    »Aber die Hunde nicht«,
     gab Denny spöttisch zu bedenken.
    »Ich bezweifle es«,
     sagte Athelstan ruhig. »Solche Hunde hätten ihren Herrn vor
     jedem beschützt, und Sir Gerard wußte, wenigstens ein paar
     Augenblicke zuvor, daß er sterben mußte. Seht Ihr seine Hände?
     Sie sind blutig.«
    »Mein Schreiber spricht
     aus, was ich dachte«, unterbrach Cranston ihn großspurig. Er
     zwinkerte Athelstan zu und ging zurück zum Tor. »Der Dolch
     wurde nicht geworfen. Der Mörder spazierte durch das Tor, vielleicht
     mit versteckter Waffe; sie ist lang und schmal und hat keinen großen
     Griff. Sir Gerard sitzt da und trinkt seinen Wein. Er blickt auf, und der
     Mörder sticht zu, rammt dem Sheriff den Dolch tief ins Herz und
     durchbohrt den Körper. Im Todeskampf zerrt Sir Gerard an dem Dolch,
     seine Hände fallen herab, er stirbt.« Cranston sah sich
     strahlend um. »Ich denke, als nächstes, Mylords, sollten mein
     Schreiber und ich den Gefangenen verhören.«
    Gaunt war einverstanden, und
     man rief einen Bogenschützen, der Cranston und Athelstan ins Rathaus
     und in das klamme, muffige Kellergewölbe führte. Die Gänge
     waren von Fackeln beleuchtet. Vor einer Tür mit eingelassenem
     Eisengitter standen zwei Bogenschützen Wache. Cranston spähte
     durch das Gitterfenster. Das Verlies war von einer Öllampe
     erleuchtet, die auf einem wackligen Tisch stand. Der Gefangene lag
     zusammengekrümmt auf einer schmalen Pritsche. Die Wachen schlössen
     die Tür auf, und Cranston und Athelstan schlüpften hinein. Stöhnend
     richtete sich der Mann auf.
    Im trüben Licht der
     Öllampe sah er so elend und jämmerlich aus wie nur menschenmöglich.
     Er war klein und dick; seine Augen verschwanden zwischen Fettwülsten
     und waren noch dazu vom Weinen verquollen. Sein Haar war vom Kerkerschmutz
     verklebt.
    Athelstan hockte sich neben
     ihn und schaute dem Amtmann des Sheriffs in das weichliche, verzärtelte
     Gesicht. Der Mann verschränkte die Arme und fing an, sich vor und zurück
     zu wiegen.
    »Was kommt jetzt? Was
     kommt jetzt?« murmelte er, und Tränen rollten ihm über die
     Wangen. »Werde ich gefoltert? Soll ich hängen? Sir, Ihr dürft
     mir nichts tun!« Er wimmerte wie ein Kind, und Athelstan sah den
     Bluterguß an seiner Wange. Sanft berührte er die Hand des
     Mannes und sah sich dann nach Sir John um. Der Blick des Ordensbruders ließ
     keinen Zweifel: Athelstan hatte bereits entschieden, daß dieser
     kleine dicke Mann mit der teigigen Haut und den plumpen Händen kein Mörder
     war.
    »Wir wollen dir helfen«,
     flüsterte Athelstan, stand auf und lehnte sich an den Tisch. Cranston
     stellte sich mit dem Rücken zur Tür. »Du mußt uns
     nur die Wahrheit sagen.«
    Immer noch schniefend schaute
     der Mann zu Boden, und seine Schultern bebten.
    »Sir Gerard ist tot«,
     jammerte er. »Und ich soll hängen. Sir, ich bin unschuldig -
     und dabei hat der Tag so gut angefangen!«
    »Dann beginne mit dem
     Anfang«, drängte Athelstan. »Boscombe, der Regent hört
     auf Sir John Cranston. Wenn du die Wahrheit sagst und deine Unschuld
     beweist, dann hast du diese Zelle vielleicht heute abend schon wieder
     verlassen.«
    Der Gefangene blickte auf,
     und Athelstan sah Hoffnung flackern in den dunklen, tränennassen
     Augen des Amtmannes.
    »Der Tag fing

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