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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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bisher muß ich schließen,
     daß nichts auf Sir Thomas' Tisch vergiftet ist.«
    Athelstan war ratlos. Er war
     sicher, daß niemand etwas angerührt hatte, nachdem Fitzroy
     zusammengebrochen war. Er und Cranston waren als erste bei dem Liegenden
     gewesen, und schon, als Fitzroy aufgesprungen war und sich an den Hals
     gegriffen hatte, hatte Athelstan die Männer rechts und links von ihm
     aufmerksam beobachtet. Weder Goodman noch Denny hatten Anstalten gemacht,
     etwas auf dem Tisch wegzunehmen oder auszutauschen. Sir John hatte die
     Tasche des Toten sorgfältig durchsucht, ohne aber etwas zu finden,
     was Fitzroys plötzlichen Tod durch Gift erklärt hätte. 
    Die Atmosphäre im Saal
     hatte sich spürbar verändert. Die Leute nahmen Abstand
     voneinander, als ihnen die volle Bedeutung der Ereignisse klar wurde.
     Sudbury sprach für sie alle.
    »Mylord Gaunt«,
     begann er in empörtem Ton, »wir haben diesen Tag so
     freundschaftlich begonnen, aber binnen weniger Stunden sind zwei aus
     unserer Mitte tot, gemein hingemordet.«
    »Was wollt Ihr damit
     sagen?« fauchte Clifford. »Die Schuld an diesen Todesfällen
     kann man doch nicht dem Regenten in die Schuhe schieben.«
    »Ich beschreibe nur,
     was geschehen ist«, versetzte der Gildemeister geschmeidig.
    »Euer Gnaden.«
     Entschlossen, die Situation in den Griff zu bekommen, wandte Gaunt sich an
     seinen Neffen. »Euer Gnaden«, wiederholte er, »Ihr
     solltet Euch zur Ruhe begeben. Sir Nicholas!« Er funkelte den königlichen
     Hauslehrer an.   
    »Wir gehen jetzt«,
     erklärte Richard. »Aber, liebster Onkel, im Rathaus wurden zwei
     Morde begangen. Jemand muß dafür zur Rechenschaft gezogen
     werden.« Der junge König machte auf dem Absatz kehrt und verließ
     den Rosensaal, gefolgt von Hussey und dem Arzt.    
    Gaunt wartete, bis sie
     gegangen waren. »Räumt den Saal!« befahl er dann dem
     Offizier.
    »Sir«, warf der
     Truchseß ein, »das Bankett ist noch nicht zu Ende. Soll ich
     den Nachtisch auftragen lassen?«
    Gaunts wütender Blick
     beantwortete seine Frage, und der Truchseß und die übrigen
     Bediensteten eilten hinaus. Leise befahl Clifford den Bogenschützen
     und Soldaten, ebenfalls zu verschwinden. Kaum hatte er die Tür hinter
     ihnen geschlossen, als ein lautes Klopfen sie ihn wieder öffnen ließ.
     Athelstan sah draußen einen livrierten Diener, der ein paar Worte
     murmelte und Clifford ein Pergament in die Hand drückte. Clifford
     schloß die Tür wieder, trat in die Mitte des Raumes und las,
     was auf dem Pergament stand; dann reichte er es dem Regenten. Gaunt
     studierte es, und Wut loderte in seinem Gesicht.
    »Setzen!« befahl
     er. »Ich habe Neuigkeiten für Euch!«
    Alle gehorchten, auch
     Cranston und Athelstan. Gaunt nahm auf dem Stuhl des Königs Platz und
     hielt das Stück Pergament vor sich. Sie warteten, bis vier Bogenschützen
     auf Cliffords Befehl hereingekommen waren, Fitzroys Leiche ohne große
     Umstände in ein Leintuch gewickelt und so sorgfältig wie einen
     Haufen Müll hinausgeschleppt hatten. Gaunt schaute in die Runde der
     stummen, aufmerksamen Gäste.
    »Ich habe hier eine
     Proklamation!« Seine Stimme wurde zu einem Brüllen. »Von
     dem verbrecherischen Verräter, der sich Ira Dei nennt!« Er warf
     Clifford das Pergament zu.
    Der Edelmann strich es glatt.
     »›Sir Thomas Fitzroy‹«, las er dann vor, »›Hingerichtet
     für Verbrechen wider das Volk. Gezeichnet, Ira Dei.‹« Er
     blickte auf, und Athelstand spürte die Angst bei allen Gästen
     Gaunts. Sogar Cranston, der nicht so leicht einzuschüchtern war,
     senkte den Kopf.
    »Was ist das?«
     murmelte Goodman. »Wer ist dieser Übeltäter, der die Größten
     der Stadt niederstrecken kann?«
    »Ich weiß es
     nicht«, sagte Athelstan und versuchte, die Atmosphäre der Angst
     zu vertreiben. »Aber jetzt stehen drei Dinge fest. Erstens: Fitzroy
     wurde ermordet. Zweitens: Der Mord wurde von dem Mann begangen, der sich
     Ira Dei nennt - oder in seinem Auftrag.« Er schwieg und warf
     Cranston einen Seitenblick zu.
    »Und drittens?«
     fragte Gaunt.
    »Euer Gnaden, es liegt
     auf der Hand. Fitzroys Tod ist noch nicht bekanntgegeben worden. Diese
     Proklamation, die an die Rathaustür angenagelt war, beweist: Entweder
     befindet sich Ira Dei in diesem Raum und hat den Brief von einem seiner
     Schergen anbringen lassen, oder einer seiner Leute ist unter uns, und
     dieser ›Zorn Gottes‹, wie er sich nennt, hat das Pergament
    

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