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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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liebt die Abwechslung.«
    »Aber er hatte Besuch?«
     Athelstan blieb hartnäckig.
    »Zwei große,
     dicke Kerle«, antwortete der Junge. »Der Bürgermeister
     und der Sheriff. Die kamen in den letzten Wochen ein paarmal zusammen und
     wollten sehen, ob mein Meister seine Arbeit tat.«
    »Sonst niemand?«
    »Nein, Pater.«
    Athelstan sah die junge Magd
     an, die neben dem Jungen stand. »Und ihr habt beide nichts
     Geheimnisvolles oder Ungewöhnliches gesehen?«
    Sie schüttelten den
     Kopf.
    »Was ist aus den Gußformen
     geworden?« Cranston scharrte mit den Füßen. »In
     denen die Schlüssel gegossen wurden.«
    »Die wurden vernichtet«,
     erklärte der Junge stolz. »Als die hohen Herren kamen, um Truhe
     und Schlüssel abzuholen, standen sie da und schauten zu, wie ich sie
     mit dem Hammer zerschlug.«
    Cranston schaute Athelstan
     an, und der schüttelte den Kopf.
    Der Coroner erhob sich
     schwerfällig, reckte sich und gähnte. Dann fischte er zwei
     Pennies aus der Tasche und gab sie dem Jungen und dem Mächen.
    »Sehr gut«,
     brummte er. »Aber wenn euer Meister zurückkommt, dann sagt ihm,
     er soll zu Sir John Cranstons Haus in der Cheapside kommen. Ich muß
     mit ihm sprechen.«
    Die Magd und der Lehrling
     nickten.
    Cranston und Athelstan gingen
     wieder hinaus in die Lawrence Lane und hinunter zur Ecke Mercery.
    »Ihr wißt, daß
     er niemals zurückkommen wird, Sir John?«
    Cranston blies die Wangen
     auf. »Aye. Morgen werde ich die Behörden anweisen, unter den Töten,
     die in der Stadt aufgefunden werden, nach ihm zu suchen.« Er unterdrückte
     ein Gähnen. »Bruder, du kannst gern heute bei mir übernachten.«
    Athelstan schaute hinauf zum
     sternklaren Himmel. »Danke, Sir John, aber ich muß zurück.«
    Er sah Cranston nach, der ihm
     einen Abschiedsgruß zubrüllte, wie ein mächtiger Bär
     die Cheapside hinaufschlurfte und sich plötzlich umdrehte.
    »Bruder, ich begleite
     dich noch zur Brücke!«
    »Nein, nein, auf keinen
     Fall, Sir John. Mir passiert schon nichts. Wer wird einen armen
     Ordensbruder überfallen?«
    Cranston sah den Priester die
     Mercery überqueren und die Budge Row hinuntergehen.
    »Aye!« murrte er.
     »Wer wird einen armen Ordensbruder überfallen? Die Stadt ist
     voll von Mistkerlen, die so etwas tun!«
    Er wartete, bis Athelstan außer
     Sicht war, und folgte ihm dann durch die Budge Row, den Walbrook hinunter
     in die Ropery und zur Bridge Street. Am anderen Ende standen die Wachen in
     einem Lichtkreis an der Zufahrt zur Brücke; sie hatten ihre Fackeln
     auf Stangen gesteckt. Cranston hörte ihre Stimmen, als sie den
     Ordensbruder befragten. Einer lachte, und sie ließen Athelstan
     durch. Der Coroner seufzte erleichtert, aber er spitzte noch einmal die
     Ohren, als er hinter sich leise Schritte hörte.
    »Also, ihr Nachtvögel«,
     knurrte er über die Schulter, »ich bin Old John, der Coroner
     der Stadt. Wenn ihr euch nicht verpißt, hänge ich euch eure
     Eier um den Hals.« Als er sich umdrehte,
     war die Straße leer. Breitbeinig stellte sich Cranston über die
     Gosse, um sich zu erleichtern, und als er beendet hatte, was er sein
     »devoir« nannte, schloß er den Hosenlatz und schmatzte.
     Er schlug das Kreuz und nahm einen großzügigen Schluck aus
     seinem wunderbaren Weinschlauch. Dann fielen ihm die beiden Hunde Gog und
     Magog ein, und er fragte sich, was Lady Maude wohl von ihnen halten würde.
     Er stöhnte und beschloß, daß ein zweiter großzügiger
     Schluck nicht schaden könne.
    *
    Athelstan saß an seinem
     Tisch im kleinen Pfarrhaus gegenüber der Kirche von St. Erconwald in
     Southwark. Bei seiner Rückkehr hatte er alles in guter Ordnung
     gefunden. Die Kirchtür war verschlossen, und jemand hatte einen
     kleinen Topf Honig in eine Mauernische gestellt - offenbar ein Geschenk
     von einem seiner Pfarrkinder. Sein altes Pferd Philomel lag auf der Seite
     und atmete schwer durch geblähte Nüstern, als träumte es
     von seiner früheren Glorie als vollblütiges Schlachtroß in
     den Kriegen des alten Königs. Athelstan blieb eine Weile in der
     Stalltür stehen und redete mit ihm, aber der alte Gaul schnarchte
     weiter, und der Bruder setzte seinen Rundgang über das kleine
     Kirchengelände fort. In seinem Garten war, soweit er sehen konnte,
     alles in Ordnung. Bonaventura, der große Mauser, dieser einäugige
     Prinz der Gassen, war offenbar unterwegs zu nächtlichem Liebeswerben
     oder auf der Jagd.
    Jetzt schaute sich Athelstan
    

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