Der Zorn Gottes
daran, das Bett und die Möbel
zu verrücken. Ranulf stemmte sogar die Bodendielen hoch, aber sie
konnten nichts finden. Schließlich standen alle drei mit hochroten
Gesichtern und schweißüberströmt in der Mitte der Kammer.
Cranston war sichtlich beschwingt. Er schlug Athelstan und Ranulf auf die
Schultern und entschuldigte sich, weil er Ranulf angeschrien hatte.
»Ich spendiere dir den
besten Rotwein in London«, schwor er. »Und für deinen
kleinen Freund gibt's auch etwas zu trinken.«
»Er mag Malmsey, Sir
John.«
»Von mir aus kann er in
dem verfluchten Zeug ein Bad nehmen! Aber bist du sicher?«
Ranulf nickte.
»Wenn es so ist,
sollten wir es mit dem Krug probieren.«
Er nahm den kleinen Krug, füllte
ihn aus seinem Weinschlauch bis zum Rand und hob ihn zum Mund.
»Sir John, seid Ihr
sicher?«
»Ach, um Himmels
willen, Athelstan, ich werde es ja gleich
herausfinden.« Er trank den Krug bis zum letzten Tropfen leer.
»A lea jacta est.'« erklärte er. »Die Würfel
sind gefallen! Jetzt laßt uns zu dem Luder hinuntergehen.«
Sie stiegen hinunter in den Söller,
wo die verbissen dreinblickende Rosamund und ein sehr viel nervöserer
Albric saßen und auf sie warteten.
»Sir John!« Die
Frau erhob sich. »Ihr seid jetzt seit einer guten Stunde in meinem
Hause. Verschwindet endlich!«
»Ich bin noch nicht
fertig«, kläffte er und trat dicht vor sie.
»Ja, was wollt Ihr denn
noch? Diese lächerlichen Anschuldigungen!«
Cranston holte tief Luft.
»Rosamund Ingham und Ihr, Albric Totnes: Ich, Sir John Cranston, der
Coroner des Königs in dieser Stadt, verhafte Euch wegen Mordes und
Verrats.«
Rosamund wurde bleich und
starrte ihn an. Albric plumpste auf einen Stuhl und hielt sich den Bauch;
seine Augen wurden feucht, und sein Mund stand offen. Er war die leichtere
Beute, das erkannte Athelstan. »Oh Herr«, intonierte er, die
Psalmen zitierend, »strecke aus Deine Hand und zeige Deine
Gerechtigkeit.«
Rosamund hatte die Fassung
rasch wiedergefunden. »Mord? Verrat? Was soll dieser Unsinn?«
»Das wißt Ihr
ganz genau, Mistress.« Cranston holte den kleinen Krug, den er aus
der Schlafkammer mitgenommen hatte, aus seinem weiten Ärmel. »In
Anwesenheit von Zeugen gebt Ihr zu, Mistress, daß dieser Krug die
Medizin Eures verstorbenen Gemahls enthielt, eine Tinktur aus Fingerhut
oder Digitalis? Eine Medizin, die, wenn ich recht verstehe, das Herz kräftigen
kann, wenn sie in kleinen Dosen verabreicht wird?«
»Ja, so ist es. Was
wollt Ihr sagen, Sir John? Daß mein Mann zuviel genommen hat? Er hat
sich immer selbst eingegossen. Niemand sonst durfte den Krug anrühren.«
Cranston nickte. »Und würdet
Ihr mir in Gegenwart von Zeugen auch zustimmen, daß dies der Krug
ist, der in der Kammer Eures Gatten blieb, als ich die Tür
versiegelte, und daß Euer Gatte ihn im Todeskampf umgestoßen
hat?«
»Ja, ja.«
Ein Geräusch an der Tür
veranlaßte Cranston, sich umzudrehen. Er rief den alten Diener
herbei.
»Gerade zur rechten
Zeit, mein Freund«, dröhnte er. »Ich könnte noch
einen Zeugen gebrauchen. Sagt mir, Mistress« - er wandte sich wieder
der Frau zu -, »habt Ihr schon einmal Fingerhuttinktur gekostet?«
»Selbstverständlich
nicht! Sir John, Ihr habt ja getrunken.«
»Oh ja. Ja, das habe
ich. Ich habe sogar aus diesem Krug getrunken.«
Athelstan warf einen raschen
Blick zu Albric hinüber. Der Mann mochte ein Feigling sein, aber
seinem Gesicht war anzusehen, daß er bereits erraten hatte, worauf
Cranston mit seinem Verhör abzielte, und das schien sein Entsetzen
nur zu steigern.
»Nun«, fuhr
Cranston gleichmütig fort. »Fingerhut schmeckt beinahe nach
nichts. Und so habt Ihr Euren Mann ermordet. Er bewahrte den Hauptvorrat
seiner Arznei in einer verschlossenen Flasche in der Speisekammer auf. Er
wußte nicht, daß Ihr vielleicht einen Monat vor seinem Tod die
ganze Medizin weggeschüttet und durch ganz harmloses Wasser ersetzt
hattet.«
»Seid nicht albern. Das
hätte mein Mann doch gemerkt.«
Cranston grinste. »Und
wo ist die Flasche?«
»Ich habe sie
weggeworfen!« stammelte Rosamund.
»So, so«,
erwiderte Cranston. »Und warum solltet Ihr das getan haben?«
»Weil sie nicht mehr
gebraucht wurde.«
»Quatsch! Weil Ihr den
Beweis vernichten wolltet. Er hätte nie etwas gemerkt. Schließlich«,
fuhr Cranston fort, »sehen wir immer
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