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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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nur das, was wir zu sehen
     erwarten. Von meinen Medizinerfreunden weiß ich, daß Fingerhut
     in flüssiger Form klar und geschmacklos ist. Vielleicht habt Ihr
     etwas hineingerührt, um die Flüssigkeit dicker zu machen? Worum
     geht's hier, Weib? Da haben wir einen Mann mit schwachem Herzen, krank vor
     Sorgen wegen seiner treulosen Frau, dem seit Wochen die lebensrettende
     Medizin vorenthalten wird. Oh ja, Sir Oliver - Gott schenke seiner Seele
     die ewige Ruhe - starb an einem Herzanfall. Aber Ihr habt ihn herbeigeführt!
     Bruder Athelstan hier ist Theologe.« Cranston warf einen kurzen
     Blick auf Albric, der zusammengesunken auf seinem Stuhl hockte, die Arme
     fest vor der Brust verschränkt. »Athelstan wird Euch erklären,
     daß es zwei Arten von Sünde gibt: die tätige Sünde
     und die Sünde der Unterlassung. Albric, du weißt, was
     Unterlassung bedeutet?«
    Der junge Stutzer schüttelte
     den Kopf.
    »Es bedeutet, du
     hinterlistiger kleiner Scheißer, daß du eine böse Tat
     begehst, indem du etwas nicht tust. Du kannst einen Mann ermorden, indem
     du ihn in den Fluß wirfst. Aber du kannst ihn auch ermorden, indem
     du ihn nicht herausziehst.«
    »Was für Beweise
     habt Ihr?« wollte Rosamund wissen.
    »Genug, um Euch zu hängen«,
     versetzte Cranston scharf und trat vor. »Seht
     Ihr, als Euer Gemahl starb, mitten in seinem Herzanfall, da schlug er um
     sich und stieß mit der Hand den Medizinkrug um, so daß die Flüssigkeit
     herausfloß. Nun ist dieses Haus voller Ratten, und die Tiere sind
     neugierig und hungrig.« Cranston konnte vor Wut kaum sprechen.
    »Mylord Coroner will
     sagen«, sprang Athelstan ihm ruhig bei, »wenn eine Ratte den
     Leichnam eines Menschen anknabbert, dann wird sie ganz sicher jede Flüssigkeit
     aufschlecken, die sie findet. Ich habe mir den Tisch angeschaut«,
     log er, »und dieser berufsmäßige Rattenfänger hat es
     ebenfalls getan. Auf dem Tisch sind Spuren von Ratten. Ihre Spuren und
     auch ihr Kot finden sich überall in dieser Kammer.« Er warf
     Ranulf einen Blick zu, und der nickte weise. »Was noch wichtiger ist«,
     fuhr er fort, »und mein guter Freund hier wird es beschwören:
     Wenn eine Ratte Fingerhuttinktur trinkt, dann wird sie gleich sterben.
     Aber wir haben keine toten Ratten in der Kammer gefunden.« Athelstan
     bemühte sich um eine überzeugende Miene. Er bluffte, denn kein
     Richter würde jemanden aufgrund solcher Beweise verurteilen. Als er
     Albric stöhnen hörte, setzte sein Herz fast aus. Der junge Mann
     löste die verschränkten Arme und wollte aufstehen.
    »Das ist Unsinn!«
     fauchte Rosamund, und ihre Augen schimmerten triumphierend. »Erstens
     könnte sich die Ratte fortschleichen, um irgendwo zu verrecken, und
     tote Ratten haben wir im Haus schon gefunden, nicht wahr, Albric?«
     Der junge Mann war totenbleich; er nickte nur.
    »Unmöglich!«
     Ranulf hatte die Lage erkannt und ergriff nun das Wort. »Fingerhut tötet
     eine Ratte auf der Stelle, das schwöre ich. Ja, ich könnte es
     Euch sogar vorführen.«
    Albric setzte sich wieder und
     starrte Athelstan furchtsam an.
    »Ihr habt von Verrat
     gesprochen.« Rosamund redete hastig, um ihre Verwirrung zu überspielen.
    »Ja, das habe ich«,
     sagte Cranston leise. »Gestern nacht wurde ich von Strauchdieben
     überfallen. Ich schlug sie in die Flucht, aber einen konnte ich
     gefangennehmen«, log er. »Er hat mir gestanden, daß Ihr
     sie gedungen hattet, um mich zu ermorden.«
    »Unfug!«
    »Er hat Euren Namen
     genannt.«
    »Ach, das ist lächerlich!«
     höhnte sie. »Ihr wollt mich beschuldigen, ich hätte drei
     Strauchdiebe gedungen?«
    Cranston grinste. »Woher
     wißt ihr, daß es drei waren?«
    Der Hohn in Rosamunds Miene
     erstarb.
    »Dich haben sie auch
     genannt.« Cranston nickte Albric zu.
    »Das kann nicht sein!«
     zischte der junge Mann und funkelte Rosamund wütend an. »Du
     hast gesagt, es besteht keine Gefahr dabei.«
    »Oh, halt dein Maul, du
     Dummkopf!« Sie setzte sich und schlug die Hände vors Gesicht.
    Athelstan atmete aus; er
     merkte, daß er sich die Fingernägel in die Handflächen
     gebohrt hatte. Er trat zu dem jungen Mann.
    »Gesteht«, sagte
     er leise. »Macht Euch zum Zeugen der Krone, und wer weiß, was
     der Coroner alles für Euch tun kann.« 
    Athelstan hockte sich nieder
     und tätschelte dem jungen Mann die Hand. Albric starrte nur zu Boden,
     und er richtete sich wieder auf.
    »Ich werde gestehen«,
     murmelte

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