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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Albric.
    Rosamund reckte Athelstan ihr
     tränennasses, haßerfülltes Antlitz entgegen. »Halt's
     Maul, du verfluchter Pfaffe! Du zerlumpter Halbmann! Ich hab's für
     dich getan!« zischte sie Albric zu. »Für dich habe ich's
     getan!«
    Er schüttelte den Kopf.
     »Wir sind fertig miteinander«, flüsterte er.
    Cranston wandte sich um und
     winkte den Diener herbei. »Schnell, geh die Straße hinunter.
     In der Schenke zum Mond und Käfig findest du vier Wachsoldaten. Die
     bringst du sofort her!«
    Der Hausdiener eilte davon.
     Athelstan und Cranston gingen zur Haustür und warteten auf die vier
     Soldaten der Stadtwache. Cranston erteilte ihnen flüsternd ein paar
     Anweisungen, dann ging er mit seinem Gefährten hinaus, während
     Rosamunds Zorn sich zur Hysterie steigerte. Rasend vor Wut kreischte sie
     Cranston und Athelstan hinterher, als die Soldaten sie und Albric in die
     Ketten legten, die sie mitgebracht hatten.
    Draußen auf der Straße
     blieb Cranston stehen. Seine Augen schwammen in Tränen. »Ich
     bringe kein Wort hervor«, sagte er, schüttelte Athelstan und
     dann Ranulf förmlich die Hand und wischte sich eine Träne ab.
     »Kommt. Bei Olivers Totenmesse war ich nicht dabei, aber zu seinem
     Grabtrunk will ich euch einladen.« Er deutete auf Ferox, der jetzt
     friedlich in seinem Käfig döste. »Und unser kleiner Freund
     hier darf betrunken nach Hause gehen.«

 
    Zehn
    Eine Stunde später
     taumelte Ranulf ziemlich betrunken - mit einem Frettchen, das nicht minder
     beschwipst war - aus der Taverne zum Mond und Käfig hinaus und
     murmelte, er müsse jetzt zurück nach Southwark.
    Cranston schaute dem Rattenfänger
     nach und wurde gefühlvoll.
    »Ein feiner Mann,
     Bruder. Ich habe deine Gemeinde immer eine Sünderbande genannt, aber
     da geht ein prächtiger Mann.«
    »Sünder sind wir
     alle«, antwortete Athelstan. »Aber weiß Gott, wenn ich
     an Mistress Rosamund denke, so ziehe ich doch eine feine Grenze zwischen
     denen, die aus Schwäche straucheln, und denen, die aus Bosheit sündigen.«
    »Womit wir wieder bei
     den Morden im Rathaus wären, was?« trompetete Cranston und
     behielt dabei den Reliquienhändler im Auge, der in einer Ecke der
     Schankstube seinen unrechtmäßig erworbenen Gewinn verzehrte.
    Athelstan berichtete kurz von
     seiner Unterredung mit Pike, dem Grabenbauer. Cranston hörte zu,
     schmatzte und schnupperte, als würzige Düfte aus der Küche
     hereinwehten.
    »Pike soll sich
     vorsehen«, grollte er dann. »Ein Mann, der mit den Füßen
     rechts und links von einer Flamme steht, verbrennt sich leicht die Eier.
     Ach, übrigens, da wir gerade von
     Gefahren reden: Hat Lady Benedicta dieses kleine Teufelsweib abgeholt?«
    »Inzwischen, Sir John,
     müßte sie eigentlich wohlbehalten bei den Minoritinnen sein.«
    »Schlimme Sache, das«,
     murmelte Cranston. »Weißt du, Bruder, in diesem Haus gab es
     etwas Böses.«
    »Nun, damit ist es aus«,
     erklärte Athelstan halbherzig; er mußte Cranston recht geben,
     hatte aber wegen des Geschehenen immer noch Gewissensbisse. »Aber zu
     dieser Sache im Rathaus …« Er strich mit der Fingerspitze
     über den Rand seines Bechers. »Euch ist klar, Sir John, daß
     diese Morde anders sind als die, die wir sonst untersucht haben? Ihr wußtet,
     daß Sir Oliver ermordet worden war. Jemand im Hause hatte ihn
     umgebracht. Das gleiche galt für die anderen Verbrechen, die wir
     aufgeklärt haben, sei es der Fall im Hause Springall oder der Mord an
     Sir Ralph Whitton im Tower am vergangenen Weihnachtsfest.« Athelstan
     redete sich warm. »Wißt Ihr, Sir John, solche Verbrechen haben
     ihren Ursprung nicht in bösem Blut, sondern in heißem Blut. Ein
     politischer Mord aber ist etwas anderes. Da ist kein persönlicher
     Groll im Spiel, keine boshafte Freude angesichts der Vernichtung des
     Feindes, sondern reine Zweckmäßigkeit. Und damit haben wir es
     jetzt zu tun: Der Tod Mountjoys und Fitzroys wurde kalten Blutes
     beschlossen und sollte Lord Gaunts Pläne stören.«    
    Athelstan rieb sich die
     Lippen, und bevor Cranston noch mehr Wein bestellen konnte, schickte er
     den Schankburschen wieder weg. »Bedenkt, Sir John, ein Mord ist wie
     ein Schachspiel. Man macht einen Zug, und der Gegenspieler macht einen
     Zug. Früher oder später begeht einer einen Fehler, oder es eröffnet
     sich ein Weg, der zur Wahrheit und zum Ende des Spiels   
    führt. Aber hier könnte
     jeder unser Gegenspieler sein.«

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