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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Athelstan strich sich ein paar Krümel
     von der Kutte. »Drei Morde«, murmelte er. »Wir wissen,
     daß sie tot sind, aber wir wissen wenig mehr. Wie wurde Fitzroy
     vergiftet, wenn er doch aß und trank, was alle anderen aßen
     und tranken? Wie konnte Mountjoy in der Abgeschiedenheit seines eigenen
     Gartens erstochen werden? Und Sturmey? Gerade noch steht er am Kai - und
     im nächsten Augenblick schwimmt er mit einem Dolch in der Brust in
     der Themse.« Athelstan verstummte, als lautes Schnarchen seine Worte
     beantwortete. Er sah Sir John an, und der hatte den Kopf zurückgelegt
     und die Augen geschlossen. Ein seliges Lächeln lag auf seinem
     Gesicht. »Sir John! Herr im Himmel!« flüsterte Athelstan
     und stieß ihn an. »Man findet nicht mal Eure Rippen, so fett
     seid Ihr!«
    »Füllig«,
     erwiderte Sir John, öffnete die Augen und leckte sich die Lippen.
     »Ich bin füllig, Athelstan.« Er tippte sich an die rote,
     fleischige Nase. »Vergiß nicht, Bruder, der Lord Coroner mag dösen,
     aber er schläft niemals. Was willst du wissen?«
    »Sturmey … Ihr
     wußtet etwas aus seiner Vergangenheit?«
    »Weiß Gott! Aber
     ich komme nicht drauf«, knurrte Cranston und stand auf. »Wir müssen
     noch einmal in seine Werkstatt gehen.«
    »Ich dachte, Gaunts
     Leute hätten sie versiegelt?«
    »Ja, aber ich habe die
     Erlaubnis des Regenten, die Siegel zu entfernen, wenn Lord Clifford dabei
     ist.«
    »Ich hatte gehofft, ich
     könnte nach Southwark zurück.«
    »Kannst du aber nicht.
     Gottes Werk will hier getan werden. Komm schon, Bruder.«
    Athelstan folgte Cranston
     hinaus und sah, wie der Coroner absichtlich den heftig
     trinkenden Reliquienhändler anrempelte.
    »Ich hasse solche
     Mistkerle!« raunte er, als sie vor der Schenke standen. »Wenn
     es nach mir ginge, würde die ganze Bande aus der Stadt verjagt. Sie
     verkaufen soviel Holz vom wahren Kreuz Christi, daß man daraus eine
     ganze Flotte von Schiffen bauen könnte.«
    Athelstan sah, daß der
     Coroner schlechte Laune bekam; er hakte sich bei ihm unter und lenkte das
     Gespräch behutsam in ruhigere Gewässer mit der Frage, wann Lady
     Maude wohl zurückkehren werde. Bald hatten sie Lord Cliffords Haus
     gefunden, ein hübsches, dreigeschossiges Gebäude in der
     Parchment Lane. Aber der junge Edelmann war nicht da.
    »Er ist zum Arzt
     gegangen«, erklärte ein livrierter Diener und führte sie
     in einen kleinen, behaglichen Söller. »Aber er erwartet Euch,
     Sir John.«
    Athelstan lehnte die
     angebotene Erfrischung höflich ab, aber Cranston ließ sich
     nicht zweimal bitten. Er lehnte sich auf dem gepolsterten Sessel zurück,
     nippte am Rotwein und bewunderte unverhohlen den Luxus im Zimmer.
     Athelstan, der im stillen betete, Sir John möge nicht zuviel trinken,
     betrachtete gleichfalls die Rüstung, die geschmackvoll ringsum an den
     Wänden verteilt war: ein paar gekreuzte Handschuhe, ein Schild, zwei
     Hellebarden sowie etliche verschnörkelte und wunderschön
     geschnitzte Bögen und Armbrüste.
    »Ein reicher Mann«,
     bemerkte Athelstan.
    »Natürlich«,
     antwortete Sir John. »Ich habe mit seinem Vater gedient; er hat eine
     Gruppe von Bogenschützen nach Frankreich geführt. Ein wilder
     Soldat, möge er in Frieden ruhen -, und jetzt verfolgt sein Sohn so
     hohe Ziele.«
    Athelstan warf einen Blick
     auf die dicken Wollteppiche, die den glänzenden Eichenboden
     bedeckten, und das Silber auf der blanken Tischplatte, funkelnd im
     Sonnenlicht, das durch ein buntes Glasfenster hereinfiel. Warum wollten Männer
     wie Lord Adam, der so viel hatte, immer noch mehr haben? Seine
     Betrachtungen wurden jäh unterbrochen, als Clifford hereingestürmt
     kam. Er warf einem Diener seinen Mantel zu und kam herüber, um ihnen
     freundlich die Hand zu schütteln. Athelstan sah die Schrammen und
     Blutergüsse im Gesicht des jungen Mannes und merkte auch, wie steif
     er die Schultern hielt.
    »Seid Ihr schlimm
     verletzt?« fragte der Bruder, als die Begrüßung vorüber
     war.
    Clifford grinste und verzog
     dann das Gesicht. »Ein paar Schrammen und blaue Flecken im Gesicht.
     Das Schlimmste ist eine Dolchwunde in der Schulter.«
    »Das Werk des Ira Dei?«
    »Ohne Zweifel. Ich
     wurde bewußtlos geschlagen, bevor die Wache mich rettete. Die
     Schweine haben mir sogar eine Nachricht an den Mantel geheftet.«
    »Was stand darauf?«
    »›Fordere nicht
     heraus den Zorn Gottes!«‹ Vorsichtig bewegte Clifford die
     Schulter. »Mir ist es

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