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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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schnuppe. Wer mich aufhalten will, braucht
     schon mehr als ein paar Wüstlinge«, bemerkte er trocken.
    Er bot weitere Erfrischungen
     an, aber Athelstan wies darauf hin, daß die Zeit verging.
    »Sir John«, erklärte
     er, »möchte Sturmeys Werkstatt aufsuchen, die Siegel des
     Regenten abnehmen und alles durchsuchen.«
    Clifford war einverstanden,
     und sie traten hinaus in das Gewimmel des Marktes. Clifford plauderte
     über Gaunts Entschlossenheit, das Bündnis mit den Gildeherren zu
     erneuern.
    »Sprecht leise und
     haltet die Hand auf der Börse«, riet Cranston und grinste
     Athelstan an. »Ich glaube, ganz Southwark ist hier.«
    Der Bruder sah sich um. An
     den Ständen herrschte reges Treiben, und das Gebrüll der
     Lehrlinge war ohrenbetäubend. »St.-Thomas-Zwiebeln!«
    »Frisches Brot!«
    »Heiße Pasteten!«
    »Nadeln und Spangen für
     eine Dame!«
    »Eine Kappe für
     Euch, Sir!« Ganz London, Edelleute in Seide und Bauern in
     Sackleinen, drängten sich um die Stände, und Athelstan sah die
     scharfgeschnittenen Gesichter von Gaunern, Taschendieben und
     Beutelschneidern bei der Arbeit. Er war schon so oft mit Cranston durch
     die Stadt gelaufen, daß er inzwischen genauso geschickt wie der
     Coroner den Dieben bei ihrer verstohlenen Arbeit zusah - wie sie unentwegt
     über den Marktplatz streiften und nach Opfern Ausschau hielten. Auch
     jetzt waren diese kleinen Verbrecher beschäftigt, offensichtlich
     blind für die Strafen, die an den Prangern und Schandpfählen der
     Cheapside vollzogen wurden: Marktbüttel ketteten dort Männer und
     Frauen an und hängten ihnen plumpe Schilder um den Hals, auf denen
     die Litanei ihrer Missetaten stand, sei es nun, daß sie von
     kostbaren Gewändern die Knöpfe abgeschnitten oder daß sie
     sich als Knochen- und Lumpensammler nicht gescheut hatten, alles
     mitzunehmen, was irgendwo von einem Stand gefallen war.
    Ein Ablaßhändler
     stand mit schmierigen Schriftrollen in den Händen vor dem Marktkreuz
     und bot Nachlaß der Sünden für jeden feil, der für
     die Schatztruhen des Papstes spendete. Höker verkauften verbogene Löffel,
     rostige Blechbecher und anderen Kleinkram. Huren paradierten umher und
     hatten dabei ein wachsames Auge auf die Bezirkskonstabler. Wasserhändler
     boten frischen Trunk feil und vertrieben die Hunde, die an ihren Eimern
     saufen wollten, und die zerlumpten Straßenjungen, die um einen
     kostenlosen Schluck bettelten. Ein Hinrichtungskarren bahnte sich einen
     Weg durch die Menge; ein Mönch mit schwarzer Kutte ging ihm voraus
     und murmelte Gebete für die Todgeweihten. Drei verurteilte Verbrecher
     saßen auf ihren billigen Pfeilkistensärgen und schrien der
     kleinen zerlumpten Schar ihrer Freunde und Bekannten Abschiedsgrüße
     zu. Diese begleiteten die Verurteilten zum Galgen und hängten sich
     dort an ihre Beine, um so für einen raschen Tod zu sorgen. Hin und
     wieder wurde Cranston von ehrenwerten Bürgern erkannt und gegrüßt
     oder mit finsteren Blicken und einem Schwall von Obszönitäten
     von denen bedacht, die schon einmal die fette Hand des Coroner im Nacken
     gespürt hatten.
    Endlich bogen sie in die
     Ironmonger Lane ein. Sturmeys Werkstatt war mit Brettern vernagelt, aber
     die blasse Magd und der geschwätzige Lehrling ließen sie ein.
    »Sein Sohn ist noch
     nicht aus dem Norden zurück«, erzählte der Junge ihnen.
     »Aber je eher er kommt, desto eher kann ich zu einem neuen Meister.«
    Cranston tätschelte ihm
     den Kopf und drückte ihm einen Penny in die Hand. Clifford zog seinen
     Dolch, durchschnitt das Siegel des Regenten und schloß mit den Schlüsseln,
     die von den Behörden beschlagnahmt worden waren, die Werkstatt auf.
     Mit der kundigen Unterstützung des jungen Lehrlings machten sie sich
     daran, die Berge weggeworfener Schlüssel zu durchsuchen. Athelstan prüfte
     das Rechnungsbuch des toten Schlossers, aber nach einer Stunde hatten sie
     nichts Interessantes gefunden. 
    Clifford verzog das Gesicht,
     weil seine Schulter ihn schmerzte, und er stampfte verärgert mit dem
     Fuß auf.
    »Sturmey muß
     einen zweiten Satz Schlüssel angefertigt haben. Aber wie und wo, das
     ist ein Geheimnis, Sir John.«
    Cranston betrachtete das
     Engelsgesicht des jungen Lehrlings. Eine vage Erinnerung regte sich in
     seinem Kopf.
    »Wie lange hast du
     Meister Sturmey gedient?« fragte er ihn.
    »Es ist jetzt drei
     Jahre her, Sir, daß meine Mutter den Vertrag mit ihm gemacht hat,
     und drei Jahre

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