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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Stimmung«, knurrte Cranston und spähte sehnsüchtig
     über die Cheapside zum »Heiligen Lamm Gottes« hinüber.
    »Oh nein, Sir John!«
     warnte Leif, dem das alles großen Spaß machte. »Lady
     Maude bestand mit Nachdruck darauf, daß ich vor dem ›Heiligen
     Lamm Gottes‹ Wache stehen und Euch auf der Stelle nach Hause
     schicken soll.«

 
    Elf
    Athelstan bekam Mitleid, denn
     aller Lebensmut schien den alten Cranston verlassen zu haben. Der Coroner
     stand da und kratzte sich den kahlen Schädel wie ein kleiner Junge,
     der beim Apfelstehlen ertappt worden war.
    »Kommt, Sir John«,
     flüsterte Athelstan. »Ich bleibe bei Euch. Lady Maude wird es
     kaum wagen, die Hand gegen die Heilige Mutter Kirche zu erheben.«
    »Domina Maude würde
     selbst Gott herausfordern, wenn sie ihre Sache für gerecht hält.«
    Cranston blinzelte, holte
     tief Luft, schob Leif beiseite und schlich sich wie ein Verurteilter ins
     Haus. In der Tür blieb er stehen, nahm noch einmal einen großzügigen
     Schluck, dann hob er den Finger an die Lippen, ging auf Zehenspitzen durch
     den Hausflur und spähte in die Küche.
    »Stillgesessen!«
     Lady Maude stand am Tisch. Gog und Magog saßen vor ihr wie zwei
     Statuen. Domina Maude war in vollem Schwung und hielt den beiden Hunden
     eine kernige Rede über die Regeln in diesem Hause. Athelstan schaute
     dem Coroner über die Schulter und sah, daß die beiden Hunden
     ebenso viel Angst vor Lady Maude hatten wie ihr neugefundener Herr. Hinter
     den Hunden stand ein stocksteifer Boscombe und nickte ab und zu beifällig
     zu dem, was Lady Maude sagte.
    Cranston hüstelte und
     betrat die Küche. Lady Maude drehte sich um. Sie war kaum
     mehr als fünf Fuß groß, und Athelstan hatte noch nie
     zuvor eine Frau gesehen, die doppelt so groß wirken konnte, wie sie
     tatsächlich war.
    »Sir John!« rief
     sie honigsüß. »Ich bin schon früher nach Hause
     gekommen!«
    Zögernd ging Cranston
     auf sie zu und umklammerte seine Bibermütze.
    »Liebes Weib«,
     stammelte er, »du bist mir überaus willkommen. Und die
     Kerlchen?«
    »Sind oben bei ihrer
     Amme und schlafen tief und fest. Nein, Sir John« - Cranston hatte
     sich umgedreht —, »du wirst sie in Ruhe lassen.« Sie
     trat vor. »Ich habe beschlossen, zurückzukommen, weil du mir
     gefehlt hast.« Sie lächelte. »Und ich habe eine gute
     Nachricht. Mein Bruder Ralph, seine Frau und seine Kinder kommen
     vielleicht nach St. Michaelis zu uns.«
    Cranston wagte nicht, sein
     starres Lächeln aufzugeben.
    »Oh, Rattenscheiße!«
     hauchte er.
    Lady Maude kam noch näher.
     Sie erhob sich auf die Zehenspitzen und gab ihrem Mann einen Kuß auf
     jede Wange; dann wandte sie sich Athelstan zu und gab ihm die Hand. Der
     Bruder sah das Lächeln im Blick der kleinen Frau.
    »Sir John hat sich gut
     benommen, Bruder?«
    »Wie ein
     rechtschaffener Mann, Lady Maude.«
    Ihr Lächeln wurde
     breiter, als sie den sanften Sarkasmus in Athelstans Stimme hörte.
     Cranston stand stocksteif da und starrte erst Gog und Magog, dann Boscombe
     an. Die Hunde beachteten ihn nicht; sie starrten Lady Maude unverwandt an,
     aber Boscombe erwiderte seinen Blick mit glasigen Augen.
    »Du hast unsere Gäste
     kennengelernt, Lady Maude?« fragte Cranston.
    »Gäste!«
     rief seine Frau. »Sir John, sie gehören zur Familie. Master
     Boscombe ist ein seltenes Juwel.«
    »Und die Hunde?«
    »Sie wissen jetzt, wo
     ihr Platz ist, wie das jeder in diesem Hause wissen sollte.«
    Cranston stand noch
     kerzengerader, als er den warnenden Unterton in den Worten seiner Frau hörte.
     Maude ergriff unvermittelt seine Hand.
    »Du bist ein guter und
     großzügiger Mann«, sagte sie leise. »Ich wäre
     böse geworden, wenn du anders gehandelt hättest. Wie könnte
     man einen Mann wie Boscombe auf die Straße werfen und zwei so schöne
     Geschöpfe Gottes grausam vernichten? Ich mag den Lord Regenten nicht,
     und Boscombe hat mir von der Sache im Rathaus berichtet.«
    Cranston warf ihm einen
     schnellen Blick zu. Der Diener hatte geschworen, über den Überfall
     in der Gasse zu schweigen. Boscombe, der immer noch glasig blickte, schüttelte
     kaum merklich den Kopf. Cranston entspannte sich, als er sah, woher der
     Wind wehte; er zog den Mantel aus, warf ihn über den Tisch und
     umarmte seine Frau wie ein Bär.
    Das war das Signal: Nun brach
     das Chaos aus. Die Hunde fingen an zu heulen, Boscombe wurde fürsorglich.
     Lady Maude bestand darauf, daß Cranston sich

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