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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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mit dem Erpresser.« Cranston
     spreizte die Hände. »Den Rest kennt Ihr. Der Erpresser hatte
     nicht vor, Sturmey reden zu lassen. Der Schlosser hatte seine Schuldigkeit
     getan und wurde brutal ermordet. Den Namen des Mörders kennen wir
     nicht, und wir wissen auch noch nicht, wie er Sturmey erstechen und den
     Leichnam in den Fluß werfen konnte.«
    »Und?« quiekte
     Marshall. »Was hat das mit uns zu tun, Sir John?«
    »Nun, Ihr alle wißt
     von dem Skandal, der in Sturmeys Vergangenheit lauert. Auf Euren Wunsch
     hin wurde er beauftragt, die Truhe zu bauen, die Schlösser
     anzufertigen und …«
    »Und was?«
     zischte Sudbury und beugte sich vor, »Wollt Ihr damit sagen, Sir
     John, daß einer oder mehrere von uns oder wir alle etwas mit Verrat,
     Erpressung und Mord zu tun haben?«
    Cranston lächelte
     falsch. »Sir, das habe ich nicht gesagt. Ich beschreibe lediglich
     die Tatsachen. Aber nachdem Ihr die Sache nun zur Sprache gebracht habt,
     will ich Euch doch fragen: War einer von Euch an dem Tag, als Sturmey
     starb, in Billingsgate? Oder hat einer von Euch ihn heimlich besucht?«
    Ein Chor trotziger
     Verneinungen beantwortete Cranstons Fragen. Trotzdem sahen die Gildeherren
     so erleichtert aus, daß Athelstan den Verdacht bekam, sie könnten
     eine Menge zu verbergen haben. Goodman machte ein betretenes Gesicht.
     Schließlich, dachte Athelstan, hatte er Sturmeys Vergangenheit
     gekannt und sich trotzdem den übrigen angeschlossen und den toten
     Schlosser für diesen Auftrag ausgewählt.
    »Andere wußten
     auch davon«, begehrte Denny auf. »Wieso fragt Ihr nur uns?«
    »Wer wußte es
     denn sonst noch?« versetzte Cranston. »Seine Gnaden, der König,
     war noch nicht geboren, der Lord Regent war ein Knabe, und der Rat dürfte
     sich angesichts eines solchen Skandals die Ohren zugehalten haben. Ich
     habe ein Protokoll der Ermittlungen, und ich glaube nicht, daß noch
     weitere Abschriften davon existieren. Also bitte, sagt mir, wer wußte
     sonst noch davon?« Cranston zuckte die Achseln. »Vielleicht wußten
     andere Bescheid, aber sie sind keine mächtigen Gildeherren, und keine
     Zeugen von Verrat, Schatzdiebstahl und dem Mord an einem ihrer Kollegen,
     von der heimtückischen Ermordung eines Londoner Sheriffs ganz zu
     schweigen.« Cranston schob seinen Stuhl zurück und stand auf.
     »Aber ich sage Euch, Ihr Herren, der alte John Cranston wird die
     Wahrheit ausgraben, und die Gerechtigkeit wird ihren Lauf nehmen.«
    Als sie das Rathaus verlassen
     hatten, klatschte er entzückt in die Hände.
    »Die Mistkerle haben
     Angst«, prustete er. »Oh Gott, Bruder, man kann ihre Angst
     geradezu riechen.«
    »Was ist«, fragte
     Athelstan, »wenn diese Morde mehr mit lange zurückliegenden
     Verbrechen zu tun haben als mit dem Ehrgeiz des Regenten oder den
     finsteren Plänen eines Ira Dei?«
    Cranston schüttelte den
     Kopf. »Nein, Athelstan, diese Leute sind machtgierig. Sie stecken
     bis zum Hals im Laster. Korruption ist ihnen zur zweiten Natur geworden.
     Alte Sünden spielen hier eine Rolle, aber nur als Mittel, nicht als
     Ursache. Denke an meine Worte.« Cranston grinste. »Ich habe
     den Apfelbaum geschüttelt. Weiß der Himmel, was nun
     herunterfallen wird.«
    Der Coroner schaute auf den
     Markt. »Wir wollen die Sache jetzt auf sich beruhen lassen«,
     meinte er. »Morgen ist Samstag, und ich muß ein wenig mit Lady
     Maude tändeln. Du hast mein Manuskript?«
    Athelstan nickte.
    »Behalte es. Studiere
     es aufmerksam, Bruder.«
    Athelstan versprach es. Sir
     Johns Abschiedsgrüße dröhnten ihm noch in den Ohren, als
     er durch die Mercery und über die London Bridge zurück nach
     Southwark wanderte.
    Benedicta erwartete ihn im
     Pfarrhaus. Sie sah ein wenig bedrückt aus.
    »Ich habe das Mädchen
     Elizabeth und ihre Pflegerin Anna zu den Minoritinnen gebracht. Die
     Schwestern waren gut und freundlich und halten die beiden für
     hysterisch. Elizabeth bezeichnet ihren Vater und ihre Stiefmutter als Mörder;
     sie behauptet, die Wahrheit sei ihr von ihrer Mutter im Traum offenbart
     worden. Pater, was wird mit ihnen passieren?«
    Athelstan ließ sich müde
     auf einen Schemel fallen und schüttelte den Kopf.
    »Benedicta, ich weiß
     es nicht. Ich danke dir für das, was du getan hast, aber was die
     Zukunft birgt, weiß nur Gott.«
    Sie ging in die Speisekammer
     und kam mit einem Krug Ale zurück. »Ihr seht müde aus.«
     Sie drückte ihm den Krug in die Hände. »Kommt«,
    

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