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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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werfen und um
     seine ehrgeizigen Pläne zu blockieren, mit denen er sich bei den
     Londoner Kaufleuten Unterstützung holen wollte. Nun, das ist
     gelungen, und so wird es keine Morde mehr geben. Zumindest vorläufig
     nicht.« Athelstan schwieg für einen Augenblick. »Ich bin
     sicher, daß man die Morde Ira Dei zur Last legen kann, habe aber den
     Verdacht, daß er nur der Architekt ist. In Gaunts Partei gibt es
     einen Verräter und einen Mörder: Goodman oder einer dieser mächtigen
     Gildeherren.«
    »Warum, Sir John?«
     unterbrach Benedicta. »Warum ist der Attentäter dann nicht
     gegen Gaunt vorgegangen?«
    »Weil der Teufel, den
     man kennt, Mylady, besser ist als der, den man nicht kennt. Jemand muß
     Regent sein - oder, um es unverblümter zu sagen, es muß einen
     geben, dem man die Schuld geben kann. Würde Gaunt beseitigt, käme
     einer seiner jüngeren Brüder auf seinen Stuhl. Nein, diese Morde
     dienen nur dazu, Gaunt die Flügel zu stutzen.«
    »Hat unser Treffen mit
     den Gildeherren wegen Sturmeys Privatleben irgendwelche Folgen gehabt?«
     fragte Athelstan.
    Cranston schüttelte den
     Kopf. »Bis jetzt noch nicht.«
    »Sir Nicholas Hussey
     war ein Kind, als der Skandal sich ereignete?«
    »Noch sehr jung«,
     antwortete Cranston. »Weiß der Himmel, vielleicht erinnert er
     sich an Getuschel; aber nichts in den Akten weist auf seine Beteiligung
     hin, nicht einmal als Opfer. Naja.« Er stellte seinen Humpen auf den
     Tisch. »Was machen wir jetzt?«
    »Abwarten, Sir John,
     nachdenken, überlegen. Wie gesagt, die Morde im Rathaus sind keine
     Verbrechen aus Leidenschaft, sondern aus kalter Berechnung begangen
     worden. Ich bezweifle, daß wir weitere Spuren oder Hinweise
     entdecken werden. Wir müssen zusammentragen, was wir wissen, uns der
     Logik bedienen, und so die einzig richtige Lösung herausquetschen.«
    »Wenn es sie gibt«,
     ergänzte Cranston müde.
    Das Gespräch versandete.
     Cranstons Hochstimmung nach der Verhaftung der beiden Reliquienhändler
     wich einer Wolke von Düsternis, und der Coroner versank in dumpfes Brüten.
     Benedicta verabschiedete sich; sie hatte genug von Kadavern und
     Geheimnissen. Sir John ging mit Athelstan nach Hause, aber Lady Maude
     hatte zu tun, und die Kerlchen waren mit ihrer Amme draußen in den
     Feldern nördlich von St. Giles. Cranston wurde allmählich unerträglich,
     und so ließ Athelstan ihn für eine Weile allein und beschloß,
     seine Brüder in Blackfriars zu besuchen.
    *
    Der Ordensbruder kehrte zurück,
     als der Markt in der Cheapside einem frühen Ende entgegenging und die
     Leute nach Hause eilten, um sich auf den Sonntag vorzubereiten. Cranston
     war ein wenig erfrischt; er schlug ihm auf die Schulter, und sie gingen
     wieder ins »Heilige Lamm Gottes«, um sich dort mit Cranstons
     Freund und Leibarzt, Theobald de Troyes, zu treffen, den der Coroner am
     Nachmittag aufgesucht hatte.
    »Seid Ihr sicher, daß
     Ihr kommen wollt?« fragte Cranston.
    »Sir John, ich stehe
     Euch jederzeit zur Verfügung«, antwortete der Arzt. »Weiß
     der Priester in St. James Bescheid?«
    »Ich habe einen
     Konstabier hingeschickt. Es werden Arbeiter da sein, die das Grab öffnen
     und Sarah Hobdens Sarg heben.« Sir John leckte sich die Lippen.
     »Vielleicht vorher noch etwas zu trinken?«
    Aber Athelstan und der Arzt
     lehnten schlankweg ab; sie nahmen den widerstrebenden Coroner in die Mitte
     und eskortierten ihn von Westchepe über die Watling Street zur
     Cordwainer und weiter die Upper Thames Street hinauf bis zu der ziemlich düsteren
     Kirche von St. James Garlickhythe. Pfarrer Odo, der Priester dort, ein fröhlicher
     Mann mit roter Nase um so röter nach einer üppigen Mahlzeit -,
     kam aus dem Pfarrhaus und führte sie auf einen überwucherten
     Friedhof, wo drei Arbeiter im kühlen Schatten einer Eibe warteten.
     Zunächst herrschte absolute Verwirrung, als Pfarrer Odo das
     Friedhofsbuch zu lesen versuchte, um herauszufinden, wo Sarah Hobden
     begraben lag.
    »Ich finde es nicht«,
     murmelte er und schwankte dabei gefährlich.
    Athelstan spähte ihm
     über die Schulter und sah, daß der betrunkene Pfarrer das Buch
     verkehrtherum hielt. Er nahm es ihm aus der Hand.
    »Laßt mich
     helfen, Pater«, erbot er sich sanft.
    Der Ordensbruder warf
     Cranston einen trotzfunkelnden Blick zu und warnte ihn damit, ja nicht zu
     lachen. Dann setzte er sich auf einen Grabstein und blätterte in den
     Seiten, bis er den Eintrag gefunden

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