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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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hatte: »Sarah Hobden, obiit
     1376, Nordwest.«
    »Wo ist das, Pater?«
    Odo deutete in die hintere
     Ecke des Friedhofs. Athelstan reichte ihm lächelnd das Friedhofsbuch
     zurück.
    »Pater, setzt Euch hin
     und ruht ein wenig aus.« Er klopfte dem alten Priester sanft auf die
     Schulter.
    »Untersteht Euch!«
     zischte er Cranston zu, als dessen Hand sich zu dem wunderbaren
     Weinschlauch unter seinem Mantel tastete. »Der arme Mann hat genug,
     und ehrlich gesagt, Sir John, ich auch!«
    Sie riefen die Arbeiter
     herbei und gingen zu dem Teil des Friedhofs, auf den Pfarrer Odo gedeutet
     hatte. Nach einigem Suchen fanden sie Sarah Hobdens Grab,
     heruntergekommen, überwuchert und vernachlässigt: Auf dem
     verwitterten, schiefen Holzkreuz stand immer noch verblichen ihr Name.
     Cranston schnippte mit den Fingern, und die
     murrenden Arbeiter fingen an, den festgestampften Boden aufzuhacken.
    »Was wird das beweisen?«
     fragte Athelstan.
    »Ah.« Cranston
     lehnte sich an einen Grabstein und wiegte seinen Weinschlauch im Arm, als
     wäre es eines seiner Kerlchen. Er tippte sich an die Nase und
     bedeutete dem Arzt: »Master Theobald, unterrichtet unseren
     unwissenden Pfaffen.«
    Der Arzt zwinkerte Athelstan
     zu. »Als ich Sir Johns Einladung erhielt, studierte ich noch einmal
     sorgfältig die Ursache des Todes.«
    »Und?«
    »Nun, wenn es sich um
     Arsen handelt, vor allem um rotes Arsen, dann werden wir womöglich
     das sehen, was das gemeine Volk ein Wunder nennt. Laßt Euch überraschen,
     Pater.«       
    Der Arzt trat zu den
     Arbeitern und schaute ihnen zu; ihre Spaten und Hacken lösten jetzt
     einen hohlen Klang aus, denn sie hatten den Sargdeckel erreicht. Noch mehr
     Erde wurde ausgegraben. Athelstan schaute sich auf dem Friedhof um, und
     ihn fröstelte. Die Schatten wurden länger. Die Vögel waren
     verstummt. Nur noch das Schnaufen der Arbeiter und das Rieseln der Erde
     unterbrach die geisterhafte Stille.
    »Warum ist es an
     solchen Orten nur so ruhig?« dachte Athelstan und spitzte die Ohren.
     Nur mit Mühe hörte er das Schwatzen und Lachen der Händler
     und Kesselflicker, die auf der anderen Seite der Kirche ihre Stände
     abräumten.
    »Wir sind soweit, Sir
     John!« rief der Arzt.
    »Dann hievt ihn hoch,
     Jungs!«
    Ein Arbeiter sprang hinunter
     auf den Sargdeckel und befestigte ein paar Taue, und nach allerlei Zerren und Fluchen wurde der
     ausgebleichte, lehmbedeckte Sarg aus dem Grab gewuchtet. Cranston dankte
     den Arbeitern und schickte sie zu Pfarrer Odo. Dann zog er seinen langen
     Dolch und begann, den Sargdeckel aufzustemmen. Athelstan sah aufmerksam
     zu, als die Schließen aufgebrochen wurden. Langsam und knarrend
     öffnete sich der Deckel, fast als ob der Mensch, der darunter lag,
     ihn hochstemmte und aufzustehen drohte. Athelstan schob die Hände in
     die Ärmel, schloß die Augen und betete.
    Es ist Gottes Gerechtigkeit,
     dachte er. Dies ist Gottes Werk.
    Der letzte Beschlag brach.
     Cranston hob das zerschlissene Laken. Athelstan öffnete die Augen,
     als er Cranston nach Luft schnappen hörte. Der Arzt kniete neben dem
     Sargdeckel und untersuchte sorgfältig, was darunter lag.
    Athelstan holte tief Luft,
     trat an den hohen Holzsarg und schaute hinein. Sprachlos starrte er das
     Gesicht der Töten an: Es war fettig, weiß und wächsern,
     als sei es aus Kerzentalg. Das Antlitz zeigte keine Spur von Verwesung.
     Die Züge der Töten waren recht hübsch, oval und regelmäßig;
     der Mund war großzügig, die Nase adlerhaft kühn.
    »Um Gottes willen!«
     hauchte Athelstan. »Sie ist seit drei Jahren tot! Sie müßte
     verwest sein!«

 
    Dreizehn
    Vorsichtig berührte der
     Arzt das Gesicht. Dann strich er mit der Hand innen durch den Sarg. Als er
     sie wieder herauszog, sah Athelstan, daß sie mit feinem rotem Staub
     bedeckt war.
    »Nichts Besonderes«,
     sagte der Arzt trocken. »Wißt Ihr, Bruder, Arsen ist ein
     hinterhältiges, tödliches Gift - zumal rotes Arsen. Sein
     einziger Nachteil ist, daß diese tödliche Substanz nach dem
     Tode offenbar wird, weil sie die Verwesung verhindert.« Er klopfte
     auf den Sarg. »Ich habe solche Fälle schon öfter gesehen.
     Der feine rote Staub, die nicht einsetzende Verwesung -das alles deutet
     darauf hin, daß die arme Frau über einen beträchtlichen
     Zeitraum hinweg rotes Arsen verabreicht bekommen hat.«
    »Und was jetzt?«
     fragte Athelstan. Er deutete auf den Leichnam. »Da liegt unser
     Beweis.«
    »Ich

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