Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
Vom Netzwerk:
Regent ließ alle
     Etikette beiseite und lud sie nicht einmal ein, Platz zu nehmen. Verächtlich
     musterte er den kleinen Waffenschmied. Simon war derart überwältigt
     von der Gegenwart so erhabener Persönlichkeiten, daß er gar
     nicht aufhören konnte, sich zu bücken und zu verbeugen, bis
     Cranston ihm zuzischte, er solle bei der Tür warten und stillstehen.
    »Ihr habt uns etwas zu
     berichten, Mylord Coroner?«
    »Ja, Euer Gnaden.«
    Gaunt spielte mit den
     Ledertroddeln an seinem teuren gesteppten Wams. Athelstan sah, daß
     der Regent sich auf einen Vormittag der Jagd
     in den Feldern und Sümpfen nördlich von Clerkenwell gefreut
     hatte. Hussey war diplomatisch wie stets, freundlich, aber still. Clifford
     rieb sich nachdenklich die verletzte Schulter, und die Gildeherren
     benahmen sich wie eine Meute Jagdhunde. Goodman, der Bürgermeister,
     trommelte auf dem Tisch, Sudbury und die übrigen schienen arrogant
     und verärgert, weil man sie von ihren morgendlichen Geschäften
     abgehalten hatte.
    »Nun?« schnappte
     Goodman. »Wir sind vielbeschäftigte Männer, Sir John!«
    »Das bin ich auch,
     Mylord Bürgermeister.«
    »Ihr kommt eher, als
     wir dachten«, schnarrte Sudbury. »Habt Ihr unser Gold?«
    Cranston schüttelte den
     Kopf.
    »Habt Ihr Ira Dei
     verhaftet?«
    »Nein.«
    Gaunt beugte sich vor und lächelte
     falsch. »Warum in Gottes Namen sind wir dann hier, Sir John?«
    »Vielleicht, um einen Mörder
     zu verhaften, Euer Gnaden. Alle Ausgänge des Rathauses sind zu
     sichern.«
    Gaunt starrte ihn an, und ein
     Funken von Interesse erwachte in seinem Auge, als ihm klar wurde, daß
     dies keine gewöhnliche Versammlung war.
    »Ihr habt also etwas
     entdeckt, wie?« sagte er leise. »Ihr und Euer kleiner Bruder.«
    Die Atmosphäre im
     Rathaus änderte sich dramatisch. Die hatten uns als Versager abgetan,
     begriff Athelstan. Diese arroganten Falken meinten, der fette Coroner und
     sein verstaubter Ordensbruder seien zu dämlich, um die Wahrheit
     herauszufinden. Er holte tief Luft, um seinen Arger zu beherrschen. Gaunt
     lehnte sich zurück und spreizte die Hände.
    »Sir John, in dieser
     Sache sind wir Eure Gefangenen.« Er warf einen wütenden Blick
     über die Schulter und brüllte einem Hauptmann der Garde an der
     Wand hinter sich zu: »Sichert das Rathaus! Niemand darf herein oder
     heraus, bis ich es sage!« Er sah Cranston an. »Was braucht Ihr
     sonst noch, Mylord Coroner?«       
    Statt dessen ergriff
     Athelstan das Wort. »Ich möchte, daß die Bankettafel so
     gedeckt wird wie an dem Abend, als Fitzroy starb.«
    Gaunt nickte. »Und was
     noch?«
    »Ich möchte, daß
     man Kissen und Polster dorthin legt, wo der Sheriff, Sir Gerard Mountjoy,
     gesessen hat. Und der Garten muß geräumt werden.«
    Gaunt lächelte. »Und
     schließlich?«
    »Ich wäre Euch
     dankbar, wenn Ihr alle hierbleiben wolltet, bis ich und Sir John fertig
     sind, Euer Gnaden.«
    Protestgemurmel erhob sich,
     aber Gaunt schlug schweigengebietend mit der flachen Hand auf den Tisch.
     Er war rot im Gesicht.
    »Vor wenigen Tagen«,
     schrie er, »kam ich in dieses Rathaus, um eine Freundschaftspakt mit
     der Stadt zu unterzeichnen. Der Tod der Herren Fitzroy, Mountjoy und
     Sturmey hat dem ein Ende gemacht. Ihr Herren, Ihr werdet nun warten, bis
     diese Sache erledigt ist.« Er deutete mit dem Finger auf Cranston.
     »Und Euch, Lord Coroner, gnade Gott, wenn Ihr meine Zeit
     verschwendet.«
    Die Diener wurden
     herbeigerufen. Gaunt gab ihnen seine Anweisungen. Athelstan führte
     Cranston und den zitternden Waffenschmied die Treppe hinunter und hinaus
     in den kleinen überdachten Gang zwischen der Küche und dem
     Rathaus. Er versuchte, seine Erregung zu zügeln, als er durch die Lücken
     in den Zaunpfählen spähte und
     sah, wie die Diener befehlsgemäß Kissen und Polster auf der
     Rasenbank aufbauten. Von seinem Platz aus konnte er durch die Zaunlücken
     deutlich sehen, daß sie sich da türmten, wo Sir Gerard ermordet
     worden war. Er wartete, bis die Diener ins Rathaus zurückgekehrt
     waren; dann lächelte er dem Waffenschmied zu.
    »So, Simon, jetzt habt
     Ihr Gelegenheit, zu beweisen, daß unsere Theorie stimmt.«
    Der Waffenschmied stellte
     seinen Sack auf den Boden und nahm eine kleine Armbrust heraus. Die Rinne,
     in der man den Bolzen einlegte, war eigens verbreitert worden. Als nächstes
     förderte er einen langen Dolch zutage, ähnlich dem, der in
     Mountjoys Brust gesteckt hatte.

Weitere Kostenlose Bücher