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Der Zuckerkreml

Der Zuckerkreml

Titel: Der Zuckerkreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Sorokin
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die Welt geht zugrunde, und hier wird
     lustig geplanscht.
    Komjaga folgte dem Haushofmeister durch die Suiten, seine
     beschlagenen Stiefelsohlen klapperten über das kunstvolle Parkett. Einen Saal nach
     dem anderen durchschritten sie, es ging eine Treppe hinab, und dann standen sie vor
     dem Schwimmbad: eine große Halle mit Fresken, künstlichen Wellen, Felsen am Rand,
     Marmorfiguren dazwischen. Drei Nackte tummelten sich im Wasser, schwammen gegen die
     Wellen an: der Bojare Kubassow und seine zwei Kebsen, die Schwestern Am und Net.
    »Andrej!«, rief der Bojare mit donnernder Bassstimme, wie
     er den Eintretenden bemerkte.
    »Kirill!«, erwiderte Komjaga, hob die Rechte, legte sie
     ehrerbietig an die Brokatbrust und verneigte sich.
    »Andrej!«
    Kubassow versuchte den Opritschnik mit Wasser zu
     bespritzen, zielte aber zu kurz. Komjaga quittierte es mit einem müden Lächeln.
    »Kirill.«
    »Komm ins Wasser!«, lud der Bojare ein. Sein dicker Leib
     schaukelte auf dem Kamm eine Welle.
    »Das ist mir zu kühl«, sagte Komjaga mit einem raschen
     Blick auf das Thermometer.
    »Fünfzehn Grad! Spring rein, das erfrischt!« Kubassow
     spritzte schon wieder; diesmal traf er.
    »Nein, mein Lieber.« Komjaga wischte die Tropfen vom
     Brokat.
    »Ach, du alter Schmock!«, lachte Kubassow. »Achtung,
     Tauchstation!«, rief er den Mädchen zu.
    Alle drei tauchten ab. Unter Wasser sah man Am und Net im
     Kleinformat die dicken Bojarenbeine umklammern und den runden Leib des Potentaten
     wie eine Seemine vorwärtsstoßen, dabei strampelten sie emsig. Während sie dergestalt
     die ganze fünfzig Arschin lange Bahn zurücklegten, hatte Komjaga Zeit, sich in einen
     Korbstuhl zu setzen, das Zigarettenetui hervorzuziehen und eine Zigarette
     anzuzünden.
    »H-h-huf-f-f!«
    Kubassow tauchte auf und legte sich heftig japsend auf die
     nächste Welle. Am und Net stützten ihn.
    »O Mann … o Mannomann!«, hechelte Kubassow.
    »Wusste gar nicht, dass du ein Tiefseetaucher bist«,
     bemerkte Komjaga mit müdem Lächeln.
    »Mann, tut das gut …« Kubassow hielt sich ein Nasenloch zu
     und rotzte geräuschvoll ins Wasser. Am und Net beeilten sich, ihm das Gesicht
     auszuwischen.
    »Schluss! Ans Ufer!«, kommandierte er.
    Die Kebsen lenkten und stupsten ihn in Richtung Ausstieg,
     wo er seine zehn Pud aus dem Wasser zerrte. Am und Net gaben Auftrieb mit Püffen
     gegen das gigantische Gesäß.
    »Ans Ufer, ans Ufer«, summte der Bojare vor sich hin.
    Wanka, der Badejunge, sprang herbei, griff ihm unter den
     mächtigen Arm und streckte ihm einen roten Bademantel aus lebendgebärendem Frottee
     hin.
    »Verschwinde!«, blaffte Kubassow ihn an, trat ihm seinen
     nassen Elefantenfuß in den Hintern. Wanka verzog sich.
    Am und Net, den Wellen entstiegen, hüllten den Bojaren in
     den Bademantel.
    »Boah!«, brummte Kubassow, während er zu Komjaga
     herüberkam. »Was für eine Wohltat …«
    Komjaga erhob sich.
    »Na? Grüß dich, Opritschnik«, grinste Kubassow ihn an, das
     feuchte Gesicht hochrot und aufgedunsen.
    »Grüß dich, Bojare«, lächelte Komjaga zurück, die Hand mit
     der Zigarette zur Seite nehmend, um sein Gegenüber zu umarmen.
    Kubassow jedoch, immer noch grinsend, zögerte. Und
     verpasste Komjaga urplötzlich, mit kurzem, schnellem Schwung eine saftige Ohrfeige.
     Es schallte durch das ganze Schwimmbad, hallte zurück von den Mosaikwänden. Und wie
     gerufen von diesem Geräusch, erschienen im Gegenlicht die dunklen Gestalten der
     Leibwächter.
    Komjaga war zurückgeprallt, die Zigarette aus seinen
     Fingern gerutscht. Verdattert griff er sich mit der linken Hand an die Wange – so
     als müsste er prüfen, ob sie noch da war.
    Kubassow trat so dicht an Komjaga heran, dass er mit dem
     Bauch anstieß. Sein massiges Gesicht war auf einmaldrohend und
     undurchdringlich, die Lippen ein harter Strich.
    »Was willst du hier?«, fragte er dumpf.
    »Kirill …«, setzte Komjaga an.
    »Was willst du hier?!«, brüllte Kubassow, packte Komjaga
     bei den Schultern und rüttelte ihn.
    Das goldene Glöckchen im Ohr des Opritschniks klingelte
     hell. Doch auch dieser vertraute Ton konnte Komjaga nicht aus seiner Versteinerung
     lösen.
    »Kirill … Kirill …« Er runzelte verdutzt die dichten
     Brauen. »Kirill!«
    »Wer bist du?! Wer?«, brüllte Kubassow und hörte nicht
     auf, ihn zu schütteln.
    »Ich … Komjaga.«
    »Wer, verdammt noch mal? Antworte!«
    »Komjaga.«
    »Wer? Ich höre nichts«, brüllte der Bojare und

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