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Der zugeteilte Rentner (German Edition)

Der zugeteilte Rentner (German Edition)

Titel: Der zugeteilte Rentner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Schulte
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auf der Couch saß.
Clara winkte kurz und schleppte sich weiter ins Bad. Jetzt bloß nichts reden. Noch zu früh. Licht an. Wasser los. Ihr Spiegelbild gefiel ihr nicht. Die Augen lugten durch zwei schmale Schlitze und die Haare standen vom Kopf ab. Dieses Spiegelbild sollte sich mehr um sein Aussehen kümmern. Wasser zu. Dann setzte sie sich auf die Toilette. Wieder diese Bauchkrämpfe. Das Wasserlassen schmerzte, vielleicht eine Blasenentzündung. Kurze Pause. Dann folgte die Spülung. Kurz darauf erklang das Desinfektionsspray mit einem sympathischen „Pfff-Pfff“. Ein paar Sekunden später öffnete sie die Tür und schleppte sich zurück ins Bett.
Maximilian, der immer noch dasaß und nach seiner Brille suchte, nickte und tat so, als würde er eine Zeitung lesen. Clara spürte, dass etwas nicht stimmte. Der alte Mann verhielt sich wie ein Räuber, der etwas angestellt hatte und der nun vortäuschte, alles sei in Ordnung. Aber Clara wollte nur ins Bett. Alles egal. Linker Fuß, rechter Fuß, linker Fuß, rechter Fuß. Und fallen lassen. Ein dumpfer Schlag. Die Matratze fing sie auf. Zwei Sekunden später schlief sie ein.
Plötzlich klingelte es. Maximilian lief zur Tür. Er schaute zuerst durch den Spion, dann hüpfte er zu seinem Koffer, holte etwas heraus, marschierte zurück und öffnete.
Finn stand vor ihm. Wie immer trug er seinen grauen Mantel, der ihm viel zu groß war.
„Finn?“, stammelte Clara aus ihrem Zimmer.
Der junge Mann wollte ihr gerade antworten, als Maximilian ihm um den Hals fiel und fest drückte.
„Ich bin so froh, dass Ihr beide wieder zusammen seid!“
Dann küsste er ihn auf die linke und rechte Wange, während Finn sich so weit es ging nach hinten beugte, um ihm zu entgehen. Während er versuchte, sich aus seiner Umklammerung zu befreien, steckte Maximilian ihm etwas in die Tasche, zwickte ihm noch einmal in die Wange und lächelte ihn an. Finn kämpfte sich frei und ging auf Abstand.
„Was ist nur los mit ihnen? Lassen Sie mich in Ruhe!“
„Finn?“
Clara sprang in ihrem Morgenmantel auf ihn zu und umarmte ihn. Einen Augenblick zögerte er, blickte rüber zu Maximilian, dann zu Clara, wieder zurück, und wieder zu Clara.
„Ich glaube, dein Rentner dreht langsam durch.“
Doch Clara zog ihn dichter an sich ran, drückte ihren Kopf auf seine Brust und schnurrte: „Wie war dein Abend gestern?“
„Ganz o.k.! So ein Männer-Ding eben!“
Bei dem Wort „Männer-Ding“ streckte er sich zur ganzen Größe auf, hob ein Augenlied und grinste wie Casanova.
„Habt ihr was Besonderes gemacht?“
„Nur was getrunken. Mehr nicht!“
Clara drückte sich noch mehr an ihn ran, vor allem ihre Brüste. Sie wusste, wie sehr er es mochte, wenn er ihre Brustwarzen spürte. Sie dagegen liebte seinen Guten-Morgen-Geruch, obwohl er keinen außergewöhnlichen Duft an sich hatte. Es war vielmehr eine Mischung aus einem frischen Parfüm, etwas Körperwärme und dem Geruch alter Wolle. Wenn Finn bei ihr übernachtete und morgens ging, zog sie sich meistens sein Nacht-T-Shirt an oder legte es sich unter den Kopf und schlief noch eine Weile. Fast so gut, als wäre er selbst anwesend.
„Wo wollen wir hin?“, meinte Finn und spielte mit dem Gürtel ihres Morgenmantels. „Oder sollen wir hier bleiben?“
Schon wieder bekam er dieses Casanova-Lächeln, außerdem brummte er dabei.
„Wir haben doch Gäste“, flüsterte Clara und schielte dabei auf Maximilian, der am Tisch stand und die beiden beobachtete.
Clara kuschelte sich noch stärker an Finn heran. Sie umwanderte seine Hüften, knautschte seinen Liebespeck an den Seiten, fasste ihn am Hintern und landete schließlich mit ihren Händen an ihrem Lieblingsplatz – seinen großen Manteltaschen. Dabei durchknetete sie mit ihren Fingern die Eingeweiden der Tasche: Kaugummi, ein Schlüssel, Bonbons und etwas Stoffartiges, das Clara sofort herauszog, um zu sehen, um was es sich handelte. Zuerst fehlten ihr die Worte. Dann der Atem.
In ihren Händen hielt sie einen roten Damenslip, der ihr nicht gehörte – sie trug nicht mal rot, violett war ihre Farbe, nicht rot.
„Nur was trinken?“, brüllte sie ihn an und hielt ihm den Slip vors Gesicht. „Mehr nicht?“
„Ich habe keine Ahnung, wem der gehört!“
Doch Clara explodierte innerlich. Die Lava stieg in ihr hoch, sprühte aus ihr heraus, lief an ihr herunter und zerstörte alles, was sich ihr in den Weg stellte. Dann sprang sie mit dem Slip durch den Raum, umkreiste dabei den Wohnzimmertisch, schrie

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