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Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Titel: Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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perfekte Sensation für Schenectady. Marybeth steht wieder im Mittelpunkt öffentlicher Aufmerksamkeit. Die ewig Mißtrauischen prophezeien den baldigen nächsten Todesfall. Die Arglosen bewundern Marybeths Mut zu einem weiteren Kind.
    Das Baby, das sie dann im November 1979 zur Welt bringt, ist ein Junge. Es erhält den Namen Jonathan. Im Unterschied zu den zuvor geborenen Kindern Marybeths ist Jonathan seit der Geburt etwas kränklich. Er verbleibt deshalb noch in der Klinik. Den Kinder schwestern fällt auf, daß Marybeth keinerlei Interesse für das Kind zeigt. Sie erklärt, sie sei sehr deprimiert, weil ihr nachgesagt werde, sie habe ihre anderen Kinder umgebracht.
    Jonathan ist vier Monate alt, als Marybeth ihn anscheinend leblos in der Notaufnahme des St.-Clare-Hospitals einliefert. Sie berichtet, ihr Mann habe das Baby blau angelaufen vorgefunden, woraufhin sie es sofort in die Klinik gebracht habe. Wie damals Mary Frances kann auch Jonathan wiederbelebt werden. Man behält ihn zu weiterer Beobachtung in der Klinik.
    Dr. Mele sieht seinen Verdacht auf ein gefährliches genetisches Erbe bestätigt. Er will nun endlich den Ursachen auf die Spur kommen. Unterstützt von einer Fachärztin für Genetik, läßt er Jonathan mit einem Flugzeug in eine Spezialklinik nach Boston bringen. Die aufwendigen Untersuchungen erbringen keinen Hinweis auf irgendeine genetische Schädigung. Dr. Mele ist bitter enttäuscht. Jonathan kehrt in die Klinik von Schenectady zurück und wird, wie damals Mary Frances, mit einem Alarmgerät ausgestattet und bald nach Hause entlassen.
    Drei Tage später bringt Marybeth das Kind sterbend ins Hospital. Das Herz steht bereits still. Künstliche Beatmung stabilisiert das Kind noch einmal, aber der Hirnschaden ist unübersehbar. Noch immer im Koma, wird Jonathan in eine benachbarte Klinik verlegt, in der Hoffnung, deren bessere technische Ausstattung könnte doch noch die Ursache der tödlichen Erkrankung finden lassen. Wiederum führen Spezialisten alle erdenklichen Tests an dem bewußtlosen Kind durch. Die Untersuchungen ziehen sich über Wochen ergebnislos hin. Täglich kommt Marybeth in die Klinik, beklagt weinend ihr trauriges Geschick und plaudert mit den Schwestern. Mehrmals äußert sie, sie würde gern als Leichenbestatterin arbeiten.
    Nach vier Wochen stirbt Jonathan.
    Der Pathologe, der Jonathan obduziert, weiß nichts von den sechs anderen Todesfällen. Da die Klinik, in der Jonathan verstorben ist, zu einem anderen Bezirk gehört, erhält er keinen Einblick in die Akten. Was die Kommunikation zwischen den amtlichen Leichenbeschauern betrifft – die in diesem Fall nur 25 km voneinander entfernt arbeiteten -, »so hätten sie genauso gut an den entgegengesetzten Enden der Welt tätig sein können.« So kritisiert Joyce Egginton in ihrem Bericht die prinzipiell behinderte Zusammenarbeit zwischen den Institutionen.
    Jonathans Todesursache, so vermerkt der Leichenschauarzt, sei unbestimmt. Auf dem Totenschein gibt er Herzstillstand an. Diese Diagnose besagt gar nichts, denn bei jedem Tod steht das Herz still.
    Der Befund versetzt das Personal des St.-Clare-Hospitals in helle Aufregung. Die Schwestern sind überzeugt, daß Jonathan von seiner Mutter erstickt worden ist. Die Ärzte sind hin und her gerissen zwischen Glauben und Zweifel an einer natürlichen Todesursache. Einige Ärzte nehmen sogar an Jonathans Beerdigung teil und sprechen Marybeth ihr Mitgefühl aus. Eine Ärztin berichtet über Marybeths Verhalten während der Bestattung: »Die Mutter hätte ebenso gut mit Orangen vor der Kasse eines Supermarktes stehen können, ohne jede emotionale Anteilnahme.«
    Nun besitzen die Tinnings noch ein Kind, den zweieinhalbjährigen Michael. Sie hatten den Jungen wenige Wochen vor der Geburt von Mary Frances adoptiert. Michael ist ein sehr kräftiges gesundes Kind mit südländischem Temperament.
    An einem Montagmorgen im März trifft Marybeth laut schreiend in der Praxis von Dr. Mele ein. Der in eine Decke eingewickelte Michael ist tot. Seine Haut ist grau, aus dem Mund fließt blutiger Schleim. Marybeth erzählt, sie habe Michael schlaff und reglos in seinem Bett gefunden. Bei genauerer Nachfrage stellt sich heraus, daß sie dann zwei Stunden gewartet hatte, bis sie den Arzt aufsuchte. Und da war alles zu spät, das Kind kann nicht wiederbelebt werden.
    Leichenschauarzt Dr. Sullivan obduziert die Leiche. Als Todesursache gibt er Virus-Lungenentzündung an, fügt jedoch hinzu, das sei

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