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Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Titel: Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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Marybeth schlafen gehen. Sie verläßt den Alkoven und begibt sich durch den langen schmalen Gang zum Elternschlafzimmer, das am anderen Ende der Wohnung, liegt.
    Gegen 23 Uhr erwacht Marybeth, als Joe heimkommt. Auch er geht bald zu Bett und schläft nach einer Viertelstunde ein. Mary liegt noch wach. Sie denkt wieder an die nahen Weihnachtstage, die Arbeiten, den Umzug.
    Das Baby wimmert schon wieder. Sie müßte jetzt aufstehen und es beruhigen. Vielleicht sogar die Windeln wechseln. Und das in der kalten Winternacht. Warum weint Tami Lynne immer? Und warum ist Cynthias Baby immer so brav? Alles mache ich falsch. Ich bin eine schlechte Mutter. So wie ich ein schlechtes Kind war. Der Vater hat es mir immer gesagt. Du taugst zu nichts, du taugst zu gar nichts! Ein schlechtes Kind. Eine schlechte Mutter, unfähig, ein Kind zu beruhigen.
    Marybeth steht auf, geht durch den langen dunklen Gang zum Alkoven. Sie spricht auf das Baby ein, fordert es auf, still zu sein. Sie nimmt es aus dem Bett und wiegt es auf den Armen. Vergeblich. Es schreit nur um so lauter. Marybeth gerät bei lauten Geräuschen in Panik. Schon als Kind haßte sie die laute Stimme ihres Vaters, der als Stanzpressenarbeiter mit seiner Stimme den Maschinenlärm übertönen mußte. Tami Lynnes Weinen ist wie eine schrille Säge, die sich in Marybeths Hirn hineinfrißt.
    Marybeth kehrt ins Schlafzimmer zurück, nimmt ihr Kopfkissen und geht wieder in den Alkoven. Tami Lynne weint lauter, trotziger als zuvor. Marybeth drückt ihr das Kopfkissen aufs Gesicht – so wie sie es bei Michael und Jonathan und Mary Frances und all den anderen getan hat.
    Das Baby strampelt noch schwach. Sie lüftet das Kissen, hört einen gurgelnden Laut und drückt erneut zu.
    Bald ist das Kind still.
    Mary bringt das Kopfkissen in ihr Bett zurück und weckt Joe. Es ist kurz nach l Uhr.
    Joe nimmt Tami Lynnes Tod ohne Kommentar zur Kenntnis und kleidet sich an. Mary ruft den Notdienst, dann läutet sie Cynthia, die nebenan wohnt, aus dem Schlaf. Wenige Minuten später erscheint Cynthia. Joe empfängt die Nachbarin schweigend. Marybeth schluchzt und ringt die Hände. Entsetzt blickt Cynthia auf die bläulichpurpurn verfärbte kleine Leiche. Cynthia ist Krankenschwester und beginnt sofort mit Wiederbelebungsversuchen.
    Der Notdienst läßt auf sich warten. Endlich trifft er ein. Es läßt sich jedoch nicht klären, ob er sich in der Hausnummer geirrt oder Marybeth eine falsche Hausnummer genannt hat.
    Cynthia begleitet Marybeth und Joe mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus. Auch hier bleibt die Reanimation des Kindes erfolglos.
    Die Eltern kehren mit Cynthia heim. In den nächsten Stunden ist Marybeth sehr beschäftigt. Sie setzt sich ans Telefon und teilt Verwandten und Bekannten mit, daß Tami Lynne heute nacht verstorben sei. Sie ruft auch Sue Normington, eine frühere Kollegin, an, die jetzt ein Geschäft für Babyausstattung besitzt. Marybeth verkündet Sue Tami Lynnes Tod. Dem Kind sei im Krankenhaus das Haar geschoren worden, deshalb brauche sie für das Begräbnis ein Spitzenhäubchen.
    Dann sucht Marybeth den Leichenbestatter Daly auf, der schon die anderen acht Kinder beerdigt hat. Man einigt sich auf einen preiswerten Sondertarif für Kleinstkinder. Daly übernimmt es auch, einen Pfarrer für die Trauerfeier zu gewinnen. Der Pfarrer besucht die Tinnings und ist tief beeindruckt von der Tragödie dieser Familie.
    Und Mary tut auch alles, um ihre Tragödie so rasch wie möglich publik zu machen. Sie läßt in der Schenectady Gazette eine Traueranzige veröffentlichen: »Tami Lynne Tinning, dreieinhalb Monate, vielgeliebte Tochter von Joseph und Marybeth Tinning. . . «. Zeiten für Beleidsbesuche und die Trauerfeier werden benannt. Geldspenden würden der Stiftung zur Erforschung des plötzlichen Kindstodes zugeleitet werden.
    Marybeth ist bemüht, die Legende vom plötzlichen Kindstod am Leben zu erhalten.
    Aber das wird ihr diesmal nicht mehr gelingen.
    Die Nachricht von Tami Lynnes Tod ruft nicht nur in der Bevölkerung ungeheure Erregung hervor. Sie alarmiert endlich auch die Behörden. Das St.-Clare-Hospital informiert die Polizei von dem neuen Fall in der mysteriösen Todesserie. Detektiv O'Connor horcht auf. Er kennt die Gerüchte über Marybeth, er weiß von den vergeblichen Versuchen, die wirkliche Ursache der früheren Todesfälle zu finden. O'Connor informiert sofort Staatsanwalt Sanders. Sanders kennt die Vorgeschichte nicht, schließt sich aber dem Verdacht

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