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Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Titel: Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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Schnauze!«
    »Ich habe kein Vermögen bei mir, Lee. Vierhundert Dollar höchstens. Wenn Sie es für Ihre Kinder brauchen – gut, ich gebe es Ihnen gern.«
    Die Frau weist mit dem Revolver nach vorn. »Dort kommt ein Weg.«
    Siems bremst ab, fährt nach rechts auf den Seitenweg. Er ist mit hohem scharfem Gras bewachsen. Zu beiden Seiten dehnt sich ein sumpfiges Gewässer. Nach einigen Minuten Fahrt fordert Aileen den Mann auf anzuhalten. Richtet erneut die Waffe auf ihn: »Aussteigen!«
    Siems zögert. »Meine Brieftasche ist im Handschuhfach.«
    »Ich scheiß auf deine Brieftasche! Aussteigen!«
    Verwirrt steigt Siems aus. Was will die Frau? Das Geld will sie nicht. Was dann? Christus weiß auch keine Antwort.
    Inzwischen hat Aileen ebenfalls den Wagen verlassen. Sie nähert sich Siems mit erhobener Waffe. Siems wundert sich, daß er nun plötzlich keine Angst mehr empfindet. Alles ist so irr und unwirklich. Die Einsamkeit. Die quakenden Rufe der Frösche. Die Frau mit dem mächtigen Revolver. Diese abgewrackte kleine Hure, denkt er, und muß grinsen.
    Der erste Schuß zerfetzt ihm Mund und Gelächter.
    Der zweite durchschlägt seinen Hals. Unter der Wucht des großkalibrigen Projektils dreht sich Siems um sich selber. Dann schlägt er zu Boden.
    Aileen erwartet Schmerzensschreie. Seltsam, der Mann windet sich stumm im Gras. Nur seine Augen blicken sie fragend an. Willst wohl wissen, warum, denkt sie. Darum! Sie schießt erneut, einmal, zweimal, dreimal, ein viertes Mal. In die Schulter, in die Brust, in den Bauch, ins Geschlecht.
    Und zum Schluß in die Stirn, zwischen die Augen.
    Sieben Schuß. Ein Serienorgasmus. Wieder so ein Sauhund weniger auf Erden. Triumphierend jagt sie die letzten zwei Schuß in die Luft. Und lädt dann nach. Man weiß nie. . .
    Dann zieht sie den Schlüssel aus dem Zündschloß, durchstöbert den Kofferraum und findet noch zwei Kartons voller Bibeln. Im Handschuhfach entdeckt sie tatsächlich vierhundert Dollar.
    Sie zerrt die Leiche bis zum Wasser und schiebt sie tief hinein. Die Kartons mit den Bibeln und die einzelnen Bibeln vom Hintersitz folgen dem Toten. Er versinkt nur sehr langsam im Sumpf. Vielleicht nehmen sich die Krokodile bald seiner an, hofft Aileen.
    Auf dem schmalen Weg fährt sie zur Hauptstraße zurück, weiter in Richtung Norden. Nach etwa zweihundert Meilen gelangt sie in eine kleine Stadt und hält vor einem Motel. Sie geht hinein und öffnet eine Zimmertür.
    »Ty, ich bin wieder da!« ruft sie fröhlich.
    Eine junge Frau erhebt sich vom Bettrand. Sie hatte in
    einer Illustrierten geblättert. »Lange genug warst du ja weg«, sagt sie vorwurfsvoll.
    »Dafür habe ich auch vierhundert Dollar verdient! Na komm schon her. Küßchen!« Aileen umarmt Ty, die ihr einen Kuß auf die Lippen drückt.
    »Wir wollen gleich einkaufen gehen, Ty. Freust du dich?«
    Aileens Augen flackern. Sie hat schon wieder getrunken, denkt Ty. Aber sie geht gern einkaufen. »Ich freue mich, Aileen.«
    »Gut, dann mach dich fertig, ich will nur rasch duschen.« Sie verschwindet im Bad.
    Aileens Freundin Tyria Moore ist fünfundzwanzig Jahre alt – ein rothaariges Fettklößchen mit einem verdrießlichen Zug um den schmalen Mund. Sie zieht sich ein Paar Sportschuhe über die nackten Füße. Einkaufen gehen, das ist das einzig Erfreuliche, was ihr im Zusammenleben mit Aileen geblieben ist. Und wie verliebt war sie einmal in Aileen! Damals, vor vier Jahren, als sie Aileen in der Lesbenbar kennengelernt hatte. Mann, was für ein abenteuerliches Leben hatte Aileen da schon hinter sich gehabt!
    Frühzeitig von meiner Familie verstoßen! hatte sie erzählt.
    Schon als Kind vergewaltigt! hatte sie geklagt. Unschuldig in den Knast! hatte sie gejammert. Einen reichen Mann geheiratet! hatte sie geschwärmt. Und von demselben Kerl angeschossen! hatte sie gewütet und dabei im Lokal ihr T-Shirt ausgezogen und eine rote Narbe präsentiert.
    Ja, Aileen war schon beeindruckend. Stundenlang konnte man ihren Geschichten zuhören. Ty hatte sich damals sofort in Aileen verliebt. Es war wirklich Liebe gewesen damals, und der Sex mit ihr war aufregend genug.
    Später, als sie dann zusammen lebten und Ty die andere, die dunkle Seite in Aileens Wesen kennenlernte, ihre Lügen, ihre Depressionen, ihre Wutanfälle, erlosch ihre Liebe allmählich, und mit dem Sex war es auch vorbei. Aber Ty wußte, sie hatte einseitig die Liebe aufgekündigt, Aileens Liebe zu ihr war nicht tot, weil sie keinen Menschen hatte außer Ty.

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