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Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Titel: Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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Ty besaß noch ihre Eltern, zu denen konnte sie jederzeit zurück. Aileen war ein sehr einsamer Mensch, und deshalb klammerte sie sich an Ty und arbeitete für sie, damit Ty sie nicht verließ und ein bequemes Leben führen konnte: in der Welt herumfahren, in Motels wohnen, einkaufen, Bier trinken. Sicher, das kostete alles Geld, und Aileen war dann oft tagelang unterwegs, um Geld heranzuschaffen. Woher, danach fragte Ty lieber nicht, sie ahnte es ohnehin, Aileen ging sicher auf den Straßenstrich. Aber das Geschäft lief wohl in letzter Zeit nicht mehr so gut, oft kam Aileen ohne Geld heim. Dafür brachte sie allerhand Wertgegenstände mit, Armbanduhren, Kameras, Schmuck. Die versetzten sie dann in der Pfandleihe und fuhren weiter an einen anderen Ort, bis das Geld verbraucht war und Aileen wieder anschaffen gehen mußte. Ty war Aileen ja auch dankbar, denn Aileen opferte sich für sie auf. Vielleicht hatte sich Aileens Liebe zu ihr auch verändert, aus der sexuellen war eine mütterliche Liebe geworden. Ty fühlte sich oft genug von Aileen wie ein Kind behandelt, mal gestreichelt, mal beschimpft und herumkommandiert.
    Aileen kommt aus dem Bad. Zusammen mit Ty verläßt sie das Zimmer, geht draußen zum Wagen. »Ein neuer Wagen!« sagt Ty, nicht sehr verwundert, denn Aileen kam schon mehrmals mit einem anderen Wagen von ihrer Anschaffe. »Kein neuer!« korrigiert Aileen, »aber er ist wirklich noch gut erhalten, nicht wahr?«
    Sie fahren zum Supermarkt, kaufen ein, Brot, Käse, Wurst, Apfelkuchen, Pralinen für Ty, Zigaretten, einen Kasten Bier.
    Im Motelzimmer essen sie, Aileen trinkt mehrere Flaschen Bier. »Trink nicht zuviel!« befiehlt sie Ty, »du mußt dann noch fahren.«
    »Fahren? Wohin?«
    »Wir müssen fort. Irgendwohin.«
    Während Aileen die Zimmerrechnung bezahlt, verstaut Ty das wenige Gepäck im Kofferraum des Pontiac Thunderbird. Dann fahren sie ab in Richtung Norden, in den OcalaNationalpark.
    Einige Wochen später, es ist der 4. Juli, sind die beiden erneut unterwegs, um ihren Aufenthaltsort zu wechseln.
    Wieder sitzt Ty am Steuer. Sie befinden sich noch im Ocala-Waldgebiet und erblicken vor sich ein kleines Dorf, das sich auf einer weiten Lichtung angesiedelt hat.
    Am Ortseingang liegt eine scharfe Kurve. Ty fährt nicht übermäßig schnell, aber der Wagen schert aus und landet im Straßengraben. Blech beult sich scheppernd, Glas splittert. Aileen schreit auf, ihr Arm blutet. Ty schaltet den Rückwärtsgang ein, um den Wagen wieder auf die Straße zu bringen. Der Wagen scheint festzusitzen.
    Aileen springt heraus. »Steig aus, du Miststück!« ruft sie wutglühend, »steig aus! Das ist ein geklauter Wagen! Von einem, den ich kaltgemacht habe! Willst du uns die Polizei auf den Hals hetzen?«
    Vom Schreck benommen, von Aileens Offenbarung bestürzt, verläßt auch Ty den Wagen.
    In diesem Augenblick tritt ein älteres Ehepaar aus einem Haus nahe der Unfallstelle. »Können wir helfen?«
    fragt der Mann. »Sie sind ja verletzt! Sie können bei uns telefonieren und Hilfe holen, Polizei oder Feuerwehr.«
    »Vielen Dank«, erwidert Aileen freundlich lächelnd. »Machen Sie sich keine Umstände. Wir wohnen ganz in der Nähe und kümmern uns schon.«
    Aileen scheint nun doch einen Entschluß gefaßt zu haben. Ty muß auf dem Beifahrersitz Platz nehmen, sie selbst setzt sich hinters Lenkrad, startet und befördert den Wagen vorsichtig aus dem Graben.
    Und jagt mit kreischenden Reifen davon.
    Nur einige Sekunden lang – dann bricht der Wagen in eine Absperrung hinein. Aileen springt heraus und besieht sich den Schaden. Nun ist die Vorderfront des Wagens gänzlich eingedrückt. In dünnem Strahl fließt dampfendes Wasser aus. Der Kühler ist beschädigt.
    Noch einmal nähern sich die alten Leute. »Sollen wir wirklich nicht helfen?«
    »Wo ist die nächste Werkstatt?«
    »Ziemlich weit. In Daytona.«
    Aber Aileen will nicht telefonieren. Sie will überhaupt keine Hilfe. Ty hat den Eindruck, Aileen ist völlig kopflos. Aileen hat die Motorhaube aufgeklappt und begonnen, den Kühler abzubauen. Sie will den Kühler nach Daytona bringen und reparieren lassen. »Das ist doch irre, Aileen. Stundenlang nach Daytona laufen, in dieser Hitze, und dann wieder hierher zurück!«
    Aileen arbeitet verbissen weiter.
    »Und dann auch noch das beschädigte Auto hier stehen lassen, wo es jede Polizeistreife sofort überprüfen würde!« »Halt die Schnauze! Du bist an allem schuld!« faucht Aileen.
    Schweigend schaut Ty

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