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Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Titel: Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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Olivier: »Er wollte mich erschlagen! Mit der Spitzhacke!«
    Er überreicht den beiden Männern die Hacke. Denke zieht sich wortlos in sein Zimmer zurück.
    »Was ist denn eigentlich passiert?« fragt einer der jungen Männer.
    Olivier wischt sich das Blut von der Schläfe. »Das ist ein Verrückter. Er wollte mich umbringen.«
    »Papa Denke? Sie umbringen?« Er lächelt ungläubig. »Papa Denke tut doch keinem was zuleide.«
    »Was ich gesehen habe, habe ich gesehen«, sagt Olivier hartnäckig. »Mein Hut ist noch da drin. Allein getraue ich mich aber nicht wieder hinein.«
    Widerstrebend folgt der junge Mann Olivier in Denkes Zimmer.
    Denke steht mitten im Raum. Seine Arme hängen kraftlos herab, er zittert am ganzen Körper. Sein Gesicht glüht dunkelrot. Schweigend stiert er Olivier an. Olivier hört, wie sich Denkes Zähne knirschend aneinanderreiben.
    Der junge Mann stellt die Spitzhacke ab. »Was ist denn los, Papa Denke?« fragt er mitfühlend.
    Denkes Mund verzerrt sich. »Wollte mich berauben, der Bettler. Mußte mich wehren.«
    Vorwurfsvoll blickt der junge Mann Olivier an. »Verschwinden Sie lieber, sonst hole ich die Polizei.«
    »Mit der Polizei will ich nichts zu tun haben!« Olivier nimmt seinen Hut und will das Zimmer verlassen.
    »Aha, ein schlechtes Gewissen!« ruft der junge Mann triumphierend. »Aber Papa Denke anschwärzen! Also los, Sie kommen jetzt mit uns mit, die Polizei wird alles klären.«
    Olivier muß den beiden jungen Männern folgen. Auf dem Polizeirevier hört man sich seinen Bericht schweigend an. Ein Mordversuch von Papa Denke? Nicht glaubhaft. Papa Denke hat sich nie etwas zuschulden kommen lassen. Ein armer, aber rechtschaffener Bürger unserer Stadt. Und Sie, Herr Olivier? Ein obdachloser Bettler! Und meine Wunde am Kopf? fragt Olivier. Die sei kein Argument, wird ihm erwidert, die habe er sich selber zuzuschreiben als Folge seines Raubüberfalls.
    Olivier wird festgenommen, am nächsten Tag dem Amtsgericht vorgeführt und vorerst wegen Bettelei und Landstreicherei zu zwei Wochen Haft verurteilt. Der Raubüberfall soll noch besonders untersucht und Denke dazu als Zeuge vernommen werden.
    Olivier protestiert energisch gegen das Urteil. Er setzt durch, sein Erlebnis in allen Einzelheiten zu schildern.
    Vielleicht sind es diese Details, die den Richter nachdenklich werden lassen. Kann ein so schwerfälliger Mann wie dieser Steinarbeiter das alles erfunden haben? Der Richter wird unsicher. Der Fall ist wohl doch schwieriger, als er anfangs erschien. Er ordnet an, auch Denke festzunehmen.
    Denkes Verhaftung wird in der Kleinstadt zur Sensation.
    Papa Denke verhaftet? Weil ein Landstreicher ihn denunziert hat? Nachbarn und Einwohner schließen sich zu einem Protestverein zusammen und fordern, Denke sofort wieder freizulassen. Der Richter muß zugeben: Ein begründeter Verdacht gegen Papa Denke bestehe noch nicht. Man werde ihn jedoch bald befragen und alles aufklären.
    Stunden später soll Denke aus der Zelle geholt und vernommen werden.
    Er kann nicht mehr vernommen werden. Denke ist tot. Er hat sich umgebracht.
    Aus seinem Taschentuch hatte Denke eine Schlinge gefertigt, das eine Ende des Tuches an einem Ring in der Zellenwand befestigt und sich in liegender Stellung erdrosselt.
    Der arme Papa Denke! Vermutungen, Gerüchte: die ungerechtfertigte Verhaftung habe Papa Denke in Verzweiflung und Selbstmord getrieben.
    Papa Denke muß nun begraben werden. Aber wer bezahlt die Beerdigung? Denkes Verwandte lehnen es ab, die Kosten zu übernehmen. Sie sind seit Jahren mit dem Querkopf überwerfen. Aber vielleicht, so sagen sich die Stadtväter, hat Denke so viel hinterlassen, daß es verkauft und die Beerdigung davon bezahlt werden könnte.
    Das Gericht ordnet eine Hausdurchsuchung an.
    Als die Beamten Denkes Zimmer betreten, schlägt ihnen ein dumpfsäuerlicher Geruch entgegen. Der Raum bietet einen chaotischen Anblick. Hier wohnte, arbeitete, kochte und schlief Papa Denke. Der Tisch ist mit schmutzigem Geschirr bedeckt. An der Vorderkante des Tisches liegt ein angefangener Brief: »Adolf, du –«. Neben dem Bett steht ein Holzfaß mit eingepökeltem Fleisch. In der Ecke findet sich eine Dezimalwaage, in einer anderen liegen verschnürte Lumpenbündel und im Schrank zahlreiche Ausweispapiere von Handwerksburschen, die auf Wanderschaft waren. Im Geräteschuppen auf dem Hof steht ein weiterer Kübel mit Fleisch, darunter Teile einer behaarten Männerbrust, eines menschlichen Unterleibs und

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