Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.
eines Gesäßes.
Der Fund menschlicher Leichenteile veranlaßt die Beamten, sofort den Kreisarzt hinzuzuziehen. Er bestätigt, daß es sich tatsächlich um menschliche Körperteile handele.
Auch die im Zimmer in den Töpfen vorgefundenen Fleischstücke sind menschlichen Ursprungs. In einem mittelgroßen Topf liegt in einer Art Sahnesoße gekochtes Fleisch, teilweise mit Haut bedeckt. Innen ist das Fleisch zartrosa. Nach Meinung des Arztes stammen die Fleischstücke aus dem Gesäß. In einem anderen Topf sind menschliche Hautstücke und Teile der großen Körperschlagader zu einer gallertartigen Masse verklebt. Eine Schüssel enthält bernsteinfarbenes Fett, das sich später als menschliches Körperfett erweist.
Schon diese erste flüchtige Besichtigung bringt den Beamten die Gewißheit, daß sie sich in der Höhle eines Menschenfressers befinden.
Das ganze Haus, der Hof, die Stallungen und die nähere Umgebung der Teichstraße werden nun planmäßig untersucht. Es werden weitere Beweise für Denkes Kannibalismus gefunden.
Der Breslauer Gerichtsmediziner Dr. F. Pietrusky berichtete darüber u. a.: In einem Holzfaß liegen in einer Salzlake fünfzehn Fleischstücke mit Haut, zwei davon sind behaarte Bruststücke. An einem Bauchstück ist noch der Nabel erkennbar. Andere Teile gehören dem Rücken an. Dieses Fleisch ist braunrot, der Körper war zuvor nicht sehr ausgeblutet. Ein Faß im Stall enthält ausgekochte Menschenknochen, sauber von Sehnen und Muskeln befreit. Auch Hand- und Fußwurzelknochen werden massenhaft gefunden. In einem Tümpel hinter dem Haus liegt ein Unterschenkel. Auch im Stadtwald entdeckt man zahlreiche Knochen, teils freiliegend, teils oberflächlich verscharrt.
Insgesamt erhalten die Gerichtsmediziner 480 menschliche Knochen oder Knochenteile, u. a. Oberschenkel, Ellen und Speichen, Schienbeine, Oberarmköpfe, Schlüsselbeine, Schulterblätter, Zehen- und Fingerglieder, Rippen, Teile von Schädeln und Wirbelsäulen, ein zersägtes männliches Becken.
Die Gerichtsmediziner stellen fest, daß diese Überreste von mindestens fünfundzwanzig Menschen stammen. Die Spuren an den Knochen weisen darauf hin, daß sie mit Säge und Axt zerkleinert und mit einem scharfen Messer von Gewebeteilen befreit worden sind.
Die dafür benutzten Werkzeuge werden ebenfalls gefunden, darunter zwei Sägen, die Spuren von Sägemehl sowie von menschlichen Hautresten aufweisen.
Die Untersuchung der Hunderte von Zähnen bestätigt, daß sie von etwa fünfundzwanzig verschiedenen Menschen stammen. Knochen und Zähne erlauben auch, das Alter der Opfer zu bestimmen. Das jüngste war sechzehn, die meisten waren über vierzig Jahre.
Aber Denke hatte nicht nur gemordet und Menschenfleisch gegessen. Die Durchsuchung seiner Wohnung brachte auch noch andere Perversitäten ans Licht.
Bevor Denke die Leichen zerstückelte, schnitt er Streifen aus ihrer Haut heraus, präparierte sie und stellte daraus Hosenträger und Schnürsenkel her. Der erhängt vorgefundene Denke trug einen solchen Hosenträger aus Menschenhaut. Mit anderen Hautstücken verschnürte er die Kleiderbündel seiner Opfer.
Besonders makaber war Denkes Drang, seine Morde zu archivieren. Man fand eine pedantisch geführte Liste seiner Opfer. Dieses Verzeichnis enthält hinter den laufenden Nummern Vor- und Familiennamen seiner Opfer, ihren Geburtstag und Geburtsort. Ferner vermerkte er das Gewicht der Toten in bekleidetem wie in nacktem Zustand und schließlich das Gewicht der »ausgeschlachteten« Person, also wieviel Fleisch ihm zum Verzehr zur Verfügung stand. Die Liste endet mit der Nummer 30. Die Nummer 31 ist bereits eingetragen, aber er kam nicht mehr dazu, dahinter die Daten von Vincenz Olivier zu vermerken.
Nun also haben die Behörden Papa Denke als Serienmörder entlarvt. Ein Menschenfresser in einer deutschen Kleinstadt! Ein Kannibale unter ehrbaren Bürgern. Noch sind die Mordtaten Haarmanns aus Hannover in aller Munde, noch enthüllt Haarmann seinen Vernehmern immer neue Morde – und schon steigt ein neuer Serienmörder aus blutigen Abgründen empor. Und das Unbegreiflichste dabei: dieser alte silberhaarige Herr gleicht so gar nicht dem Bild, das die Bürger nun einmal von einem Massenmörder haben.
Niemand in Münsterberg hatte geahnt, daß die Teichstraße 10 ein Mordhaus, daß einer seiner Bewohner ein Menschenfresser war. Deshalb mußten alle diese Leute in Denkes Nachbarschaft die Antwort auf die Frage schuldig bleiben: Habt ihr denn
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