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Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Titel: Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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geraten. Mit einigen von ihnen hatte er vor ihrem Tode sexuell verkehrt, die anderen hatte er als Leichen mißbraucht.
    Es erscheint aussichtsreicher, die Tiefe der Weltmeere oder die Atmosphäre der Venus zu erforschen, als die Nacht in der Seele eines Serien-Triebtäters zu erhellen, vor allem, wenn es sich um einen Lustmörder von der Art Jeffrey Dahmers handelt. Der FBI-Kriminologe R. Ressler, ein Pionier der soziopsychologischen Erforschung von Serienmördern, bezeichnete Dahmer als ein »Tätermix«, der ein ganzes Bündel von Mordmotiven in sich vereint. Dahmer sei völlig untypisch für einen Serienmörder und stelle wahrscheinlich einen ganz neuen Typus dar. Dahmer habe »die grauenhaftesten Merkmale der Sexualmorde zu einem neuen erschreckenden Ganzen miteinander vermengt. Der Mann befriedigte sich mit Vergewaltigung, Zerstückelung, Kannibalismus und Nekrophilie.« Trotz dieser Kombination verschiedener Triebbefriedigungen sei Dahmer dem Handlungsmuster aller Serienmörder gefolgt: »Sie fangen vorsichtig an. Zuerst erschrecken sie über sich selbst, doch dann töten sie weiter. Die Zeitabstände werden immer kürzer, und ihr Geschick nimmt von Mal zu Mal zu. Am Ende sind sie wahre Mordmaschinen. Nun werden sie verwegen und leichtsinnig, denn sie glauben, kein Sterblicher könne ihnen noch etwas anhaben, Macht über Leben und Tod hätten allein sie.«
    Ressler hat bei seinen empirischen Forschungen mit Dutzenden von Serienmördern gesprochen und ein überzeugendes Psychogramm dieses Mördertyps entwickelt. Dabei stellt er sich immer wieder die Frage, ob es überhaupt einen Schlüssel für die Erklärung des sexuell bedingten Serienmordes gibt. Triebtäter besitzen eine abnorme, sadistisch ausgerichtete Sexualität. Sie sind unfähig, normale, auf emotionaler Bindung beruhende hetero- oder homosexuelle Partnerbeziehungen aufzubauen, und reagieren sich durch Gewalt, schließlich durch Morde ab.
    Ressler stellt die bisher vorherrschende Meinung in Frage, die Wurzeln von Gewalttaten seien darin zu suchen, daß der Täter im Kindesalter selbst sexuell mißbraucht worden sei. Das sei nur in manchen Fällen nachweisbar. »Der Schlüssel liegt in der Entwicklung perverser Gedankenmuster. Diese Männer wurden durch ihre Phantasievorstellungen zum Mord angeregt. Sie standen ausnahmslos unter dem Zwang ihrer Phantasien. Sie töteten, um das in die Wirklichkeit umzusetzen, was sie sich seit ihrer Kindheit unentwegt ausgemalt hatten.«
    Serienmörder, so hat Ressler nachgewiesen, entstammen allen sozialen Schichten, und zwar oft äußerlich scheinbar intakten, innerlich aber zerstörten Familienverhältnissen. Ressler nennt mehrere Stufen, in denen sich die soziale und sexuelle Deformation eines Serienmörders in seiner Kindheit und Jugend vollzieht.
    Solche Kinder erfahren in den ersten Lebensjahren von der Mutter, dem für sie wichtigsten Menschen, keine Zuwendung und Liebe. Seelische Vernachlässigung wirkt sich ebenso verheerend aus wie körperliche Züchtigung. Das Kind erhält von den Eltern keine ethischen Werte vermittelt, erfährt nicht, was es darf und was es nicht darf.
    Diese Kinder lernen es nicht, sich in eine Gemeinschaft einzuordnen: »Sie sehen die Welt immer nur aus einer ausschließlich auf sich selbst bezogenen Perspektive. Von frühester Kindheit an ohne ausreichende Liebe und Zuneigung groß geworden, kannten die se Menschen nie eine Bezugsperson, konnten zu ihren Nächsten keine Zuneigung entwickeln und wuchsen in zunehmender Isolation und Einsamkeit auf.«
    Dahmers Mutter scheint selbst eine psychisch gestörte Frau gewesen zu sein. Sie fürchtete sich, Jeff zu stillen. Sie litt unter unerklärlichen Angstzuständen, lag tagelang apathisch im Bett, krankte an seelisch bedingten Lähmungen und Zuckungen und einer ständigen hysterischen Gereiztheit.
    Natürlich machen fehlende Mutterliebe und mangelnde Wertorientierung diese Kinder nicht automatisch zu Gewalttätern. Aber wenn weiterhin negative soziale Einflüsse auf sie einwirken, verstärkt sich die Möglichkeit der Fehlentwicklung. Ressler meint, vom zehnten Lebensjahr an könne ein verständnisvoller starker Vater jene mütterlichen Versäumnisse ausgleichen. Viele Serienmörder aber vermißten gerade in dieser Zeit den erzieherischen Einfluß des Vaters. Oft seien die Eltern geschieden oder der Vater kümmere sich nicht um die Familie.
    So war es auch bei Dahmers. Jeffs Vater hat selbst darüber berichtet, daß ihn das hysterische Verhalten

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