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Der zweite Buddha

Der zweite Buddha

Titel: Der zweite Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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nicht niedlich aus? Wie ‘n gerupfter Kanarienvogel. Und ich hab’ ihm gerade erklärt, daß wir gern zuhören, wenn Kanarienvögel singen.«
    »Vorausgesetzt, daß sie nicht falsch singen«, schränkte Sellers düster ein.
    »Das vorausgesetzt, natürlich«, bestätigte Giddings.
    Sellers betrachtete mich kritisch und meinte: »Na, Kleiner? Sie können auch die Finger nicht davonlassen, was?«
    »Ich habe nichts getan«, erklärte ich.
    »Stimmt«, meinte Sellers gemütlich, »das sieht ein Blinder mit ‘m Krückstock. Mit Ihnen ist eher was getan worden — ‘ne ganze Menge, würde ich sagen.«
    Er lachte herzlich über seinen Witz, und Giddings grinste. »Ich hab’ versucht, ihm klarzumachen, daß er fertig ist«, berichtete er dem Inspektor, »aber er will nicht aus dem Ring steigen.«
    »Was du nicht sagst«, murmelte Sellers abwesend, »was du nicht sagst...« Er rieb gedankenverloren seine rechte Faust. Offenbar wirkte der Anblick meines zerschlagenen Gesichts anregend auf ihn. »Siehst du, das ist immer die Schwierigkeit mit ihm«, wandte er sich wieder an Giddings, »der Bursche hat Köpfchen — aber das ist auch alles, was er hat. Er hat immer die Nase vorn, und jedesmal kriegt er eine drauf. Ich hab’ ihn mindestens ein dutzendmal in diesem Zustand gesehen. Er will aber unbedingt selber mitmischen, anstatt zur Polizei zu gehen... Na ja, und dann haut ihn eben einer krankenhausreif.«
    »Manche Leute lernen’s nie«, meinte Giddings.
    »Er nicht, auf alle Fälle.«
    »Aber diesmal werd’ ich’s ihm beibringen«, versprach Giddings grimmig. »Ein für allemal!«
    »Schön wär’s ja«, sagte Sellers skeptisch, »aber ich glaub’s noch nicht. Er kann’s eben nicht lassen, nicht wahr, Donald?«
    Ich gab keine Antwort.
    »Na, mal sehen.« Giddings rückte seinen Stuhl zurecht. »Gut, daß du kommst, Frank. Ich versuche gerade, einen ehrlichen Christenmenschen aus ihm zu machen.« Damit wandte er sich wieder zu mir: »Also, Lam — ‘raus mit der Sprache; packen Sie aus. Aber alles, wenn ich bitten darf.«
    »Ganz recht«, stimmte Sellers bei, während er sich einen Stuhl heranzog, »alles.«
    Er fischte eine Zigarre aus der Brusttasche, biß das Ende ab und spuckte es auf den Fußboden. Dann entzündete er ein Streichholz, hielt es an die Zigarre und stieß mächtige Rauchwolken aus. »Los«, kam seine Stimme durch den Qualm, »fangen Sie an, Sie Schrumpfriese.«
    »Ich habe keine Aussage zu machen«, behauptete ich.
    »Lassen Sie das«, knurrte Giddings. »Wir haben eine ganze Menge Möglichkeiten, Leute zum Reden zu bringen — legale Möglichkeiten, meine ich. Wir können Sie unter Druck setzen, mein Lieber. Oder glauben Sie im Ernst, Sie könnten in dieser Stadt Ihren Beruf ausüben, wenn Sie die Polizei gegen sich haben? Nein, mein Freund, das geht nicht. Und das wissen Sie auch, wenn Sie kein Dummkopf sind.«
    »Er ist kein Dummkopf«, warf Sellers ein und fügte hinzu: »Aber gerissen, verdammt gerissen.«
    »Sie sind noch nie ‘reingefallen, wenn Sie mit mir zusammengearbeitet haben!« erinnerte ich ihn.
    »Das stimmt«, gab er zu und sog nachdenklich an seiner Zigarre. »Ich habe aber auch nie dagesessen und gewartet, bis Sie die Karten freiwillig auf den Tisch gelegt haben. Ich hab’ Sie immer mischen lassen, dann hab’ ich Ihnen das Spiel aus der Hand genommen und selber ausgeteilt.«
    »Meinetwegen«, entgegnete ich, »aber jetzt bin ich noch am Mischen. Wenn ich soweit bin, können Sie von mir aus die Karten nehmen und austeilen.«
    Giddings schüttelte den Kopf. »Nein«, erklärte er bestimmt, »da spiel’ ich nicht mit. Vielleicht hat Sellers Vertrauen zu Ihnen, Lam, ich nicht. Ich bin ein mißtrauischer Hund.«
    »Das können Sie unbesehen unterschreiben, Donald«, bestätigte Sellers. »Mit Thad Giddings kann man keine Faxen machen. Am besten fangen Sie an mit den »Bekenntnissen einer schönen Seele«.«
    »Und wenn ich mich weigere?« fragte ich.
    Keiner der beiden antwortete, aber Sellers sah mich wehmütig an wie eine leidgeprüfte Mutter ihr mißratenes Kind.
    »Aber ich kann im Augenblick wirklich noch nichts sagen«, versuchte ich es noch einmal. »Ich habe nichts in der Hand! Ja, da sind ein paar Verdachtsmomente, aber ...«
    »Verdachtsmomente reichen uns schon«, meinte Giddings.
    »Aber ich kann doch hier niemand beschuldigen, wenn ich keine Beweise habe!« protestierte ich.
    »Also, unter uns gesagt — wir machen das immer«, grinste Sellers. »Solange Sie’s

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