Der zweite Buddha
nur uns sagen und sonst niemand ...«
»Also gut«, resignierte ich. »Die ganze Geschichte fängt mit einem Modell an — mit einem Mädchen, das Malern und Fotografen Modell steht.«
»Sie meinen doch nicht etwa unsere kleine Freundin Sylvia Hadley?«
»Gerade die meine ich.«
»Sieh mal an...«, murmelte Sellers. Zu Giddings gewandt, fügte ‘ er hinzu: »Das ist immer so mit Donald, sobald ein Mädchen in ¡ Erscheinung tritt, kommt er in Form... Es dauert keine fünf Minuten, und sie weint sich an seiner Schulter aus. Irgendwie muß er a« | den Mutterinstinkt appellieren, weil er so klein und hilflos aussieht.« |
»Weiter!« drängte Giddings. »Was ist mit der Hadley?«
»Sie ist so eine Art Hehlerin, glaube ich.«
»Eine Hehlerin? Diese Puppe?«
Ich nickte. Ich stellte sofort fest, daß diese Bewegung unvorsichtig war. Das Zimmer begann langsam um mich zu kreisen. Zum Glück merkten die beiden nichts von meinem Zustand. Giddings hatte keine Ahnung, wie nahe er dem wirklichen Sachverhalt kam, als er, zu Sellers gewandt, meinte: »Der ist nicht ganz klar im Kopp!«
Sellers war anderer Ansicht. »Laß ihn mal weiterreden, Thad«, empfahl er. »Irgendwas muß da dran sein; das hat er sich bestimmt nicht aus den Fingern gesogen... Weiter, Donald. Sie halten die Hadley also für eine Hehlerin. Wie sind Sie darauf gekommen?«
»Sie rennt seit einiger Zeit mit einem viel älteren Mann ‘rum«, erklärte ich, »einem gewissen Mortimer Jasper; er ist ein Kunstsamm1er oder so was Ähnliches. Wenn Sie ihn sehen, werden Sie verstehen, daß die kleine Hadley kaum zarte Gefühle für ihn hegen dürfte. Die Bindung muß einen materiellen Hintergrund haben.«
»Nämlich?« fragte Giddings.
»Ich habe den Verdacht... Verstehen Sie mich recht, es ist ein vager Verdacht vorläufig... Also, ich halte es für denkbar, daß er sie! mit gewissen Informationen versorgt, daß er sie über den Wert gewisser Kunstgegenstände unterrichtet, die sie dann klaut und verscheuert.«
Giddings warf einen verzweifelten Blick zu Sellers hinüber und stöhnte: »Lieber Himmel, wie blöd kann ein Mensch eigentlich werden?«
»Halt den Mund, Thad«, grunzte Sellers, ohne mich aus den Augen zu lassen. »Weiter, Donald! Was steckt hinter der ganzen Geschichte? Sie müssen sich doch irgendwas dabei denken!«
»Das ist es ja gerade«, sagte ich mutlos. »Weiter bin ich noch nicht gekommen. Ich wollte Jasper aufsuchen und ihm ein paar diskrete Fragen stellen, ich habe ihn aber gar nicht erst zu Gesicht bekommen. Als ich bei ihm vorfuhr und den Wagen parkte, da krochen diese zwei Ganoven aus dem Fond und zwangen mich, auf ein Baugrundstück zu fahren. Und dort haben sie mich zusammengeschlagen.«
»Das ist das einzige, was ich Ihnen abkaufe«, grinste Giddings. »Es klingt so logisch, und dann liegen ja auch die Beweise dafür vor.«
Sellers ignorierte ihn. »Glauben Sie, daß zwischen diesem Jasper und den beiden Gaunern ein Zusammenhang besteht?« fragte er.
»Ausgeschlossen«, meinte ich und versuchte, sehr überzeugt zu wirken. »Was sollte Jasper damit zu tun haben? Nein, ich vermute, daß die Hadley dahintersteckt. Sie hat wahrscheinlich gemerkt, daß ich ihr auf der Spur war, und da wollte sie mich erst einmal für eine Weile in die Reparaturwerkstatt schicken.«
»Haben die beiden Ihnen etwas abgenommen?« wollte Sellers wissen.
»Abgenommen? Wie meinen Sie das?«
»Na, hatten Sie zum Beispiel irgendwelches Beweismaterial bei sich, das die Burschen haben wollten?«
»Nein.« Ich schüttelte — sehr behutsam — den Kopf. »Sonst würde ich vorsichtiger gewesen sein. Ich hatte eine Idee, das war alles.«
Sellers und Giddings tauschten einen Blick. »Da könnte was dran sein«, überlegte Sellers. »Er hat zwar wahrscheinlich das Pferd am falschen Ende aufgezäumt, aber immerhin ...«
»Möglich«, gab der ungläubige Thaddäus zu. »Wir sollten’s vielleicht mal probieren ...«
Es entstand eine Pause. Dann wies Giddings mit dem Daumen auf mich: »Und was machen wir solange mit ihm?«
»Den nehmen wir mit«, entschied Sellers.
Giddings machte ein ablehnendes Gesicht, aber Sellers war hartnäckig. »Du kennst ihn nicht so gut wie ich«, meinte er. »Vielleicht will er uns ‘reinlegen. Haben wir ihn aber dabei, wenn wir bei der Kleinen aufkreuzen, dann werden wir das an ihrer Reaktion merken. Sie ward denken, er will sie hochgehen lassen, und wird loskeifen. Auf die Art erfahren wir dann einiges.«
»Ich weiß
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